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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Zitate rund um den Fußball, abgesondert von Trainern, Spielern und Sportreportern. Und natürlich ein paar Sätze der ganz Schlauen, die sich mit dem Massenphänomen Fußball entsprechend ihrer Fachrichtung intellektuell beschäftigt hatten.
    Mit dem Fußball ist es wie mit allen anderen Dingen. Wenn er eines Tages stirbt, dann an seiner Ernsthaftigkeit. Das Spiel ist dazu da, der Wirklichkeit zu entfliehen. Wenn der Fußball zu einer Frage von Leben und Tod ausartet, dann zerren wir ihn zurück in die Realität. Das ist das Ende des Spiels, sagte Jorge Alberto Valdano.
    Was dem Amerikaner der Tellerwäscher, ist dem Europäer der Fußball – das mythisch verklärte Forum für den aschenputtelartigen Aufstieg vom armen Arbeiterkind zum reichen Weltstar. Das stammte von Horst Eberhard Richter, dem deutschen Psycho-Papst.
    Na ja, für einen solchen Satz muss man nicht unbedingt studiert haben, dachte ich, das fällt auch schlichteren Geistern ein. Ich blätterte weiter und fand tatsächlich etwas, was mir gefiel: Der Ball ist ein Sauhund – ausgesprochen von Rudi Gutendorf. Ich kannte den Mann zwar nicht, aber ich hatte ja eine Suchmaschine: Der Kerl war kein Poet, sondern Fußballtrainer und trug den Spitznamen ›Riegelrudi‹. Sein Satz fasste in fünf Worten zusammen, was Fußball ausmachte: die Unwägbarkeit des Spielverlaufes.
    Ich entdeckte auch noch ein Gedicht von Rilke dort, das den schlichten Titel Der Ball trug:
    Du Runder, der das Warme aus zwei Händen
    im Fliegen, oben, fortgibt, sorglos wie
    sein Eigenes; was in den Gegenständen
    nicht bleiben kann, zu unbeschwert für sie,

    zu wenig Ding und doch noch Ding genug,
    um nicht aus allem draußen Aufgereihten
    unsichtbar plötzlich in uns einzugleiten:
    das glitt in dich, du zwischen Fall und Flug

    noch Unentschlossener: der, wenn er steigt,
    als hätte er ihn mit hinaufgehoben,
    den Wurf entführt und freilässt –, und sich neigt
    und einhält und den Spielenden von oben
    auf einmal eine neue Stelle zeigt,
    sie ordnend wie zu einer Tanzfigur,

    um dann, erwartet und erwünscht von allen,
    rasch, einfach, kunstlos, ganz Natur,
    dem Becher hoher Hände zuzufallen.
    Rainer Maria Rilkes goldene Worte gaben mir (Meister, verzeih mir!) die nötige Bettschwere.
    Ich schlief durch bis zum Morgen, träumte nicht alb und wachte erholt auf.
    Erschrocken stellte ich fest, dass in einer halben Stunde die Redaktionskonferenz stattfand. Ich musste über Theo Böhmes Tod schreiben, zur Vernehmung ins Präsidium und am Nachmittag wollte ich endlich Margit Sauerwald in der Privatklinik für gestörte Millionärstöchter besuchen. Ich verabredete mich mit Beate Schlicht.

Hinweis – auf was?
    Don Prosecco litt seit Jahren unter Bluthochdruck und nahm starke Medikamente. Die Spurensicherer hatten entsprechende Tabletten gefunden und die Angestellten der Firma hatten bestätigt, dass ihr Chef die Pillen mit akribischer Pünktlichkeit genommen hatte.
    Der Gerichtsmediziner attestierte einen Herzinfarkt als Todesursache.
    »Na, siehst du«, sagte Peter Jansen. »Alles ganz einfach. Der Typ war vorgeschädigt.«
    »Ja, klar. Das Absahnen hat ihn so angestrengt, dass sein Herz nicht mehr mitgemacht hat, und zur Feier des Tages schleicht er sich aufs stille Örtchen, schlüpft in einen roten Schuh und stirbt. So ein Quatsch!«
    »Vielleicht hast du ihm den Schuh angezogen, Grappa«, frotzelte Jansen. »Weil du gemerkt hast, dass du mit deiner Story nicht weiterkommst.«
    »Du hast Recht«, gab ich zu. »Ich habe auch Toninho den Fuß abgehackt, damit ich nach meinem Unfall wieder gut ins Geschäft komme.«
    »Jedenfalls hast du jetzt deine hundert Zeilen auf der Eins«, grinste Jansen. »Zufrieden?«
    »Ich muss zu Brinkhoff«, sagte ich. »Zum Interview.«
    »Heißt das bei denen nicht Vernehmung?«, fragte Jansen.
    Der Hauptkommissar erwartete mich schon.
    Ich legte ihm Eckermanns Mütze auf den Schreibtisch und sagte: »Sie sollten sie untersuchen lassen. Vielleicht klebt Böhmes Blut dran.«
    »Eher nicht«, meinte Brinkhoff. »Böhme ist an einem Herzinfarkt gestorben.«
    »Na, dann ist ja alles in schönster Ordnung.« Die Ironie war nicht zu überhören.
    »Wir haben seine Tabletten untersucht. Sie sind ausgetauscht worden gegen irgendein wirkungsloses Zeug – und zwar schon vor einiger Zeit.«
    »Also doch Mord. Und seine Angestellten? Haben die etwas mitgekriegt?«
    »Die habe ich heute früh befragt, aber es hat nichts gebracht. Böhme hat ihnen gestern

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