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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Sauerwald hatte ihre Tochter eingefangen. Meine exklusive Informationsquelle war vorläufig versiegt.
    Frustriert öffnete ich eine Flasche Wein, zerschnitt das Baguette, holte etwas Käse aus dem Schrank und mümmelte mein Abendbrot.
    Es klingelte. Irritiert hob ich den Kopf – das war nicht der Ton meines Handys, das war auch nicht die Türschelle. Ich folgte dem Sound und gelangte ins Wohnzimmer. Auf dem schwarzen Sofa lag ein Handy, das ich noch nie gesehen hatte.
    Margit muss es hier vergessen haben, schoss es mir durch den Kopf. Auf dem Display war keine Nummer zu sehen. Sollte ich das Gespräch annehmen?
    Ich verkniff mir den Reflex und überlegte, was ich mit dem unerwarteten ›Geschenk‹ anfangen sollte. Das Klingeln hatte aufgehört.
    Der Akku war nur noch halb voll, und wenn er erst leer sein würde, kam ich an keine Informationen mehr heran. Zuerst drückte ich die Telefonbuchtaste. Ich notierte alle Namen und Nummern, ohne über sie nachzudenken, dann überprüfte ich die SMS, schrieb auch hier Nummern und Texte ab und zuletzt sammelte ich die Nummern der gewählten, angenommenen und abgewiesenen Gespräche. Jetzt musste ich nur noch die Sprachnachrichten auf der Mailbox checken.
    Die Zeit lief. Meine Aktionen hatten den Energiespeicher des Gerätes viel Kraft gekostet. Ein paar Minuten später schaltete sich das Mobiltelefon tatsächlich aus.
    Ich studierte meine Listen: Das Telefonbuch enthielt viele Frauen- und nicht ganz so viele Männernamen und die dazugehörigen Telefonnummern, auch Toninhos Namen hatte ich gefunden.
    Im SMS-Ordner waren nicht viele Nachrichten gespeichert und auf den ersten Blick waren sie belanglos – bis auf eine: Acordei com um aperto no peito e percebi que a distancia nao destruira o nosso amor ...
    Das war Portugiesisch. Ich verstand nur die Begriffe distancia und amor wegen ihres romanischen Wortstamms, Entfernung und Liebe, destruira musste etwas mit dem Verb zerstören zu tun haben. Toninho hatte die SMS vor drei Wochen an Margit Sauerwald gesendet.
    Trotz der späten Stunde konnte ich es mir nicht verkneifen, mir ein Hangetsu zu gönnen. Gar nicht übel, was der Neffe da zusammengemengt hatte!

Mütterlicher Besuch
    Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Das war kein Handy oder das Festnetztelefon, das Geläut kam von der Tür. War Margit Sauerwald zurückgekommen?
    Verschlafen schlich ich zur Sprechanlage. »Ja?«
    »Erika Sauerwald. Ich muss Sie sprechen, Frau Grappa.«
    »Wissen Sie, wie viel Uhr es ist?«, fragte ich.
    »Das weiß ich.«
    Fieberhaft überlegte ich.
    »Ich habe schon geschlafen und bin auf Besuch nicht eingerichtet«, versuchte ich, Zeit zu gewinnen.
    »Bitte! Es ist wichtig!«
    »Geben Sie mir fünf Minuten«, sagte ich. »Dann lasse ich Sie rein.«
    »In Ordnung.«
    Ich rannte zum Fenster und schaute hinaus. Da unten stand sie. Erika Sauerwald hatte sich eine Zigarette angesteckt – im Licht der Glut konnte ich ihr Gesicht erkennen.
    Schnell räumte ich die Blätter beiseite, auf denen ich die Informationen aus Margits Handy notiert hatte, das Mobiltelefon landete in einer Schublade.
    Im Bad warf ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, kämmte mich und setzte die Brille auf, fertig. Schon klingelte es wieder. Die Dame konnte es anscheinend kaum erwarten.
    Erika Sauerwald hatte müde Augen, blondiertes, dichtes Haar und ein fast faltenfreies Gesicht. So glatt, dass dies nicht das Resultat einer guten Hautcreme sein konnte. Ich tippte auf einen versierten Schönheitschirurgen.
    So oder so war sie eine schöne Frau: hohe Wangenknochen, fein geschwungene Lippen, die Augen mandelförmig, ein Gesicht von slawischem Ebenmaß, das im schlechtesten Falle nichts sagend, im besten ausgesprochen anziehend wirkte. Mutter und Tochter sahen sich sehr ähnlich.
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte ich. »Möchten Sie etwas trinken?«
    Sie lehnte ab. Die Finger der linken Hand waren in einer roten, teuren Handtasche verkrallt.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte ich, denn die rechte Hand steckte in einem weißen Verband.
    »Ja.«
    »Golf oder Tennis?«, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.
    »Beim Gärtnern«, konterte sie. »Ich habe Rosen geschnitten.«
    Ihr Parfum hatte trotz der späten Stunde durchgehalten und der Raum füllte sich mit einem Geruch, der mich unangenehm berührte – er war schwer und dumpf.
    »Wollen Sie vielleicht den Mantel ablegen?«
    »Ich bleibe nur kurz«, sagte sie und schaute sich ungeniert um. »Die Klinik wäre der bessere Ort

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