Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Ferne sagte mir, dass Hilfe unterwegs war. Ich versuchte zu erkennen, wohin die Spuren führten, doch sie verloren sich im Dunkel. Und gleich würden die Polizisten alles zertrampeln.
Der erste Wagen fuhr heran, bremste und zwei Beamte stiegen aus.
»Hier oben!«, schrie ich. »Hier ist der Tote.«
Natürlich zerstörten sie sofort alle Fußabdrücke. Brinkhoff traf wenig später ein, danach ein Notarztwagen.
Ich berichtete Brinkhoff, was sich ereignet hatte, behauptete, völlig fertig zu sein und nur noch nach Hause zu wollen. Er glaubte mir und bestellte mich für den nächsten Tag ins Präsidium.
Langsam ging ich die Treppe nach unten. Ich hatte meinen Wagen zwanzig Meter vom Haus entfernt geparkt. Der Weg war inzwischen voll von Fußspuren, die sich wie ein riesiger schwarzer Klecks in den Schnee gedrückt hatten. Ich ging zum Rand des Kleckses und tatsächlich! Eine Spur setzte sich von den anderen ab und führte über die Straße. Es schneite noch immer und bald würde auch diese Spur nicht mehr zu erkennen sein.
Ich blickte zurück zum Haus. Niemand beobachtete mich, also folgte ich den Fußabdrücken. Sie führten mich auf der anderen Straßenseite an einer Rabatte mit Zierquitten entlang, von denen sogar noch welche an den Zweigen hingen – sie sahen aus wie kleine, gelbe, verschrumpelte Lampions.
Die Büsche begrenzten einen Parkplatz, und genau dorthin führten mich die Abdrücke. Kein Auto war zu sehen, aber es musste vor Kurzem eins weggefahren sein, denn da waren Reifenspuren.
Mit der Schulter streifte ich den Ast eines Gesträuchs, mein Mantel blieb daran hängen. Ich fluchte und befreite die Wolle. Plötzlich bemerkte ich über mir etwas Dunkles. Es ähnelte einem Fetzen Stoff.
Ich griff danach und hielt es ins Licht einer Straßenlaterne. Das Ding war eine schwarze Baskenmütze, auf die die brasilianische Flagge gestickt war.
Kühler Kopf und heißer Verdacht
Ich hatte den Beweis in der Tasche, dass sich Eckermann am Tatort aufgehalten hatte. Warum hatte er nicht gewartet, bis Brinkhoff eingetroffen war? Offenbar hatte der Brasilianer eine Menge zu verbergen.
Sollte ich Brinkhoff die Mütze auf den Tisch legen und sagen: »Hab ich im Schnee gefunden, das Teil hier, vielleicht hat es ja eine Bedeutung.«
Ich entschied mich, nach Hause zu fahren.
Schnee fiel jetzt nicht mehr, hatte aber einige Straßen unpassierbar gemacht. Wagen standen quer, die weiße Pracht und das ungewöhnliche Licht ließen Bierstadt unwirklich und märchenhaft erscheinen.
Nur mit Mühe schaffte mein Wagen die Straße zu meinem Haus hinauf. Direkt vor dem Eingang stand ein Pkw, dessen Motorhaube schneefrei war.
Ich parkte vor dem Auto ein und beobachtete im Seitenspiegel, dass ein Mann ausstieg. Er war groß und massig und trug keine Baskenmütze.
Ich verriegelte meinen Wagen von innen, überlegte kurz, zog mein Handy aus der Tasche und wählte Brinkhoffs Telefonnummer.
»Hallo, Herr Brinkhoff«, sagte ich.
Der Mann kam näher. Ich wartete, bis ich sicher war, dass er meinen Worten folgen konnte, dann öffnete ich das Fenster einen kleinen Spalt.
»Ich habe im Schnee eine Mütze gefunden, die Ihrem Kollegen Eckermann gehört«, sagte ich laut. »Soll ich sie mitbringen, wenn ich morgen zur Vernehmung ins Präsidium komme?«
»Wo haben Sie diese Mütze genau gefunden?«
Eckermann stand vor dem Fenster und hörte zu.
»Auf dem Parkplatz gegenüber von Weltweit« , erklärte ich.
»Herr Eckermann hat die Firma vermutlich observiert«, sagte Anton Brinkhoff.
»Herr Eckermann ist gerade hier. Vor meinem Haus. Moment, fragen Sie ihn doch am besten sofort.«
Schnell ließ ich das Fahrerfenster ganz nach unten gleiten.
»Für Sie, Herr Eckermann«, sagte ich und reichte dem Brasilianer mein Handy. »Brinkhoff.«
Widerwillig nahm der große Mann den Apparat und meldete sich. Leider konnte ich aus den Jas und Neins und Ganz-sichers nicht folgern, was die beiden miteinander beredeten.
Ich verließ das Auto und wartete.
Plötzlich hörte ich Eckermann sagen: »Ich habe das Haus nicht betreten, sondern nur beobachtet. Und dann sah ich plötzlich Frau Grappa reinspazieren.«
Der Hauptkommissar entgegnete etwas und Eckermann gab mir das Telefon zurück. »Brinkhoff für Sie!«
»Es war, wie ich gesagt habe, er hat das Haus observiert«, meinte Brinkhoff.
»Quatsch! Sie glauben ihm doch wohl nicht!«, empörte ich mich.
»Wir werden das morgen klären«, sagte Brinkhoff. »Jetzt muss ich erst einmal Frau
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