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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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...«
    »Und?«
    »Sie sagte, dass sie mich nicht sehen könne. Sie habe keine Augen. Und dass sie mich nicht fühlen könne, weil das Herz weg sei. Sie war innen leer. Verstehen Sie, warum sie so schrecklich geweint hat?«
    Ein Schauder lief meinen Rücken hinunter. Was für einen Mumpitz hatte Lilo da bloß veranstaltet? Wie konnte sie einer trauernden Mutter so etwas antun?
    »Beruhigen Sie sich«, bat ich. »Es ist doch alles gut. Sie sind noch jung und können mit Ihrem Mike noch viele Kinder bekommen.«
    Sie antwortete nicht, schluchzte weiter. Wieder sahen die Leute zu uns her und ich erntete böse Blicke. Klar, die anderen Gäste glaubten, ich alte Hexe sei für die Tränen der jungen Schönheit verantwortlich. Ich setzte ein beruhigendes Lächeln auf, um etwaiger Lynchjustiz zu entgehen.
    »Soll ich Mike anrufen?«, fragte ich. »Damit er Sie abholen kann?«
    »Nein, nein. Er weiß nicht, dass ich hier bin. Er will nicht, dass ich mit Leuten rede.«
    Ich muss den Namen von dem Kerl rauskriegen, dachte ich, aber wie?
    Das Make-up um ihre Augen war verschmiert. Jetzt sah sie schon weit weniger hübsch aus.
    »Ihr Lidschatten ist verlaufen«, sagte ich. »Vielleicht möchten Sie sich etwas frisch machen?«
    Ich hätte sie falsch eingeschätzt, wenn sie darauf nicht reagiert hätte. Wunsch holte ein Schminktäschchen aus der Handtasche und verschwand Richtung Waschraum.
    Ich wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, und zog dann das Handy aus ihrer Handtasche. Im Telefonbuch gab es unter dem Namen Mike zwei Einträge – Festnetz und Handy. Ich notierte beide und legte das Mobiltelefon wieder zurück in den Beutel.
    In dem Augenblick begann das Teil zu klingeln. Sollte ich den Ruf einfach annehmen?
    Sabine Wunsch nahm mir diese Entscheidung ab, denn sie kehrte zum Tisch zurück.
    »Ihr Handy klingelt«, konstatierte ich.
    Sie meldete sich noch rechtzeitig mit: »Hallo?«
    Mehr sagte sie nicht, aber sie wurde blass.
    »Was ist denn?«
    »Mein Bruder«, stammelte sie. »Er ist tot. Das war die Polizei.«
    »Tot? Wie ist das passiert? Ein Unfall?«
    »Ich weiß nicht. Ich soll hinkommen.«
    »Wohin?«
    »In seine Wohnung.«
    Verdammt, dachte ich, deshalb hat der Bursche heute Morgen nicht geöffnet.
    »Ich fahre Sie hin«, meinte ich wild entschlossen. »Kommen Sie!«
    Wir gingen zur Theke, um die Rechnung zu begleichen.
    Die Gelbstirnamazone quittierte unseren Aufbruch mit einem deutlichen: »Hast du schon bezahlt?«

Viel Blut, viel Wut
    Vor dem Haus hatten sich Gruppen von Menschen gebildet. Auch die Bluthunde waren da – ich winkte Wayne Pöppelbaum zu. Der bekam Stielaugen, als Sabine Wunsch aus meinem Wagen stieg und zum Haus lief.
    »Das ist die Schwester«, informierte ich ihn. »Sag, was du schon weißt.«
    »Die Schwester?«, fragte er verdattert. »Von dem Toten?«
    »Ich erklär's dir gleich«, versprach ich. »Und jetzt rede!«
    »Ich weiß nicht viel«, begann der Bluthund. »Die Bullen sind alle noch drin und verhören die Nachbarn. Also, der Typ war irgendwie verschwunden und einer im Haus hatte den Schlüssel. Der ist dann rein in die Bude und hat ihn gefunden.«
    »Warum ist der da einfach rein? Hatte er was Verdächtiges gesehen oder gehört?«
    »Nein, er wollte dem Bruder sagen, dass seine Schwester im Lotto gewonnen hat.«
    »Lotterie«, stellte ich richtig.
    »Das weißt du auch schon wieder?«, wunderte sich Pöppelbaum.
    »Klar. Ich weiß viel. Todesursache?«
    »Manno, Grappa! Bin ich Jesus?«
    »Das nun wirklich nicht«, kicherte ich. »Obwohl – wenn du die Seiten beiwachsen lässt ...« Ich deutete auf die kahl rasierten Seiten seines Schädels.
    »Und du erzählst mir jetzt, wie du an die Schwester kommst«, verlangte Pöppelbaum.
    »Zufall«, log ich.
    »Verarschen kann ich mich selbst, Grappa!«
    »Also gut«, seufzte ich. »Sie war Kundin von Lilo von Berghofen.«
    »Kundin bei? Oder Leserin von?«
    »Lilo hatte doch diesen lukrativen Nebenjob«, erklärte ich. »Sie arbeitete als Medium – falls man das Arbeit nennen kann. Die Schwester hatte eine Totenbeschwörung in Auftrag gegeben.«
    »Und? Wen wollte sie sprechen? Ihr Bruder kann es ja kaum gewesen sein.«
    »Ihre Tochter.«
    »Wer glaubt denn an so einen Mist?«
    »Wer verzweifelt ist, glaubt mehr Mist als andere Menschen«, entgegnete ich. »Am Donnerstagabend ist Vollmond. Wenn du willst, kannst du dabei sein.«
    »Wobei?«
    »Bei einer Séance. Ich veranstalte eine, um den Mörder von Lilo zu

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