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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Warum?«
    »Das hat Margit Sauerwald zuletzt gehört«, erklärte Beate. »Sie hatte den Wiederholungsmodus auf dem Player eingestellt und dieses Stück immer wieder abgespielt.«
    »Das Streichquartett hat einen Namen«, krächzte ich. »Es heißt Der Tod und das Mädchen. «

Grobe Arbeiten und ein Heiliges Quartett
    Sie war gestorben zu Schubert-Musik und ich hatte sie mit dem Quartett bekannt gemacht. Natürlich traf mich keine Schuld, diese wunderbaren Klänge trieben niemanden in den Tod. Ich würde das Streichquartett niemals mehr hören können, ohne an das Mädchen zu denken, das sich freiwillig in die Arme des Todes begeben hatte, um einzuschlafen. Jetzt wusste ich endlich, wie das Werk endete.
    Nach Schlichts Anruf vor dem Supermarkt hatte ich Harras, Eckermann und Beate zu mir eingeladen. Es gab wichtigere Dinge im Leben als einen kindischen Schlagabtausch zwischen Menschen, die sich gerne produzierten und miteinander maßen.
    Ich hatte das Claudius-Gedicht ausgedruckt und las es meinen Gästen vor. » Vorüber! ach, vorüber! / Geh wilder Knochenmann! / Ich bin noch jung, geh, Lieber! / Und rühre mich nicht an. Und der Tod antwortet: Gib deine Hand, du schön und zart Gebild! / Bin Freund und komme nicht zu strafen. / Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild, / Sollst sanft in meinen Armen schlafen. «
    »Das klingt nicht danach, dass sie freudig in den Tod gegangen ist«, wagte Harras eine Interpretation.
    »Aber sie hat sich dem Tod anvertraut«, sagte Beate Schlicht. »Obwohl im Gedicht ja das Ende fehlt. Vielleicht lässt der Tod sich noch erweichen und verschont sie.«
    »Ich verschone euch aber keineswegs«, wechselte ich das Thema. »Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass ihr Jungs die groben Arbeiten macht? Also, ab in die Küche! Ich habe euch die Kartoffeln fürs Gratin hingelegt, daneben findet ihr die Zwiebel, die bitte klein hacken, den durchwachsenen Speck würfeln und Möhren, Sellerie und Lauch waschen und schälen. Wenn ihr euch das mit euren kleinen Hirnen nicht merken könnt, fragt einfach nochmal, ja?«
    »Ja, Boss«, grinste Harras.
    Er hatte zur Feier des Tages auf seine unmöglichen Pullover verzichtet und sein Bäuchlein in ein passables Hemd gezwängt. Wenn Beate ihn ansah, zog er den Bauch ein und versuchte, etwas Intelligentes zu sagen.
    Aha, dachte ich, bahnt sich da was an?
    »Kriegen wir wenigstens was zu trinken, wenn wir schon die Sklavenarbeit für euch machen müssen?«, fragte Eckermann.
    »Sklaven trinken gewöhnlich Wasser«, meinte ich, »und das kommt bei mir aus dem Hahn.«
    »Aber Grappa!«, schmollte Harras. »Ich hab den Rieslingsekt doch schon im Kühlschrank gesehen.«
    »Meinetwegen. Wir wollen aber auch ein Glas.«
    »Ja, meine Herrin.«
    Harras bekam den Sekt genauso schnell auf wie eine Bierflasche. In bestimmten Dingen sind Männer überaus geschickt, musste ich im Stillen zugeben.
    »Bitte, die Damen!«, sagte Simon. »Frohe Weihnachten!«
    Wir stießen an und danach trollten sich die Männer in die Küche.
    Einer von beiden stellte das Radio an und endlich erreichten uns Weihnachtslieder.
    Es ist ein Ros' entsprungen – als Kind waren mir immer die Tränen gekommen, wenn ich es hörte. Das Lied wirkte immer noch.
    »Heute sparen die aber wieder mal an nichts«, versuchte ich, meine Ergriffenheit zu verbergen. »Hauptsache sentimental.«
    Ich griff mir ein Papiertaschentuch und schnäuzte mich.
    »Ich bin auch froh, wenn diese Feiertage vorbei sind«, sagte Beate.
    »Wie findest du eigentlich Simon?«, wollte ich wissen.
    »Scheint ein netter Typ zu sein«, antwortete sie.
    »Nichts für dich?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Er guckt dich ständig an.«
    »Quatsch!«
    »Doch. Du wirst schon sehen. Eine paar Gläser Wein mehr und ...«
    »Nichts und!«, unterbrach sie mich heftig. »Ich habe kein Interesse an Männern ... im Moment jedenfalls.«
    »Ist ja schon gut. Hast du eigentlich inzwischen deinen Kollegen gefragt, wieso er dir damals Toninhos Genmaterial so ans Herz gelegt hat?«
    »Allerdings«, sagte sie grimmig. »Ich musste ziemlich massiv werden, bevor er endlich mit der Wahrheit herausrückte.«
    »Und?«
    »Er hatte damals Bereitschaftsdienst in der Leitstelle und bekam einen Anruf. Anonym. Der Mann behauptete, dass Toninho der Massenvergewaltiger sei. Natürlich wusste mein Kollege, dass das nicht sein konnte, denn der Serientäter ist ja seit etwas mehr als zehn Jahren aktiv und Toninho war ja erst knapp über zwanzig. So kam der liebe

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