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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ist. Die Erde am Fundort wurde abgetragen und sichergestellt.
    Ich hatte den Text gerade abgespeichert, als Beate Schlicht anrief. Sie war auf dem neuesten Stand der Entwicklung – Brinkhoff hatte sie zu Hause angerufen.
    »Jetzt wird es noch schwieriger, Toninho an den Pranger zu stellen«, sagte sie. »Alle Welt wird vor Mitleid zerfließen.«
    »Ich kann verstehen, dass Sie das ärgert«, entgegnete ich.
    »Allerdings. Lassen Sie uns endlich mit Margit Sauerwald reden.«
    »Ja, das müssen wir«, stimmte ich zu. »Lust, heute Abend ein Gläschen Wein bei mir zu trinken?«

Keine Brötchen ohne Lizenz
    Auf dem Weg nach Hause sah ich in der Bäckerstube von Anneliese Schmitz Licht – obwohl es Sonntag war.
    Ich stoppte meinen Wagen vor dem Laden und klopfte an die Tür. Anneliese Schmitz winkte, kletterte von einem dreibeinigen Schemel und öffnete.
    »Frau Grappa«, lächelte sie. »Immer im Dienst, was?«
    »Tach auch«, sagte ich. »Wie isses?«
    »Muss.«
    »Sie leben ganz schön gefährlich«, meinte ich. »Irgendwann kippt der Schemel um und Sie brechen sich was.«
    »Sie leben – glaub ich – gefährlicher. Jetzt ist der Schwatte auch tot. Von der Brücke gefallen.«
    Der Schwatte. Früher hatte sie meinen Kater so genannt.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Können Sie morgen im Blatt nachlesen. Ich brauch was zu essen, gleich kommt Besuch.«
    »Ein Mann?«
    »Igitt! Ein Mann kommt mir nie mehr in die Hütte«, versprach ich. »Eine Frau. Aber rein dienstlich.«
    »Hätte ich nicht von Ihnen gedacht, dass Sie mit Frauen befreundet sein können«, grinste sie schelmisch.
    »Ich nehme das verpackte Brot da oben, zwei H-Milch und ein Stück Butter«, lenkte ich sie ab. »Und dann die Packung Schinken, den Schmierkäse und fünfhundert Gramm Quark.«
    Sie suchte alles zusammen und packte es in eine Tüte.
    »Was machen denn Ihre Weltmeisterambitionen?«, fragte ich. »Der rollende Bäckerwagen?«
    »Das wird ganz schwer. Innerhalb der Bannmeile kostet alles zu viel Geld. Und außerhalb der Bannmeile ist schon alles vergeben. Soll ich Ihnen mal was sagen? Der gnadenloseste Geldeintreiber nach dem Finanzamt ist die Fifa. Die hat Deutschland gekauft.«
    »Mit wem haben Sie denn verhandelt?«, fragte ich. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Die Fifa hat einer Agentur die Lizenz gegeben. Die Lizenz zum Gelddrucken. Weltweit – heißt der Laden.«
    »Ja, und der Chef heißt Don Prosecco. Und die haben Ihnen gesagt, dass Sie keine Brötchen verkaufen dürfen?«
    »Ich hab einen Antrag gestellt. Dann kam ein Typ in den Laden. Er sei von der Agentur. Wenn ich ihm Geld geben täte, würde er sich kümmern.«
    »Haben Sie?«
    »Ach, gehen Sie mir doch weg! Rausgeschmissen hab ich den.«
    »Sehr gut«, lobte ich. »Den Namen von dem Kerl haben Sie nicht?«
    »Nee.«
    »Kam der Typ wirklich von der Agentur Weltweit? «
    »Hat er behauptet. Aber komisch ist schon, dass der das so schnell wusste – mit meinem Antrag.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Sie kümmern sich?«
    »Darauf können Sie einen lassen«, antwortete ich. »Und jetzt muss ich weg – mein Besuch ist bestimmt schon da.«
    »Ach ja, die Frau«, meinte sie verschmitzt. »Wenn das ma doch kein Mann ist.«
    »In unwichtigen Dingen lüge ich nie«, lachte ich.
    Die Kommissarin wartete tatsächlich schon vor dem Haus. Sie hockte in einem alten, verrosteten Klapperkasten.
    Der Wein, den sie angeschleppt hatte, war von ähnlicher Qualität wie ihr Auto – Beate Schlicht hatte es tatsächlich geschafft, Rebensaft in viereckigen Milchtüten zu bekommen. Aber es stand Deutscher Weißwein auf dem Pack und ein paar Reben und ein molliger, pausbäckiger Opa mit Buckelkarre war auch noch draufgemalt. Der Winzer grinste debil und hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Simon Harras, wenn er über Fußball philosophierte.
    Vermutlich wurden für dieses Produkt die Reste aus den Spucknäpfen von Mosel und Rhein zusammengekippt und einmal gut durchgeschüttelt, dachte ich.
    »Soll ich den Wein schon mal öffnen?«, fragte Beate Schlicht, nachdem wir die Wohnung betreten hatten. »Er ist aber leider nicht gekühlt.«
    »Dieser Tropfen muss nicht gekühlt werden«, tröstete ich sie. »Ganz im Gegenteil. Je wärmer er ist, umso besser kann sich das Aroma entwickeln. Ich trinke heute aber trotzdem lieber einen Roten. Aber brechen Sie ihn doch ruhig schon mal an.«
    Das Wort ›brechen‹ war ziemlich wörtlich gemeint.
    »Wenn Sie Roten trinken, kann ich mich gern anschließen«,

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