Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
wird verzichtet.«
»Und welches Produkt verscherbelt Schott?«
»Eigentlich alles. Vom Katzenfutter bis zum Bagger.«
»Und damit kann man Geld verdienen?«
»Ja, aber nur, wenn man logistisch auf der Höhe ist«, belehrte mich Ridder. »Stellen Sie sich vor, Sie nehmen eine Bestellung über hundert Bagger an und irgendwas läuft mit dem Transport schief. Dann haben Sie hundert Bagger, die keiner mehr haben will. Wohin dann damit?«
»Am besten in den eigenen Garten«, meinte ich. »Ich habe das Prinzip aber begriffen.«
»Ich bin doch gern behilflich«, sagte Ridder. »Wenn wieder mal was ist – ein Anruf genügt.«
Schräge Typen
»Vierzig Zeilen auf der Eins!« Peter Jansen stand in der Tür.
»Ich hab aber nicht viele Infos«, sagte ich.
»Dann mach aus Scheiße Gold. Wie so oft!«
»Jetzt haben wir schon den zweiten Mord«, jammerte ich. »Kann der Killer nicht warten, bis ich den ersten aufgeklärt habe?«
»Die beiden Morde müssen ja gar nichts miteinander zu tun haben«, gab Jansen zu bedenken. »Oder gibt es eine Verbindung zu Lilo?«
»Könnte sein. Über die Schwester. Aber sicher bin ich mir da nicht. Der Typ verkehrte nicht in den besten Kreisen – glaube ich. Vielleicht hat er jemanden geärgert.«
»Was erzählt die Schwester denn?«
»Ich weiß noch nicht viel – nur dass sie Kundin bei Lilo war. Unser Gespräch wurde von der Polizei unterbrochen, weil sie den Bruder gefunden hatten. Ich musste vorsichtig mit der Frau umgehen – sie ist ein bisschen ... na ja ... gestört.«
»Du bist doch sonst nicht so zimperlich, Grappa.«
»Sie tut mir eben leid. Aber es wird nicht das letzte Gespräch mit ihr gewesen sein. Und jetzt kriegst du vierzig schöne Zeilen über den Mord an Arno Wunsch.«
»Pöppelbaums Bilder liegen auf deinem Schreibtisch. Inklusive Sarg und Schwester.«
Ich schrieb die Zeilen herunter, deutete aber keine Verbindung zum Mord an der Schriftstellerin an. Auf vierzig Zeilen darzustellen, dass es Berührungspunkte zwischen einem langzeitarbeitslosen jungen Mann und einer älteren, millionenschweren Liebesromanautorin geben könnte, erschien mir unmöglich.
Rabe, Wolf und Traumtyp
Am späten Abend betrachtete ich den Mond. Er hing blassgelb und schon fast voll über meinem Balkon. Die Luft war klar und ich hatte eine wunderbare Sicht auf den Himmelskörper.
Natürlich hatte ich mich nach getaner Arbeit noch weiter über den Schutzplaneten des Magiers informiert.
Ebbe und Flut hingen von dem Erdtrabanten ab und unsere frühen Ahnen richteten ihre täglichen Arbeiten nach der Mondmagie. Frauen galten als besonders fruchtbar bei Vollmond, bis heute gab es Anhängerinnen des Mondkultes: Der Planet galt als weiblich und einige Frauen besuchten bevorzugt bei Vollmond ihren Friseur, wenn sie Wert auf einen perfekten Schnitt oder eine lang haltende Dauerwelle legten. Bei Vollmond gingen aber auch Werwölfe auf die Jagd, tanzten sogenannte Mondfrauen hingebungsvoll auf nebelverhangenen Wiesen und es war der perfekte Zeitpunkt, Tote aus ihren Gräbern auferstehen zu lassen.
Übermorgen Abend um diese Zeit würde die Totenbeschwörung im Rabenhügel stattfinden. Ich hatte alles organisiert, die Teilnehmer wussten Bescheid und Anneliese Schmitz machte sich bestimmt schon Gedanken über den Belag der Schnittchen, die sie angekündigt hatte, mitzubringen.
Ich schloss die Balkontür. Mein Handy meldete sich leise aus den Tiefen meiner Handtasche. Ich sprintete hin und kramte danach, aber der Anrufer war bereits an meine Mailbox weitergeleitet worden, hatte keine Nachricht hinterlassen und war auch nicht zu identifizieren.
Heute Nacht wollte ich gut schlafen, deshalb deaktivierte ich das Handy und stöpselte die Festnetzleitung aus.
Meine Bäckerin räumte gerade die Brote ein, als ich morgens den Laden betrat. Ich war im Morgengrauen aufgewacht und hatte danach keinen Schlaf mehr gefunden.
»Tach auch«, sagte ich.
»Die Frau Grappa«, freute sich Anneliese Schmitz. »Wie isses?«
»Nicht so toll«, gestand ich. »Ich komm nicht weiter mit dem Fall.«
»Ich wollt Sie schon anrufen«, sagte die Bäckerin, stellte sich gerade hin und hielt sich das Kreuz.
»Warum das denn?«
»Da war gestern ein Kerl hier«, berichtete sie, »der nach Ihnen gefragt hat. Ob ich Sie kenne, wann Sie nach Hause kommen und so ...«
»Sah er gut aus?«, witzelte ich.
»Ja, er war 'n Hübscher.«
»Und was haben Sie ihm erzählt?«
»Dass Sie 'ne Kundin sind«, antwortete sie. »Mehr
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