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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Zimmern. Auch die Halle war heftig tannenmäßig dekoriert. Die müssen den ganzen Wald abgehackt haben, dachte ich.
    Eine mittelalte Frau schwebte uns entgegen, im Gesicht ein stereotypes Lächeln. »Guten Abend und herzlich willkommen«, sagte die Empfangsdame. »Frau Sauerwald befindet sich in ihrem Zimmer. Wen darf ich bitte melden?«
    »Zwei gute Freundinnen«, sagte ich. »Aber anzumelden brauchen Sie uns nicht. Wir sind eine vorweihnachtliche Überraschung.«
    »Ich muss Sie aber anmelden«, beharrte die Blondine. »So lauten meine Anweisungen.«
    »Sie tun gar nichts«, mischte sich endlich Beate Schlicht ein. »Wir sind von der Mordkommission und haben eine Vernehmung durchzuführen. Welche Zimmernummer hat Frau Sauerwald?«
    »Kann ich erst mal Ihren Ausweis sehen, bitte?« Die Stimme der Frau war nicht mehr ganz so verbindlich.
    »Aber natürlich!« Die Hauptkommissarin zeigte ihren Dienstausweis. »Ich hoffe, das reicht jetzt. Die Zimmernummer, bitte!«
    »Aber ich kann doch nicht ...«
    Die Hauptkommissarin hatte es tatsächlich geschafft, die Frau zu verunsichern.
    »Sie können, glauben Sie mir! Und Sie können nicht nur, sondern Sie werden auch.« Schlicht ließ einen grimmigen Gesichtsausdruck sehen. »Also?«
    »Zimmer 24. Aber soll ich nicht doch lieber ...?« Das toupierte Haar der Frau vibrierte.
    »Auf keinen Fall. Sie rühren das Telefon nicht an. Falls Sie es doch tun, werde ich ein Ermittlungsverfahren wegen Behinderung der Polizei gegen Sie einleiten. Kommen Sie!«
    Die letzte Aufforderung war an mich gerichtet. Ich trabte hinter Schlicht her. »Das war Klasse!«, flüsterte ich.
    »Nicht nur meine Karriere ist im Arsch, jetzt ist auch noch die Pension futsch«, raunte sie mir auf der Treppe zu.
    Sie drehte sich um und warf der Frau am Fuß der Treppe noch einmal einen warnenden Blick zu. Überflüssig – die gestriegelte Blondine war für den Rest des Tages zahm gebürstet.
    »Da ist es«, sagte ich und deutete auf die Tür mit der verschnörkelten Messingziffer 24. Im Holz des Rahmens war ein Spion eingelassen. »Sie ist da, ich sehe Licht.«
    »Dann mal los«, sagte die Kommissarin grimmig. »Wir improvisieren wieder, okay?«
    »Logo. Meine Taktik klappt immer.«
    Beate Schlicht grinste schief und klopfte an die Tür. Nichts rührte sich und niemand gab Laut. Jetzt war ich dran. Die Klinke ließ sich leicht hinunterdrücken, aber die Tür ging nicht auf.
    »Margit?«, rief ich. »Sind Sie da?«
    Noch immer keine Reaktion. In meinem Kopf explodierten Bilder: Ich sah einen Körper am Kronleuchter hängen, ein auf dem Bett liegendes Mädchen mit aufgeschlitzten Pulsadern, vielleicht hatte sie sich ja auch nur aus dem Fenster in den Schnee gestürzt.
    »Wir brauchen einen Zweitschlüssel«, sagte ich und schon stürmte Beate Schlicht die Treppe hinunter.
    Ich versuchte es noch mehrmals mit Klopfen und Rufen – ohne Erfolg.
    »Da sind wir.«
    Die Blonde vom Empfang hielt einen Schlüssel in der Hand.
    »Öffnen Sie!«
    Der Befehl ließ die Frau zusammenzucken. »Das geht nicht«, stammelte sie. »Die Privatsphäre unserer Gäste ist uns heilig.«
    »Wir machen Sie dafür verantwortlich, wenn Frau Sauerwald etwas passiert ist«, sagte Schlicht unmissverständlich. »Das reicht von unterlassener Hilfeleistung bis hin zur Beihilfe zur Selbsttötung. Wollen Sie das auf sich laden?«
    »Nein, nein«, jammerte die Frau. »Ich alarmiere aber lieber Professor von Siebenstein, damit er entscheiden kann, ob ...«
    »Das können Sie später noch tun«, schnauzte ich. »Und jetzt, verdammt nochmal, sorgen Sie dafür, dass wir da reinkommen.«
    Endlich parierte sie.
    »Jetzt können Sie Ihren Professor holen«, sagte ich anschließend.
    Doch die Empfangsdame ließ sich nicht abwimmeln und trat hinter uns ins Zimmer. Margit Sauerwald lag auf dem Bett, hatte zwei Knöpfe im Ohr, deren Strippen in einem MP3-Player steckten. Sie hatte die Augen geschlossen und der Heavymetal-Bass, der aus den Stöpseln dröhnte, hatte ihr bestimmt schon das Hirn rausgefegt.
    »Gott sei Dank«, schluchzte die Empfangsdame.
    »Danke, dass Sie die Tür geöffnet haben«, meinte Beate Schlicht. »Und jetzt lassen Sie uns bitte mit Frau Sauerwald allein.«
    Margit Sauerwald hatte uns noch immer nicht bemerkt. Ich ging zum Bett, sah sie atmen und war beruhigt.
    »Das haben wir gleich«, sagte ich und zog die Kabel des Kopfhörers aus dem Player – leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Das Mädchen murmelte etwas

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