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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wir nicht vor. Bierstadt war zwar nicht so schön wie Venedig, aber es war meine Heimat. Ich freute mich schon auf mein erstes Gespräch mit Bäckersfrau Schmitz, auf die Ironismen von Peter Jansen, meinen Kampf gegen Nikotinmissbrauch in der Redaktion, die Frotzeleien zwischen den Knipsern und mir und den täglichen Wettlauf gegen die Öffnungszeiten von Supermärkten.
    Ein letztes Mal hetzten Kati und ich brückauf und brückab, die Koffer hinter uns herziehend. Ziemlich abgekämpft kamen wir an der Busstation am Piazzale Roma an.
    Die Busse und Boote spuckten gerade Hundertschaften von Touristen aus, die schwätzend an uns vorbei in die Stadt ausschwärmten, mit Stadtplänen, Ferngläsern und Fotokameras ausgerüstet.
    Beim Anblick manch farbenfroher Ballonseidenanzüge glaubte ich, den lauwarmen Dunst Bierstädter Kneipen zu schnuppern; und der unkomplizierte Imperativ, den der Revierbürger mit Kurzsätzen wie »Mutta, komma her!« oder »Gehda wech!« kreiert hatte, stimmte mich plötzlich heiter. Bierstadt, ich komme.
    Zwei Stunden später flog die Maschine einen weiten Bogen über die Dogenstadt und wieder einmal wunderte ich mich über die Besonderheit des Anblicks. Die goldenen Mosaike von San Marco glänzten, das Meer war graublau, der Himmel produzierte dramatische Wolkengewölbe.
    Ich las erneut im Mann, als ich etwas sehr Heißes auf meinen Schenkeln spürte.
    Der Flieger hatte sich etwas zu heftig der Stadt abgewandt und Kati über meiner Hose Kaffee gelassen.
    »Tut mir Leid«, meinte die Blondine und versuchte, das Nasse mit einer Serviette aufzutupfen. Selbst die Novelle war etwas in Mitleidenschaft geraten.
    Ich tupfte den Kaffee vom Papier. Die Brühe hatte folgenden Satz blassbraun markiert: Denn der Mensch liebt und ehrt den Menschen, solange er ihn nicht zu beurteilen vermag, und die Sehnsucht ist ein Erzeugnis mangelhafter Erkenntnis.
    Kompliment, Maestro, dachte ich, genauso ist es. Nur Unkenntnis erzeugt Verliebtheit. Was wusste ich denn schon von Baci? Fast gar nichts. Nur eins war sicher: Er roch nach Zimt.
    »Was hast du, Grappa?«, fragte Kati. »Tut mir wirklich Leid mit dem Kaffee. Ich bin ein Trampel.«
    »Mach dir keine Sorgen«, murmelte ich. »Es ist alles okay.«

Brötchen, Bilder und bezahlen
    Sie räumte gerade die frisch gebackenen Brötchen ins Regal. Täuschte ich mich oder war ihr Rücken tatsächlich krummer als vor meiner Abreise, machte es ihr mehr Mühe als sonst, das schwere Blech zu hieven und vom Backgut zu befreien?
    »Hallo«, sagte ich. »Da sind wir wieder.«
    Anneliese Schmitz drehte sich langsam um. Ihre Miene hellte sich auf.
    »Die Frau Grappa!«, rief sie. »Wieder im Land. Wie isses denn so?«
    »Muss«, sagte ich. »Und selbst?«
    »Muss. Ich hab das Blatt gelesen. Wer is denn nu der Mörder? Die beiden Männer?«
    Das Tageblatt hing – in eine Stange geklemmt – an der Garderobe. Ich guckte nach und entdeckte die knappe Meldung, die von der Festnahme zweier Männer in Venedig berichtete.
    »Milchkaffee?«
    »Klar. Und wenn Sie mir dann noch ein paar Brötchen einpacken würden? Und ein Roggenbrot.«
    Kati war schon in die Wohnung vorgegangen, um die Heizung aufzudrehen und die Post zu sichern, und ich hatte versprochen, etwas Essbares aufzutreiben. Kein Problem, denn es war ja erst früher Nachmittag.
    Ich trabte in Schmitzens Bistro und setzte mich.
    »Die Witwe macht echt einen drauf«, erzählte Frau Schmitz, als sie mir den dampfenden Milchkaffee vorsetzte. »Kohle scheint ja genuch da zu sein.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
    »Hab mir gedacht, dass es nicht schaden kann, die mal im Blick zu behalten«, antwortete sie. »Nussecke?«
    »Lieber nicht. Hab wohl zugenommen in Venedig.«
    »Ach was!« Sie ging in den Nebenraum und kam mit meinem zweitliebsten Gebäck zurück. Es war frisch und weich und duftete.
    »Eima is keima.«
    »Wennet so wär«, passte ich mich an und grabschte willenlos nach dem Dreieck. Es zerging, leicht krümelnd, auf meiner Zunge.
    »Was macht die Witwe denn nun so?«, fragte ich.
    »Auktionen. Sie tut die Bilder von ihrem Alten verscherbeln. Auch für 'n guten Zwech. Steht inner Zeitung.«
    »Mit Erfolg?«
    »Scheint so.«
    »Ist doch okay«, sagte ich. »Sie ist lange genug von ihrem Kerl beschissen worden. Jetzt ist sie dran.«
    Anneliese Schmitz nickte. »Ist die Blonde noch bei Ihnen?«
    »Ja. Sie wartet oben. Hat bestimmt ordentlich Appetit auf deutsches Brot.«
    »Männermäßig was passiert?« Mit dieser

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