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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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satanischen Hohepriesters gab.
    »Wein?«, fragte Pöppelbaum.
    »Immer.«
    Er schnippte mit den Fingern nach der Kellnerin. Das machten spanische Machos wohl so.
    »Deine Stammkneipe?«, fragte ich.
    »Eher eine Informationsbörse«, antwortete er. »Hier kriegst du Sachen mit, du glaubst es nicht.«
    »Dir glaub ich fast alles«, sagte ich.
    »Vor drei Wochen gab's genau vor der Tür eine Schießerei«, erzählte der Bluthund. »Ich war als Erster da, weil ich schon hier saß. Türkische Waffenhändler gegen albanische Menschenhändler. Und ich habe alles mit meinem Baby festgehalten.« Fast zärtlich legte er seine Hand auf die Digi-Kamera.
    »Und wer hat gewonnen?«, fragte ich.
    »Unentschieden. Die Bullen kamen zu früh. Aber ein Albaner blieb liegen. Beinschuss.«
    »Und sonst?«, wollte ich zu einem anderen Thema kommen.
    Die Kellnerin brachte den Wein – abgefüllt in einem irdenen Krug. So konnte man das Etikett wenigstens nicht sehen.
    »Ich hab mal die Lauscher aufgestellt«, sagte Wayne. »Toninho ist nicht nur an ein paar Läden beteiligt, sondern er wollte sogar noch welche aufmachen. Direkt an der Bannmeile. Kennst du Don Prosecco? «
    »Nicht persönlich.«
    »Theo Böhme. Schwager vom Sauerwald. Der wollte ihm das Geschäft nicht gönnen. Praktisch, dass Toninho jetzt weg ist, oder?«
    »Allerdings.« Ich nahm einen Schluck Rotwein. Er war zu kalt. »Toninho wollte Böhme also in die Suppe spucken?«
    »Und wie. Mädchen vom Zuckerhut, geile Bars mit geilen Drinks – und alles an Böhme und der Fifa vorbei. Zehn Meter weg vom Sperrbezirk.«
    Waynes Infos waren interessant, aber nicht elektrisierend.
    »Toninho hat eine große Sippe«, plapperte Pöppelbaum weiter. »Onkel, Tanten und Brüder. Die hätte er eingeflogen und dann echt Geld gescheffelt.«
    »Klar, dass das Böhme nicht passt«, murmelte ich.
    »So isses.« Pöppelbaum schaute zufrieden.
    »Meinst du, er steckt hinter der Entführung?«
    Der Special Agent zuckte die Schultern. »Wär doch 'ne Idee, oder?«
    »Und warum verschickt er Toninhos Fuß? Das passt doch gar nicht.«
    »Doch, tut es. Weil Böhme von sich ablenken will. Es soll so aussehen, als sei ein geheimnisvoller Killer am Werk.«
    »Wie heißt nochmal der Laden im Norden?«, fragte ich. »Der Club gegenüber der Holzhandlung?«
    »Club Nachtschicht.«
    Der Bluthund sollte weiter die Augen und Ohren offen halten und durfte mich jederzeit anrufen. Er störte ja niemanden, der Wert auf ein bürgerliches Familienleben legte.
    Das war ein Vorteil des Single-Daseins: Ich war die Erste, die Licht anmachte und das Radio einschaltete. Nichts und niemandem verpflichtet, kein Wie-war-dein-Tag-Schatz? und keine Nörgelei, dass das Essen erkaltet, die Kinder frech waren und keine Frage von der beliebten Wo-kommst-du-denn-jetzt-noch-her? -Qualität.
    Klar, es fehlten Ansprache, Kuschelschulter und Sex. Aber dafür konnte ich Musik hören, so oft und so laut ich wollte, verlottert herumstreifen und mich mit Buch oder Zeitung aufs Sofa werfen und mich meinen Gedanken hingeben.
    Zu Hause las ich die Zeitungen quer; ich hatte, um zu verfolgen, was in der großen weiten Welt geschah, zwei überregionale Zeitungen abonniert. Auch hier kam man natürlich nicht an der Weltmeisterschaft vorbei. So war in den WM-Notizen der Süddeutschen heute Folgendes zu lesen:
    Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands befürchtet, dass vor der Fußball-WM Zwangsprostitution und Menschenhandel zunehmen. Massensport und Prostitution hätten leider mehr miteinander zu tun, als man allgemein vermute. Die Gemeinschaft appellierte an Bundespräsident Horst Köhler und den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, sich zu diesem Problem zu äußern. Es sei damit zu rechnen, dass mehr als 30.000 Frauen, vornehmlich aus Osteuropa, zur Prostitution in die deutschen WM-Städte gebracht würden.
    Die Welt zu Gast bei Freunden – so der Slogan der internationalen Fußballschau – jetzt machte der Satz wirklich Sinn.
    Ich wählte erneut die Club- Nummer aus Margit Sauerwalds Handy-Telefonbuch. Es meldete sich jemand mit einem schlichten »Ja, bitte?«.
    Ich fragte, ob ich mit dem Club Nachtschicht verbunden sei, und die Stimme bejahte. Nachdenklich legte ich den Hörer auf.
    Selbst wenn der Starfußballer an dem Laden beteiligt war: Warum hatte ein achtzehnjähriges Mädchen aus gutem Hause die Nummer eines Bordellbetriebes in seinem Handy gespeichert?

James Bond aus Rio
    Ich ging wieder

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