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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Baumarkt und gegenüber von einer Holzhandlung. Holz-Elend.«
    »Holz-Elend?« Ich verstand Bahnhof.
    »Die heißen eben so. Der Besitzer. Elend wie Glück.«
    »Elend passt nicht zu Glück«, widersprach ich. »Glück passt zu Pech. Elend passt zu Kummer. Und Pech zu Schwefel.«
    »Ich versteh kein Wort.«
    »Macht nichts«, sagte ich aufmunternd. »Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen, Wayne?«
    »Mein Name ist Pöppelbaum. Wayne Pöppelbaum.«
    »Pöppelbaum«, wiederholte ich langsam und grinste.
    Susi brachte den Kaffee – in den Hüften wiegend wie ein Katamaran in schwerer See.
    »Bitte!«, strahlte sie und stellte die Becher auf den Tisch.
    »Danke, Susi«, lächelte ich. »Das ist übrigens Wayne. Special Agent Wayne Pöppelbaum. Mit der Lizenz zum Knipsen und Frauenflüstern. Er ist mir bei der Aufklärung des Mordes an Toninho behilflich.«
    »Wenn mal was ist, Mädels«, sagte Wayne und schüttelte sein Haar für uns. »Dann ruft mich einfach an. Hier ist meine Karte.«
    Wayne Pöppelbaum. Auf der Karte prangte nicht nur der Name, sondern auch der Titel Videoreporter, 24 Stunden erreichbar – auch an Sonn- und Feiertagen.
    »24 Stunden erreichbar«, las Susi atemlos. »Haben Sie denn keine Familie?«
    »Ein Mann wie ich muss Prioritäten setzen«, meinte Pöppelbaum und klemmte seinen stahlblauen Blick in ihren Ausschnitt. »Und jetzt ciao, ihr Süßen. Ich muss.«
    Er dampfte ab – nicht ohne das Haar fliegen zu lassen. Ich glaubte, die Gehirnzellen an die Hirnschale prallen zu hören.
    »Geiler Typ«, strahlte Susi. »Hat er wirklich keine Familie?«
    »Doch. Seine Mutter koordiniert die Einsätze, die beiden Schwestern machen die Abrechnungen und Oma putzt das Büro.«

Lunaversichert und einzelgeteilt
    Kurz vor Feierabend war der Vertrag perfekt, das Westfalenstadion verlor seinen Namen und wurde für 60 Millionen Euro in Luna-Arena umbenannt.
    Luna war der Name eines Versicherungskonzerns, eine der wenigen Branchen, denen es in unserem Land noch gut ging – vermutlich weil sie gute Rechtsabteilungen hatten, die im Schadensfall Zahlungen verhinderten.
    Natürlich waren die Fans empört, doch Sauerwald und seine Führungsriege hatten die Finanzen des Vereins in den letzten Jahren gnadenlos gegen die Wand gefahren. Der Schwarz-Gelb 09 war der einzige börsennotierte Fußballverein Deutschlands. Der Wert der Aktie hatte bei der Ausgabe bei elf Euro gelegen – inzwischen betrug er nur noch knapp zwei Euro. Überteuerte Einkäufe mit immensen Ablösesummen und Millionengehälter für Spieler und Funktionäre hatten den Verein Richtung Konkurs getrieben.
    Toninho war einer der letzten Millionencoups gewesen, die der Präsident abgesegnet hatte. Vor einem halben Jahr war der Brasilianer für weitere zwei Jahre verpflichtet worden. Kostenpunkt: vierzig Millionen Euro.
    Harras und Jansen kümmerten sich um die Neuigkeit, die mich nur insofern interessierte, als sie ein Beweis für das jahrelange Missmanagement von Sauerwald & Co war.
    Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Meine kleine Bäckerei hatte noch geöffnet, ein Ciabatta-Brot würde mir und Margit sicherlich gut schmecken. Wahrscheinlich hatte der Neffe es schon weltmeisterlich umgetauft und es hieß inzwischen Latte italiano.
    »Ich hab was für Sie«, sagte Moritz Müller, als er mich erblickte.
    »Hoffentlich ein schönes Weißbrot.«
    »Auch. Aber hier! Ich habe Ihnen Hangetsus gebacken.« Er reichte mir einen Teller.
    »Mandelhörnchen?«, fragte ich verdattert.
    »Mandelhörnchen auf Japanisch heißt Hangetsu – übersetzt: Halbmond.«
    »Wegen der Form?«, schloss ich blitzschnell.
    »Genau.«
    »Aber es fehlt was«, nörgelte ich. »Die Schokolade an beiden Enden.«
    »Haben Sie schon mal was von einem Halbmond mit Schokoenden gehört?«
    »Nö. Aber die sind das Wichtigste.«
    »Okay. Das nächste Mal. Ich schenke Ihnen die hier.«
    »Das ist aber lieb. Und jetzt noch eine Latte italiano, bitte.«
    Moritz Müller dachte kurz nach und reichte mir ein Baguette.
    »Ist zwar 'ne Latte aus Frankreich – aber ist eh fast derselbe Teig.«
    Margit Sauerwald war verschwunden. Von einer Nachbarin erfuhr ich, dass am Nachmittag eine gepflegte Dame mittleren Alters mit einem großen Wagen vorgefahren war.
    »Ich hab ihr gesagt, dass Sie auf der Arbeit sind, Frau Grappa«, erzählte die Frau. »Doch dann drückte jemand die Tür auf und sie war drin. Ein bisschen später kam die Dame mit einem Mädchen raus.«
    Ich war zu spät gekommen, Mutter

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