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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sofort Ablehnung und Feindschaft entgegen oder die Türen blieben zu. Der Besuch in diesem Haus war ein Flop.
    Wieder auf der Straße rief ich Hauptkommissar Brinkhoff an und fragte, ob ich ihn besuchen könnte. Ich wollte ihm von meiner Theorie erzählen. Die Kriminalpolizei hatte andere Möglichkeiten, eine verschwundene Frau und ihr Baby ausfindig zu machen.
    »Sie haben ja wohl einiges erlebt, Frau Grappa«, begrüßte mich der Kripomann. »Habe Ihre Artikel mit Spannung gelesen. Aber jetzt ist ja wohl alles aufgeklärt – dank der segensreichen Tätigkeit des neuen Staatsanwaltes.«
    »Also glauben Sie auch an einen Krieg zwischen konkurrierenden Drogenkartellen?«
    »Wäre die einfachste Lösung«, wich er meiner Frage aus. »Die Umstände sehen tatsächlich nach Hinrichtung aus. Und nach einem Profikiller. Wollen Sie Kaffee? Habe ihn gerade frisch gekocht.«
    »Klar.«
    Er kannte meine Passion für die schwarze Brühe und hatte wohl extra für mich die kleine Kaffeemaschine in seinem Büro angeworfen. Ich nahm eine Tasse und erläuterte ihm meine Theorie. Während ich erzählte, beobachtete ich Brinkhoffs Gesicht. Er hörte interessiert zu.
    »Moment«, sagte er. »Ich hole mal eben die Aussage, die Betty Blue damals gemacht hat.«
    Er ging zu einem Rollschrank und zog einen Ordner hervor. »Hier haben wir es doch schon. Haben Sie nicht gesagt, dass die Frau aus Thailand kommt?«
    »Ja, klar«, antwortete ich.
    »Sie hat aber einen deutschen Personalausweis vorgelegt.«
    »Na gut, dann kam sie eben ursprünglich aus Thailand.«
    »Nein. Ich habe sie gefragt. Sie sagte, dass ihre Familie aus Vietnam kommt und dass sie dort noch viele Verwandte habe. Auch der richtige Name ist ja vietnamesisch: To Dinh Huong.«
    »Ich dachte immer, sie käme aus Thailand.«
    »Ich habe die Passnummer notiert. Moment.«
    Der Hauptkommissar ging zu seinem Computer und ich beobachtete, wie er sich in eine amtlich aussehende Seite einloggte. Vermutlich in ein Melderegister.
    »Es dauert einen kleinen Moment«, entschuldigte er sich. »Das Ding ist heute verdammt langsam. Die lieben Kollegen surfen mal wieder, was das Zeug hält.«
    »Kein Problem.«
    »Der Personalausweis ist jedenfalls echt«, murmelte Brinkhoff. »Ich versuche nochmal was anderes.«
    Wieder tippte er irgendwelche Adressen ein und auf dem Monitor öffneten sich andere Seiten.
    »Aber ... na so was! Das ist aber interessant!«
    Er drehte sich zu mir um: »Ich bin jetzt in der Vermisstenkartei. Eine To Dinh Huong ist vor sechs Monaten spurlos verschwunden. Ihr letzter Wohnort war Berlin.«
    »Und wer hat sie als vermisst gemeldet?«
    »Eine Frau. Sie heißt Brigitte Meier.«
    »Brigitte Meier? So nannte sich die Frau, die in Venedig war und sich die Wasserleiche angesehen hat!«
    »Welche Wasserleiche?«
    Ich erklärte es ihm.
    »Da ist eine Telefonnummer angegeben. Ich drucke die Seite aus.«
    »Was bedeutet das nur?« Ich blickte Brinkhoff fassungslos an, konnte mir keinen Reim auf die Sache machen, falls sich da überhaupt etwas reimte.
    Der Hauptkommissar holte das Blatt aus dem Drucker und griff zum Telefonhörer.
    »Das werden wir gleich wissen«, sagte er entschlossen und tippte die Nummer ein.

Denken? – Keine Chance
    Die Beobachtungen und Begegnisse des Einsam-Stummen sind zugleich verschwommener und eindringlicher als die des Geselligen, seine Gedanken schwerer, wunderlicher und nie ohne einen Anflug von Traurigkeit. Bilder und Wahrnehmungen, die mit einem Blick, einem Lachen, einem Urteilsaustausch leichthin abzutun wären, beschäftigen ihn über Gebühr, vertiefen sich im Schweigen, werden bedeutsam, Erlebnis, Abenteuer, Gefühl. Einsamkeit zeitigt das Originale, das gewagt und befremdend Schöne, das Gedicht. Einsamkeit zeitigt aber auch das Verkehrte, das Unverhältnismäßige, das Absurde und Unerlaubte ...
    Ja, das war es. Ich dachte nicht straight genug, war zu gesellig, um klar zu sehen und das Absurde und Falsche vom Originalen unterscheiden zu können.
    Brinkhoff hatte Brigitte Meier erreicht. Sie kam nicht aus Bierstadt, sondern aus Berlin, war keine junge Asiatin, sondern eine Frau von fast siebzig Jahren, die vormals Leiterin eines SOS-Kinderdorfes in Berlin gewesen war. Sie wurde die ›Mutter‹ von To Dinh Huong, nachdem jene als kleines Mädchen aus Vietnam ins Dorf gebracht wurde. Die kleine Vietnamesin war krank gewesen, eine Knochenentzündung im Bein war hier in einer Klinik behandelt worden. Später erhielt sie eine Ausbildung als

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