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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Magiers.
    Der Trick war sensationell – das musste ich zugeben.
    »Ist das jetzt Lilo oder nur ein dressierter Rabe?«, fragte ich.
    »Wer weiß?«, meinte Wachlin.
    Hugin sah mich spöttisch an. Ich kam näher und streichelte das schwarze Gefieder.
    Es fühlte sich warm und zart an. Der Vogel ließ es sich gefallen, zuckte nicht einmal.
    »Warum glauben Sie nicht, was so einfach zu glauben ist?«, fragte der Magier. »Ich finde, dass leugnen viel anstrengender ist, als magische Begebenheiten hinzunehmen.«
    »Sie nennen sich Johann Faust«, sagte ich. »Faust war mit dem Teufel im Bunde. Sind Sie das auch?«
    Hugin schüttelte sein Gefieder und flog mit einem Krah-Krah weg.
    »Es gibt den Teufel, ja. In jedem von uns hat er eine Heimat. Ich wollte Ihnen nur helfen, Kontakt zu Lilo aufzunehmen.«
    »Das ist doch alles Humbug!«, entfuhr es mir.
    »Lesen Sie die Bibel«, sagte Wachlin. »Studieren Sie die alten Riten, die Hexenbücher. Befreien Sie sich von Ihren Vorurteilen. Informieren Sie sich – wie es eine Journalistin tun sollte.«
    »Danke für den Tipp«, meinte ich.
    »Magier sind keine Teufel, sie haben nur beste Kontakte zu ihm«, entgegnete Wachlin ernst. »Sofern sie ihre Kunst beherrschen.«
    »Was hat es mit dem Kupferstich von Albrecht Dürer mit dem Namen Melencolia I auf sich?«
    »Auf ihm ist ein sehr schönes magisches Quadrat zu sehen und eine Frau, die nachdenkt. Das Quadrat befindet sich als Zeichen auf der Tür, wie Sie wissen.«
    »Und welche Beziehung hatte Frau von Berghofen zu diesem Bild?«
    »Melencolia war Lilos Hexenname«, erklärte der Magier. »Und der Planet der Melancholie ist der Saturn. Jeder Zauberer und jede Hexe haben sich einen Planeten erwählt.«
    »Und welcher ist Ihrer?«
    »Mein Begleiter ist der Mond. Bald ist Vollmond und eine solche Nacht eignet sich bestens für Totenbeschwörungen. Ich mache Ihnen ein Angebot, Frau Grappa. Lassen Sie mich auf einer Séance mit Lilo reden. Sie können gern noch Menschen mitbringen, denen Sie vertrauen, falls Sie allein Angst haben. Ich bin ein sehr gutes Medium.«
    »Sie hätten Lilo doch schon längst nach ihrem Mörder fragen können.«
    »Geister kommen nicht mal eben so zwischen Frühstück und Mittagessen vorbei. Das Ritual ist kompliziert und kann nicht jederzeit stattfinden.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie so erpicht darauf sind, mich zu überzeugen?«
    »Wir wollen doch dasselbe, oder? Der Mörder muss bestraft werden und deshalb müssen wir ihn finden. Sie machen es auf Ihre Weise, ich auf meine.«
    »Dann sollten Sie Ihre Kräfte der Polizei anbieten«, meinte ich.
    »Ich fühle, dass ich mit Ihnen besser zurechtkomme. Sie haben das Kind gesehen und der Rabe hat sich von Ihnen anfassen lassen. Also haben Sie einen Zugang zu der Welt, von der Sie jetzt noch nichts wissen wollen.«
    »Mal abwarten. Danke jedenfalls, dass Sie sich bemüht haben«, sagte ich. »Ich melde mich, wenn ich einen übersinnlichen Rat brauche.«
    Wir verabschiedeten uns. An meinem Auto angekommen, bemerkte ich einen schwarzen Schatten auf der Eberesche, unter der ich geparkt hatte.
    »Hugin«, rief ich. »Du verdammter Verräter!«
    Der Rabe flog auf und revanchierte sich mit einem fetten Platsch auf dem Dach meines Cabrios.
    Zu Hause holte ich mir Web-Informationen über Totenbeschwörungen auf den Schirm.
    Es gab Hunderttausende von Dokumenten, unter anderem auch diese Meldung, die bewies, wie anfällig Menschen für Humbug waren: Ein cleverer Geschäftsmann hatte ein Handy entwickelt, mit dem man mit Toten telefonieren konnte. Das Ding verfügte über einen besonders leistungsfähigen Akku. Das Telefon wurde den Verstorbenen in den Sarg gelegt und ihre Hinterbliebenen konnten so direkt mit den Toten plaudern.
    Die Anleitungen zur Totenbeschwörung waren so kompliziert, dass es einfacher und weniger zeitaufwendig war, auf das Leben nach dem Tod zu hoffen.
    Zunächst mussten alle Erinnerungen an den Toten gesammelt und in einem Zimmer aufbewahrt werden, das der Dahingeraffte bewohnt hatte. In der Anleitung hieß es weiter:
    In dem Zimmer stellt man sein Bild verschleiert auf, inmitten von täglich zu erneuernden Blumen, die der Verstorbene mochte. Dann setzt man einen bestimmten Tag fest, an dem man die Beschwörung vornimmt, vorzugsweise einen Tag, der für die Person bedeutsam war.
    Vierzehn Tage vor diesem Tag muss man sich jeden Abend zur selben Zeit mit einer Kerze in dem präparierten Zimmer einschließen. Man stellt die Kerze hinter sich

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