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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nicht.«
    »Manchmal kommen auch Ehepaare hierher – um ihre Erotik aufzufrischen. Sie genießen die Bordellatmosphäre.«
    »Wem gehört dieses Haus eigentlich?«, fragte ich.
    »Ich habe es gemietet«, antwortete Esther Klein.
    »Und von wem?«
    Sie sah mich prüfend an. »Ist das so wichtig?«
    »Eigentlich nicht. Ist die Antwort ein Problem für Sie?«
    »Ja.«
    »Ich kann auch im Grundbuchamt nachsehen«, sagte ich.
    »Dann tun Sie es.«
    »Ich weiß, dass das Haus Toninho Baracu gehört.«
    »Warum fragen Sie dann? Nicht nur dieses Haus gehört ihm«, sagte sie, »sondern fast das ganze Viertel.«
    »War Toninho auch Kunde hier?«
    »Aber nein«, antwortete Esther Klein. »Er betrachtete den Betrieb nur als Geldanlage. Ich habe ihn nie persönlich gesehen. Die Verhandlungen habe ich immer mit seinem Büro geführt.«
    »Welches Büro?«
    »Büro Theo Böhme«, sagte Esther Klein. »Vermögensverwaltung.«
    »Böhme vermarktet also die Weltmeisterschaft, verwaltet Toninhos Vermögen und ist ganz zufällig der Schwager des Präsidenten des Fußballvereins Schwarz-Gelb«, murmelte ich perplex.
    »So ist das Leben nun mal.«
    »Regt Sie das nicht manchmal auf?«, fragte ich. »Die Mädchen hier in der Straße kriegen höchstens dreißig Euro für eine Nummer, frieren sich sonst was ab und laufen noch Gefahr, krank, von Freiern beleidigt, zusammengeschlagen oder getötet zu werden. Dreißig Euro!«
    »Was erwarten Sie von mir?« Esther Klein war verärgert.
    »Kennen Sie dieses Mädchen hier?« Ich zog ein Foto von Margit Sauerwald aus meiner Tasche.
    Sie warf einen Blick auf das Foto und sagte: »Das ist Margit Sauerwald.«
    »Stimmt. War sie schon mal hier?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, antwortete sie. »Ist hier ja wohl kaum der Aufenthaltsort für eine höhere Tochter, oder?«
    »Das sehe ich auch so. Merkwürdig nur, dass die Nummer des Clubs in ihrem Handy abgespeichert ist.«
    »Ob das so ist und was es bedeuten könnte, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, Frau Grappa. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss mich ums Geschäft kümmern.«
    Der Satz kam einem Rausschmiss gleich und ich verabschiedete mich. Der Besuch hier war aufschlussreich genug gewesen. Simon Harras würde mir einiges erklären müssen.

Goldgelbe Brötchen
    Ich saß beim Kaffee, knabberte an einem alten Knäckebrot und hatte Kopfweh. Meine Wunde schmerzte wieder. Lag es am ständigen Wetterumschwung? Gestern hatte es ununterbrochen geregnet, jetzt hatte der Wind die Wolken verscheucht und die Sonne strahlte wieder über Bierstadt.
    Vor mir lagen die Zeitungen. Toninho wurde an diesem Morgen erwartungsgemäß in den Gazetten als Fußballer des Jahres heftig gefeiert. Da der Ausgezeichnete nichts mehr sagen konnte, hatten die Zeitungen frühere Zitate des Spielers veröffentlicht.
    Eins gefiel mir besonders gut:
    Nur dank des Fußballs habe ich ein erfülltes Leben. Wenn ich spazieren gehe, wenn ich fernsehe, wenn ich schlafe: Immer habe ich einen Ball an meiner Seite. Der Ball ist meine Freundin, mein Kumpel, er ist alles für mich. Im Fußballspiel steckt auch Zärtlichkeit. Man muss den Ball so mit den Füßen streicheln, dass er im Netz des Gegners landet.
    Ich machte mich fertig und verließ das Haus. Im Vorbeifahren sah ich, dass Anneliese Schmitz in ihrer Bäckerei Brote in die Auslage räumte. Mit quietschenden Reifen bremste ich und drückte kurz darauf die Tür auf.
    »Tach«, sagte ich.
    »Die Frau Grappa!« Anneliese Schmitz strahlte mich an. Sie hatte die gewohnte Ganzkörper-Kittelschürze an, blau-weiß-gelb mit großen weißen Knöpfen. »Wusstich ja, dass Sie nicht kaputtgehn! Gut sehen Sie aus.«
    »Danke. Ist Ihre Fortbildung endlich zu Ende?«
    »Ja. War aber dummes Zeuch.«
    »Warum?«
    »Na ja, nach zwei Tagen bin ich weg. Urlaub im Schwarzwald.«
    »Und sonst?«, fragte ich.
    »Muss. Wie hatters denn so gemacht?«, wollte sie wissen.
    »Wer?«
    »Moritz.«
    »Na ja«, meinte ich. »Er hat sich bemüht.«
    »Schade.« Sie öffnete die Backofentür, hinter der die Brötchen von gold zu braun gebacken wurden.
    »Der Junge will Konditor werden«, erklärte Anneliese Schmitz. »Der hat mit Brot nix am Hut, der steht auf Torten.«
    »Brot ist aber das Schönste auf der Welt«, sagte ich. »Torten sind doof. Außer Mandelhörnchen. Die hat er aber ganz gut hingekriegt.«
    »Hatter mir erzählt. Hangetsus nennt er sie«, nickte sie. »Halbmond ohne Schokoladenenden.«
    »Sie nehmen aber wieder

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