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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Nachmittag überraschend freigegeben, er wollte wohl allein sein. Kann sein, dass er sich mit jemandem treffen wollte.«
    »Steht nichts in seinem Terminkalender?«
    »Nein.«
    »Und wie hat es der Besucher geschafft, dass Böhme zum passenden Moment einen Herzinfarkt bekommen hat?«, fragte ich.
    »Dazu gehört nicht viel. Ein bisschen Aufregung und Ende.«
    »Hat der Besucher den Schuh mitgebracht?«
    »Nein.«
    »Nein? Wie können Sie so sicher sein?«, fragte ich.
    »Böhme hatte Toninhos Schuh im Büro, zusammen mit dem Karnevalskostüm. Und da ist noch mehr.« Brinkhoff atmete schwer. »Es scheint so, dass Böhme Toninho entführt hat. Wir haben den gestohlenen Kastenwagen gefunden. Er stand in der Garage nebenan.«
    Ich begann zu lachen. Die Nummer war wirklich zu köstlich.
    »Jemand will Böhme alles in die Schuhe schieben«, sagte ich. »Um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen.«

Brasilien klemmt
    Am Bierstädter Rathaus hisste am Mittag Oberbürgermeister Jakob Nagel offiziell die Nationalflaggen der Mannschaften, die im Sommer in Bierstadt spielen würden.
    Fast alles lief wie geschmiert, nur die brasilianische Fahne blieb auf der Hälfte der Stange hängen und wollte nicht nach oben.
    Nagel und sein Gefolge wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Die Blitzlichter der Kameras gewitterten, vereinzelt war Gelächter zu hören und es kam Hektik auf.
    Nach meinem Besuch im Präsidium war ich in den offiziellen Akt vor dem Rathaus hineingeraten. Ich gesellte mich zu dem Journalistenpulk und fand Simon Harras und Eckermann in der vordersten Reihe.
    Die beiden unterhielten sich und waren offensichtlich bestens amüsiert durch die Versuche, die Brasilienflagge auf Höhe zu bringen.
    »Guten Tag, die Herren«, begrüßte ich die beiden Männer. »Brasilien klemmt wohl.«
    Eckermann sah mich finster an.
    »Hallo, Grappa«, meinte Harras. »Schön, dich zu sehen. Kommst du etwa, um die Flaggenparade abzunehmen?«
    »Ich war gerade bei Brinkhoff«, erklärte ich. »Wegen Böhme.«
    »Ich hab schon gehört, dass er dahingerafft worden ist. Die Prosecco-Industrie wird bald am Boden liegen.«
    »Dein Samba-Freund war gestern beim Leichenfund hautnah dabei.«
    »Vielleicht nehmen Sie zur Kenntnis, dass nicht alle Brasilianer Samba lieben«, platzte Eckermann heraus. »Geht das in Ihren Kopf? Oder sind etwa alle Deutschen Anhänger von Schuhplattlern? Oder Walzerklängen? Oder Polkatänzen?«
    »Die Polka kommt vom Balkan, der Walzer aus Wien und die Schuhplattler aus Bayern – also alles Ausland«, stellte ich richtig.
    »Grappa hat jedenfalls das goldene Jodel-Diplom«, kicherte Harras. »Es hängt in einem reich verzierten Rahmen über ihrem Schreibtisch. Wenn du nett zu ihr bist, Eckermann, jodelt sie dir mal was vor.«
    Ich warf Simon einen dieser Blicke zu, die normalerweise töten.
    »Danke für die Belehrung.« Eckermann verbeugte sich mit übertriebener Geste vor mir. »Jedenfalls haben alle drei in diesem Land ausgeübten Tanzrituale eins gemeinsam: Sie sind plump und unharmonisch und passen zu den Menschen hier.«
    »Was kann ich denn bloß tun, um euch zu Freunden zu machen?«, seufzte Harras.
    »Erschieß ihn«, brummte ich. »Das beschleunigt die Sache.«
    »Ich habe eine Idee«, kündigte Harras an. »Wir drei Hübschen ziehen heute Abend mal gemeinsam um die Häuser. Ich setze mich auch zwischen euch, damit du Eckermann nicht gleich die Kleider vom Leib reißt oder umgekehrt. Was haltet ihr von meiner Idee?«
    »Ich finde Erschießen besser«, meinte ich. »Ich hab schon genug Spaßbremsen in meiner Bekanntschaft.«
    »Für Blödsinn habe ich keine Zeit«, sagte Eckermann. »Es war sowieso ein Fehler, in eine Stadt zu kommen, in der der Oberbürgermeister zu ungeschickt ist, die Nationalflagge meines Landes zu hissen. Guckt euch dieses Theater an!«
    Tatsächlich hatte sich die Kordel, an dem der Stoff hochgezogen werden sollte, gnadenlos verheddert. Die grüne Fahne blieb auf Halbmast, ließ sich nicht hoch- und nicht mehr runterziehen. Schließlich wurde eine Schere gebracht und das Seil durchtrennt.
    Applaus brandete auf, als Brasilien zu Boden fiel.
    »Zwar voll am Boden, aber wenigstens befreit«, witzelte ich.
    »Besser als die deutsche Flagge«, entgegnete Eckermann.
    Ich schaute nach oben. Schwarz-Rot-Gold hing ziemlich müde am Mast.
    »Nennt man so was einen Durchhänger?« Eckermann grinste fett.

Hinter den sieben Bergen
    »In drei Kilometern müssen wir abfahren.

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