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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ihm und nahm ihn mit Leichtigkeit und unglaublicher Eleganz wieder auf die Fußspitzen.
    Atemlos und schweigend sahen ihm die Menschen zu. Toninho war von einer Lichtaura umgeben.
    Plötzlich löste sich eine Frau aus den Fanreihen, kletterte über die Absperrung und rannte auf den Spieler zu. Es war Margit Sauerwald, das blonde Haar wehte, sie lächelte entrückt und stolz. Ihr Kleid war zart, fast durchsichtig, die Bewegungen elegant-schwebend. Toninho sah sie nicht, so vertieft war er in seine Dribbelkünste.
    Margit lief weiter, und als sie ihn fast erreicht hatte, schaute er auf, staunend, erkannte sie und öffnete die Arme. Sie flog hinein und die Menschenmenge applaudierte. Die beiden drehten sich, oder drehte sich das Stadion um sie? Immer schneller und schneller wurde das Tempo, das Publikum begann zu rasen. Endlich setzte der Brasilianer das Mädchen ab, beide verharrten in enger Umarmung.
    Toninho löste sich von Margit, hielt sie aber noch an der Hand und beide schauten zu den Rängen hoch. Plötzlich war es nicht mehr Margit Sauerwald, die der Spieler festhielt, sondern ihre Mutter. Ihr Gesicht war bleich, die Augen funkelten bösartig und die Lippen waren schmal.
    Er hat die Falsche im Arm, schrie ich panisch, warum seht ihr das denn nicht?
    Schweißgebadet wachte ich auf. Warum träumte ich solch verworrene Dinge? Doch je mehr ich darüber nachdachte, umso plausibler kam mir der Traum vor: Toninho zwischen Erika Sauerwald und Margit. Toninho – ein Vergewaltiger? Toninho – dem die Fans alles verziehen. Vielleicht hat der Fall Toninho nicht mit der Entführung begonnen, sondern mit dem Überfall im Wald, dachte ich.

Orakel – oder was?
    Die Gerichtsmediziner hatten sich beeilt und schon am Montagmorgen lag das vorläufige Obduktionsergebnis vor. Toninho war mit großer Wahrscheinlichkeit bereits am Tag der Entführung durch den Sturz von der Brücke gestorben. Seine Knochen waren zerschmettert und die inneren Organe tödlich verletzt worden.
    Die Leiche war voll bekleidet mit Hose, T-Shirt und Schuhen, die Entführer mussten ihm direkt nach der Verschleppung aus den Duschräumen Kleider gegeben haben. Die sichergestellte Jacke, die sich in der Böschung knapp unterhalb der Brücke verfangen hatte, gehörte ebenfalls zu Toninhos Sachen – es wurden Haare und Hautschuppen gefunden. Die Erde am Fundort war blutgetränkt. Ob es sich um das Blut handelte, das bei der Fußamputation geflossen war, konnte nicht mit Sicherheit gesagt werden.
    Neue Hinweise auf die Täter erhofften sich die Behörden von der Durchsuchung des Fahrzeugs der Entführer.
    Der Kastenwagen des Catering-Service war allerdings noch nicht wieder aufgetaucht, darüber hinaus suchte die Polizei Zeugen, die einen solchen Transporter am Tag der Entführung in der Nähe der Brücke beobachtet hatten.
    Ich befand mich mit dem Fax der Staatsanwaltschaft in Jansens Büro. Er überflog das Papier und war sauer.
    »Die wissen ja weniger als du, Grappa«, nörgelte er. »Und du weißt auch nicht gerade besonders viel.«
    »Was soll denn das heißen?«, fragte ich.
    »Wo ist dein alter Elan geblieben? Bist du Sauerwald schon auf die Bude gerückt? Wo ist die Tochter, die ja offensichtlich irgendwie in der Sache drinhängt? Wo befindet sich der zweite Schuh? Und – verdammt nochmal – wer steckt hinter allem?«
    »Bin ich ein Orakel, oder was?«, explodierte ich. Jansen nervte!
    »Früher hattest du originelle Denkansätze«, maulte er. »Neuerdings wartest du nur noch auf den Polizeibericht.«
    »Das lass ich mir nicht sagen! Ein paar Fakten brauche ich ja schon, oder?«, verteidigte ich mich.
    »Seit wann lässt du dich denn von solchen Kleinigkeiten wie Fakten beeindrucken?«, piesackte er mich weiter. »Lass dir was einfallen! Klemm dich hinter Brinkhoff! Fick den Fuzzi mit der Baskenmütze! Freunde dich mit Sauerwalds Tochter an oder geh mit seiner Frau in den Golfclub. Mach, was du willst, aber mach was!«
    Harras polterte in das Zimmer, drehte aber gleich wieder ab, als er Jansen und mich in Kampfhaltung sah.
    Es reichte! Ich ließ Jansen sitzen und knallte die Tür so heftig zu, dass die Wände wackelten.
    Wütend lief ich durch den Flur. Jansen riss hinter mir die Tür wieder auf. »Du hast sechzig Zeilen auf der Drei. Und wenn du in deinem Leben nochmal auf die Eins willst, dann leg endlich los, Grappa-Baby!«
    Ich drehte mich um und sah sein Grinsen. Den gestreckten Mittelfinger meiner rechten Hand konnte er aus der Entfernung

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