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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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vorführen«, antwortete ich. »Ein paar Zauberkunststücke oder so.«
    »Mir ist nicht wohl dabei«, meinte er. »Vielleicht tut er dir was an?«
    »Quatsch, er weiß doch, dass ich gerade mit dir telefoniere. So dumm ist er nicht.«
    Immer noch widerwillig gab Jansen sein Okay.
    »Wir dürfen rein«, teilte ich dem Zauberer mit. »Dann mal los.«
    Wachlin ging zur Haustür und mir fiel auf, dass er das Bein leicht nachzog – wie die Figur des Faust im Manuskript Stürmisches Herz und die Gestalt, die ich hatte flüchten sehen.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte ich.
    »Mein Knöchel ist leicht verstaucht. Aber es ist nicht weiter schlimm.«
    »Zaubern Sie sich doch einfach gesund«, schlug ich vor.
    Wachlin ignorierte meinen Vorschlag. Er stellte sich dicht an die Haustür, legte die Hände auf das magische Quadrat, schloss die Augen und murmelte etwas. Und siehe da: Die Tür sprang auf.
    »Den Trick müssen Sie mir unbedingt beibringen«, rief ich begeistert aus. »Ständig verlege ich meinen Wohnungsschlüssel. Das wäre die Alternative zu den überhöhten Rechnungen der Schlüsselschnelldienste.«
    Er sah mich mit einem verschleierten Blick an, blieb aber stumm. Wir traten ein. Der Nagelfetisch bedrohte uns mit seinem Speer.
    »Was passiert jetzt?«, fragte ich.
    »Sie wollen doch wissen, wer Lilo das Gift gegeben hat, oder?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich kann versuchen, sie zu befragen«, erklärte er. »Ihr Geist ist noch in diesem Haus.«
    »Und wo schwirrt er rum? Ich seh nichts.«
    »Das können Sie auch nicht, weil Ihre Sinne nicht entsprechend geschärft sind.«
    »Sagen Sie das nicht«, widersprach ich. »Eben auf der Autobahn hab ich einen Drängler direkt in eine Polizeikontrolle gehext.«
    Auch das schien Wachlin nicht zu beeindrucken. Er ging zu einer Stelle an der Wand und berührte sie.
    »Es gibt hier viele Geister. Gute und böse. Lilo hat mit ihnen gelebt und sie beherrscht. Diese Geister brauchen Führung und eine starke Hand.«
    »Die Geisterwelt ist hierarchisch aufgebaut?«, staunte ich. »Mit Vorstandschefs und Oberverwaltungsräten? So wie im richtigen Leben?«
    Wachlin reagierte mal wieder nicht auf meine Schnoddrigkeit. »Sie haben doch auch schon einen Geist gesehen, oder täusche ich mich?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Erinnern Sie sich nicht mehr an das Kind?«
    Mir stockte der Atem. »Welches Kind?«, fragte ich.
    »Das Mädchen.«
    Wie konnte er das wissen?, dachte ich. Brinkhoff und Jansen waren die Einzigen, denen ich davon erzählt hatte.
    »Lilo ist hier. Sie kann erst ins Totenreich gelangen, wenn ihr Mörder gefunden ist. Spüren Sie die starke Energie in diesen Räumen?«
    »Ich spüre nichts«, log ich. Tatsächlich hatte eine starke Beklemmung von mir Besitz ergriffen.
    Alles Autosuggestion, dachte ich. Er spricht von Energien und ich bilde mir ein, etwas zu spüren. So arbeiten diese Typen!
    »Geister zeigen sich uns in verschiedenen Erscheinungsformen«, dozierte Wachlin weiter. »Sie verwandeln sich in Tiere und Gegenstände und immer wollen sie uns etwas mitteilen. Aber man muss den Mut und die Erfahrung haben, sich ihnen entgegenzustellen.«
    »Ich will hier raus«, sagte ich. »Mein Kopf tut weh. Das ist doch alles Hokuspokus.«
    »Aber Lilo hat Ihnen ein Zeichen gegeben«, sagte der Magier. »Und Sie haben das Zeichen angenommen.«
    »Ich habe kein Zeichen angenommen.« In mir stieg Ärger auf. »Mich interessiert, wer Frau von Berghofen vergiftet hat – mehr nicht. Waren Sie es?«
    »Glauben Sie das?«, lächelte Wachlin.
    »Sie sollten ihr Vermögen erben!«
    »Und? Habe ich es geerbt?«
    »Ich habe einen Mann gesehen«, sagte ich und fixierte ihn scharf. »Am Tag, als Lilo tot aufgefunden worden ist. Er ist vor mir geflüchtet und hat dabei das Bein nachgezogen.«
    »Und das soll ich gewesen sein?«
    »Wäre das so unmöglich? Sie öffnen Türen ohne Schlüssel.«
    »Und selbst wenn ich es gewesen wäre ...« Wachlin lachte spöttisch. »Sie war doch zu diesem Zeitpunkt schon tot.«
    Er hatte recht und ich sah mich nicht in der Lage zu kontern.
    »Aber, wie Sie meinen.« Wachlin ging zurück zur Haustür und öffnete sie. »Machen wir also Schluss mit dem Hokuspokus. Es hat keinen Sinn, Sie davon überzeugen zu wollen, dass es mehr gibt als Rationalität.«
    Ich ging vor ihm her ins Freie. Auf dem Walnussbaum saß der Rabe Hugin und glotzte.
    Wachlin streckte den Arm aus, der Vogel ließ sich nach unten fallen und landete auf der Hand des

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