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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Wechseljahren neigen ja zu den verrücktesten Mutationen.«
    Ich öffnete den Mund, um ihm wegen dieses Satzes einen Dämpfer zu verpassen, doch Gerda Jansen kam mir zuvor.
    »Genau wie Männer in der Midlife-Crisis«, sagte sie scharf.
    »Eben!«, nickte ich. »Denk doch mal nach, Peter! Die Nackenbeißer waren nicht Lilos einzige Beschäftigung. Sie ging auch noch als Hexe.«
    »Stimmt. Ab und zu gab es irgendwelche Treffen.«
    »Treffen? Mit wem und zu welchem Zweck?«
    »Ein saturnischer Zirkel«, sagte Jansen. »So hat sie den Club genannt.«
    »Satanisch oder saturnisch?«
    »Saturnisch.«
    Passt zum Kupferstich, dachte ich, Saturn, der Gott der Melancholiker. »Wer gehörte dem Zirkel an? Weißt du keinen Namen?«
    »Ich kann mich an keinen erinnern. Aber – Moment mal: Sie hatte für die Hexensachen eine gesonderte E-Mail-Adresse.«
    »Na, wunderbar«, meinte ich. »Kannst du dich an die Addy erinnern?«
    » Melencolia bei Yahoo«, kam es prompt. »Jetzt fällt's mir wieder ein. Ich hab mal mitgekriegt, wie sie zu einem Anrufer gesagt hat, er oder sie solle an Melencolia schreiben.«
    »Und das Passwort?«
    »Das kenne ich natürlich nicht. Tut mir leid, Grappa.«
    »Immerhin wissen wir, dass es diese Adresse gibt.«
    »Und wie willst du das Passwort rausbekommen?«
    Ich grinste. »Lass mich nur machen. Ich habe übersinnliche Fähigkeiten. Ich werden einen Raben und ein kleines Mädchen um Hilfe bitten.«
    Mein Chef schaute mich an, als würde er sich Sorgen um meinen aktuellen Geisteszustand machen.
    »Grappa! Was soll jetzt geschehen?«, fragte er. »Ich bin zwar aus der U-Haft entlassen worden, aber ich kann nicht so agieren, wie ich will. Und in der Redaktion bin ich auch noch immer kaltgestellt.«
    »Wir müssen mehr Informationen über die Hexe Lilo sammeln. Ihre Kunden finden und sie überprüfen.«
    »Das wird ziemlich viel Arbeit«, prophezeite Jansen.
    »Mir wäre es auch lieber gewesen, Wachlin hätte sie gekillt, weil er sich geärgert hat, dass du die ganze Kohle erben solltest. Aber so einfach scheint die Sache nicht zu sein. Ich werde morgen sofort anfangen.«
    »Danke, Grappa«, meinte er. »Willst du noch ein Glas Wein?«
    »Ich hole die Flasche«, sagte Gerda Jansen und verließ das Zimmer.
    »Alles wieder klar zwischen euch?«, nutzte ich die Chance.
    »Ich weiß nicht, ob sie mir wirklich glaubt, dass ich mit Lilo keine Affäre hatte.«
    »Sie war doch viel zu alt für dich mit ihren neunundfünfzig. Du bist doch erst sechzig.«
    »Eben. Wie läuft es denn im Büro?«, fragte er.
    »Große Aufregung beim Trio infernale«, berichtete ich. »Der neue Oberboss will Stella ins Archiv im Keller versetzen und sie empfindet das als Angriff auf ihre Menschenwürde.«
    »Ach du Schreck«, lachte Jansen. »Hat sie den Brief an die europäische Menschenrechtskommission schon abgeschickt?«
    Gerda Jansen kehrte mit der Flasche Pinot blanc in der Hand zurück. Jansen trank brav sein Wässerchen, seine Frau und ich widmeten uns dem Weißen.
    Die Stimmung lockerte sich und gegen Mitternacht machten Peter Jansen und seine Frau Pläne, was sie mit den geerbten zehn Millionen anstellen würden: Das Haus auf Vordermann bringen, Geld für die Kinder anlegen, eine Weltreise machen, früher in Rente gehen, ein neues Auto kaufen.
    Im Taxi auf dem Weg nach Hause dachte ich darüber nach, was ich mit zehn Millionen anstellen würde. Aber mir fiel auch nichts Originelleres ein, als ein Haus in der Provence zu kaufen, Kriminalromane zu schreiben und nur noch die besten Weine der Welt zu konsumieren.
    Ich wollte zwar nie Spießer werden, wenn ich groß bin. Aber irgendwann erwischt es jeden.

Das Passwort fällt
    Es war Samstag, ich war früh aufgestanden und saß schon seit einiger Zeit am Computer – unter dem Frotteemantel das Nachthemd und an den Unterschenkeln ein Paar dicke wollige Overknees, die aussahen wie Halterlose für Dorftrampel. Aber sie hielten die Muskeln warm. Wenn meine Füße und Beine kalt waren, konnte ich nicht denken.
    Lilos Hexenclub war ein saturnischer Zirkel, benannt nach dem Planeten. Wikipedia half mir weiter:
    Der Saturn ist der sechste und zweitgrößte Planet in unserem Sonnensystem. Er wird zu den jupiterähnlichen Planeten gerechnet und ist mit bloßem Auge sichtbar. Von den anderen Gasplaneten hebt sich der Saturn durch seinen schon in kleinen Fernrohren sichtbaren Ring ab, der zu großen Teilen aus Wassereis besteht.
    Ich schaute nach der mythologischen Bedeutung, die

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