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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hatten sich hier wilde Müllkippen gebildet, auf denen das ›entsorgt‹ wurde, was bei der Abgabe in den Recyclinghöfen der Stadt Geld kostete: Elektromüll wie PC und Fernseher, Küchenschränke und Matratzen. Die Fenster waren hohle Löcher, die Türen aufgebrochen worden; Wohnungslose verkrochen sich hier zwecks Übernachtung und manchmal besuchten auch Drogenfreaks die leeren Häuser, um sich in Ruhe einen Schuss zu setzen.
    Blaulicht blinkte in der Ferne – ein Leuchtsignal, das mir schon oft den Weg zu den Orten des Schreckens gewiesen hatte.
    Die Straße war mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Ich parkte die Corvette mit großem Abstand und stieg aus. Sich zu Fuß zu nähern war unauffälliger, außerdem brauchte mich niemand in dem merkwürdigen Schlitten zu sehen.
    Der Bluthund hatte versprochen, vor dem Absperrband auf mich zu warten.
    Hoffentlich ist die Leiche schon verpackt, betete ich. Sie konnte längst nicht mehr ganz frisch sein, war vielleicht von Hunden und Ratten angeknabbert worden. Es reichte, wenn ich mir später die Fotos anschauen musste. Mein Magen lag schon jetzt wie ein Stein in meinem Leib.
    Mein Gebet wurde erhört – der Aluminiumsarg war bereits geschlossen. Das vermüllte Gelände war abschüssig und ich hatte einen Grund, nicht weiterzugehen, denn Wayne trabte an. »Da bist du ja.«
    Er war wieder mit sämtlichen Insignien der Blaulichtreporter ausgestattet, einer Digitalkamera, dem Fotoapparat, einer Tasche mit frischen Akkus, einem Mikrofon und dem Presseausweis am Band um den Hals.
    »Wo sind denn die anderen Bluthunde?«, fragte ich.
    »Im Stadion. Die gucken sich doch den Revierschlager an.«
    Es begann zu nieseln. Der Regen war so fein, dass meine Brille in kurzer Zeit undurchsichtig wurde.
    »Was hast du denn alles?«, fragte ich.
    »Alles. Auch die Leiche. Ich war früh genug da.«
    »Und? Wie sieht sie aus?«
    »Na ja«, dehnte Pöppelbaum. »Veröffentlichen kannst du das Foto nicht. Immerhin lag Toninho schon eine Weile hier und in der Gegend gibt es Ratten und streunende Katzen und so ein Viehzeug. Die hatten nichts Besseres zu tun, als ...«
    »Keine Einzelheiten«, bat ich und putzte meine Brille mit einem Taschentuch.
    Die Männer im Tal machten sich gerade daran, den Sarg nach oben zu schaffen. Hauptkommissar Brinkhoff und der Brasilianer Eckermann folgten der Kiste. Der Sonderermittler hatte Ähnlichkeit mit einem Leichenbestatter – er trug einen langen, schwarzen Wollmantel. Nur die nationalflaggenverzierte Baskenmütze störte das Bild.
    »Hallo, Herr Brinkhoff«, sagte ich. »Wer hat die Leiche denn gefunden?«
    »Frau Grappa! Haben Sie am Wochenende nichts Besseres zu tun, als sich in dieser finsteren Gegend herumzutreiben?«
    »Doch. Ich war gerade beim Fußball. Plötzlich zwitscherte mir ein Vögelchen, dass Toninhos Leiche gefunden worden ist.«
    »Das war ja wohl eher ein ausgewachsener Geier«, konterte Brinkhoff mit Blick auf den Bluthund. »Darf ich Ihnen Herrn Eckermann vorstellen?«
    »Hallo, Herr Eckermann«, meinte ich forsch und reichte dem Mann die Hand. »Endlich lernen wir uns mal kennen – wenn auch unter tragischen Umständen.« Er ließ meine Hand in der Luft hängen.
    »Auf Ihre Bekanntschaft lege ich keinen Wert«, entgegnete er. Der Nieselregen hatte auch seine Brille mit einem feuchten Schleier überzogen.
    »Ich verstehe, dass Sie betroffen sind, weil Sie Herrn Toninho nicht retten konnten«, sagte ich und packte meine Hand wieder ein. »Aber lassen Sie Ihren Frust bitte nicht an mir aus. Ich mache nur meinen Job.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Der Bluthund nutzte die Chance für ein Foto. Eckermann bemerkte es und wandte sich ab.
    »Kann mir jemand diese Leute vom Hals schaffen?«, brüllte der Brasilianer.
    »Sie befinden sich in einem freien Land mit einer demokratischen Grundordnung. Das hat Ihnen wahrscheinlich noch niemand gesagt. Pressefreiheit heißt das Zauberwort«, entgegnete ich.
    »Blutjournalismus ist das«, blaffte er. »Und jetzt verschwinden Sie, Sie aufdringliche Person!«
    »Schluss jetzt!«, mischte sich Hauptkommissar Brinkhoff ein. »Ich verbitte mir das Gebrüll.«
    »Sagen Sie das mal Ihrem Freund«, zeterte ich. »Und erklären Sie ihm, welche Aufgabe eine freie Presse in einem freien Land hat.«
    Eckermann ließ uns stehen und stapfte mit wütenden Schritten zu einem der Polizeifahrzeuge.
    Ich sah ihm nach. »So ein Arsch!«
    »Sie müssen das verstehen«, versuchte Brinkhoff zu erklären. »Eckermann

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