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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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anderer Zaungast.
    »Kennen Sie den denn?«
    »Der kam sie öfter mal besuchen. Blieb aber nie lange. Das war nicht die richtige Umgebung für den.«
    »Wieso das denn nicht?«, wunderte ich mich. »Hier ist es doch sehr nett.«
    »Das war so 'n Geschniegelter«, sagte der Mann verächtlich. »Aber Sabine war ja immer schon was Besseres.«
    Die Nachbarin kehrte zurück, in der Hand hielt sie einen Zettel. »Das ist die Nummer.«
    »Danke. Wissen Sie vielleicht, wo der Freund von Sabine Wunsch wohnt? Oder wie ich ihn erreichen kann, falls Sabine ihr Handy ausgestellt hat?«
    »Sie hat mal erzählt, dass er Anwalt ist oder so was«, antwortete die Frau.
    »Kennen Sie den Namen?«
    »Mike, mehr weiß ich nicht.«
    Ich schlug noch mal gegen die Tür, doch Arno Wunsch reagierte immer noch nicht. Vielleicht war er wirklich nicht zu Hause.
    »Wie viel isses denn?«
    »So viel, dass sie nicht mehr arbeiten muss«, meinte ich. »Und für den Bruder fällt bestimmt auch was ab.«
    »Und wie heißen Sie? Vielleicht kann er Sie ja anrufen, wenn er wieder auftaucht.«
    »Wie ich heiße? Mein Name ist Fee. Lottofee.«
    Auf dem Weg nach unten vermisste ich den Rollator. Schade, ich hätte gern noch mal eine Runde mit ihm gedreht.
    Mike. Der Vorname war wahrscheinlich eine Abkürzung für Michael und so hießen viele Männer. Es wäre zeitraubend und vermutlich sinnlos, alle Anwälte mit dem Vornamen Michael anzurufen – zumal der Mann ja keine Kanzlei haben musste und es auch nicht sicher war, dass er überhaupt in Bierstadt praktizierte.
    Der Himmel hatte sich zugezogen und es nieselte leicht. Ich flüchtete ins Auto und wählte Sabine Wunschs Handynummer. Nichts, aber wenigstens die Mailbox war geschaltet. Ich sprach meine Telefonnummer darauf und bat Sabine Wunsch, sich möglichst bald bei mir zu melden. Mein Köder war der Satz: »Es geht um Ihr Kind.«
    Sogleich plagten mich Gewissenbisse. Ich spielte mit den Gefühlen einer Frau, die emotional und psychisch instabil war, nur um einen Mord aufzuklären.
    Wie tief bist du gesunken, Grappa?, dachte ich. Ich blieb mir die Antwort lieber schuldig.
    Auf dem Weg zur Redaktion kreuzte wieder eine schwarze Katze meinen Weg – diesmal in der anderen Richtung. Ich würde schon noch herauskriegen, welche Bedeutung dahintersteckte.
    Eine halbe Stunde später wusste ich Bescheid:
    Als Verheißung von Unglück wird angesehen, wenn eine schwarze Katze überraschend den Weg kreuzt, wobei die Richtung von links nach rechts schlimmer ist als die von rechts nach links.
    Verbreitet ist die Annahme, eine Katze habe neun Leben. Im späten Mittelalter, als der Hexenwahn grassierte, hatte auch die Katze, wie viele andere Tiere, unter dem grausamen Irrsinn zu leiden. So sollte der Hausgeist einer Hexe gern in Gestalt einer Katze auftreten.
    Ein abscheulicher Brauch war es, zu Karfreitag oder Ostern Katzen in Weidenkörbe zu stecken und in das Osterfeuer zu werfen.
    Nicht die feine Art, dachte ich. Aber heutzutage war die Lage nicht gerade besser: Eltern quälten ihre Babys zu Tode, Männer jagten Frauen ein Messer in den Bauch und Kinder wurden vergewaltigt. Was zählte da schon das Leben einer schwarzen Katze?

dumm-und-blond.de
    Auf dem Weg zur Kantine prallte ich fast mit Simon Harras zusammen. Er schleppte einen Kasten Wasser in die Redaktionsküche.
    »Wo treibst du dich neuerdings rum?«, fragte er.
    »Recherche vor Ort, Baby«, antwortete ich.
    »Das ist noch lange kein Grund, hier alles zu vernachlässigen. Um alles muss ich mich selbst kümmern. Keiner spült mehr die Tassen oder ärgert die Sekretärinnen. Auch Susi hat schon nach dir gefragt.«
    »Ich bin gerührt«, meinte ich. »Was wollte sie denn? Stella kocht mir neuerdings freiwillig Kaffee. Hat Susi etwa Ähnliches vor?«
    »Nein. Sie plant, sich ein Fußkettchen tätowieren zu lassen.«
    »Und ich soll ihr das stechen, oder was?«
    »Klar, weil du so einen scharfen Verstand hast. Zurzeit läuft eine Meinungsforschung in der Redaktion. Und da du die Ikone des guten Geschmacks bist, zählt deine Meinung doppelt.«
    »Ich bin für ein Tattoo bei Susi«, erklärte ich. »Aber es sollte quer über der Stirn sitzen. Die Worte: dumm-und-blond.de.«
    »Wie heißt noch mal das Gift, mit dem die Berghofen so erfolgreich ins Jenseits geschickt wurde?«
    »Rizin.«
    »Ich werde es Susi empfehlen.«
    »Die Herstellung ist piepeinfach. Das kriegt sogar unsere Susi gebacken.«
    Ich ließ Harras und die Kiste stehen und setzte meinen Weg fort.

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