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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Auch diese Tür war nicht verriegelt. Jemand hatte sich am Schloss zu schaffen gemacht und es geknackt.
    Das sieht nicht gut aus, dachte ich.
    Ich tastete nach dem Lichtschalter und fand ihn. Halogenlämpchen flammten auf. Sie waren in die Decke eingelassen worden und spendeten indirektes Licht. Der Raum wirkte gediegen und edel.
    An den Wänden hingen große Fotoplakate: Fußballszenen, Männer in Bewegung, im Sprung oder im Angriff auf den Ball verdrehte Körper und verzerrte Gesichtszüge.
    »Hallo, ist hier jemand?«, rief ich pro forma.
    Nichts rührte sich. Mehrere Bürotüren gingen vom Vorraum ab. Ich schritt eine nach der anderen ab und stand schließlich vor Theo Böhmes Zimmer, wie mir das Schild neben der Tür mitteilte.
    Ich sparte mir das Klopfen und trat ein.
    Nach und nach gewöhnten sich meine Augen an das Dunkel. Da waren ein großer Schreibtisch, eine Designer-Schreibtischlampe mit gebogenem Hals und eine Sitzecke mit tiefen Sesseln.
    Verdammt, ich brauchte Licht, um besser sehen zu können. Ich schaltete die Stehlampe an, um den Schreibtisch untersuchen zu können. Der Typ hat ja voll aufgeräumt, dachte ich enttäuscht, noch nicht mal ein Terminkalender liegt herum.
    Aber da stand das Telefon. Wen hatte Böhme zuletzt angerufen? Wahlwiederholungstaste. Auf dem Display erschien eine Handynummer. Ich notierte sie.
    Die Schränke waren verschlossen. Sie aufzubrechen, fehlte mir der Mut.
    Die schmale Tür in der Wand führte bestimmt zu einer Küche oder zu einem Waschraum. Ich drückte sie auf. Dahinter befand sich ein Toilettenraum. Es war eisig kalt hier – kein Wunder, denn das Fenster stand weit auf und es hatte sogar schon hereingeschneit.
    Mein Blick fiel auf den Boden. Ein Fuß ragte unter der Kabinenwand, die das Klo umgab, hervor. Er steckte in einem roten Stöckelschuh.

Spuren im Schnee
    In einer Frauenzeitschrift hatte ich mal etwas über entspannende Atemübungen gelesen. Ich atmete so tief und langsam, wie ich konnte, durch die Nase ein und ließ die Luft durch den Mund wieder heraus – insgesamt dreimal. Danach hatte ich wieder genügend Kraft, um entscheiden zu können, ob ich zuerst die Kabinentür öffnen und dann die Polizei anrufen sollte oder umgekehrt.
    Aber vielleicht lebte die Person hinter der Tür ja noch, auch wenn ich nicht wirklich daran glauben mochte.
    Mit dem Ellenbogen versuchte ich, die Klinke hinunterzudrücken – es klappte, doch die Tür ließ sich nur einen Spalt öffnen. Sollte ich nicht doch besser die Polizei informieren? Wenn die Person keinen Kopf mehr hatte oder schrecklich entstellt war?
    Grappa, du bist ein Weichei, dachte ich, früher hättest du nicht solche Fragen gestellt, sondern hättest deine journalistische Pflicht vor deine privaten Bedürfnisse gestellt. Jansen hat Recht mit seinen Vorwürfen.
    Vorsichtig drückte ich die Tür weiter auf. Don Prosecco saß auf dem Pott, seine Gesichtsfarbe hatte jegliches Bluthochdruckrot verloren – er war ziemlich tot.
    Jansen, jetzt hast du deine Exklusivgeschichte, dachte ich.
    Böhmes Gesichtszüge waren verzerrt, der Hemdkragen geöffnet. Äußere Verletzungen konnte ich nicht erkennen. Ich sah am Bein hinab. Er trug noch Socken und der Stöckelschuh war ihm viel zu groß. Der Anblick war absolut lächerlich.
    Es wurde Zeit, die Polizei zu rufen. Ich machte die Kabinentür wieder zu. Gerade wollte ich ins Büro zurückgehen, als ich ein Geräusch hörte. Jemand befand sich im Raum nebenan.
    Mir gefror das Blut in den Adern. Schritte näherten sich, kein Wunder, denn ich hatte Licht gemacht und der Besucher musste es sehen.
    Ich drückte die Tür vom Kloraum zum Büro zu und drehte den Schlüssel um.
    Brinkhoffs Handynummer war gespeichert, ich suchte seinen Namen. Mehrere Male klingelte es, bis sich der Hauptkommissar meldete.
    »Theo Böhme ist tot«, stammelte ich. »Ich steh gerade vor seiner Leiche und der Mörder ist noch da.«
    Dass ich Theo Böhme einmal so nah kommen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich drückte mich seitlich neben das Fenster und starrte hinaus. Wenn der Mörder wegwollte, würde ich ihn sehen.
    Der Schnee hatte die Straße vollständig bedeckt, die Büsche trugen dicke weiße Hauben auf ihren Köpfen. Der Weg vor dem Haus war mit frischem Schnee gepudert und da waren Fußspuren, die nicht von mir stammten – sie waren von jemandem hinterlassen worden, der vor Kurzem vom Haus weggegangen war. Der Mörder schien mir doch entwischt zu sein.
    Ein Martinshorn in der

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