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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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plötzlich. »Ja, ja, ja.«
    Die Stimme war jämmerlich und hoch und gehörte nicht Wachlin.
    »Bist du da, großer Geist?«, fragte er und wieder ertönte das »Ja, ja, ja« – lang und herzzerreißend.
    Mit meiner Beherrschung war es vorbei. Ich öffnete die Augen und sah die Bäckerin mit zurückgeworfenem Kopf und verkrampftem Oberkörper auf dem Stuhl hängen.
    Ich wollte Wachlin meine Hand entziehen, doch er ließ nicht locker und schrie: »Der Kreis muss geschlossen bleiben! Haltet euch an den Händen! Nicht unterbrechen.«
    »Ja, ja, ja ...«, machte Frau Schmitz.
    »Sag uns deinen Namen, großer Geist«, forderte der Zauberer.
    Anneliese Schmitz gab ein gurgelndes Geräusch von sich.
    »Sag deinen Namen!«, wiederholte Wachlin und fuhr fort, als die Bäckerin still blieb: »Du willst ihn nur mir sagen? Dann dring in mich, großer Geist. Ich habe Ohren, dich zu hören, und eine Zunge, zu dir zu sprechen.«
    Ein Stoß erschütterte den Tisch. Frau Schmitz lag vornübergebeugt auf der Tischplatte, rechts und links hielten Wayne und Jansen sie noch immer an den Händen.
    Brinkhoff hatte es nicht mehr im Sessel gehalten. Er stand hinter dem Stuhl der Bäckerin und beobachtete sie. Im Kerzenschein wirkte er bedrohlich groß.
    Wieder gurgelte die brave Bäckersfrau. Das war nicht normal. Mir wurde angst und bange.
    Frau Schmitz hatte ausgegurgelt, sie richtete sich kerzengrade auf und brabbelte los. Sie sprach kein Deutsch, sondern ein Kauderwelsch, das sich wie Holländisch anhörte.
    Der falsche Geist ist angerückt, dachte ich, ich hatte bei meinen Recherchen keinen Hinweis auf holländische Wurzeln der Lilo von Berghofen gefunden.
    Frau Schmitz plapperte und plapperte, wiegte den Körper hin und her und summte jetzt irgendeine Melodie, die mir bekannt vorkam.
    »Du bist ein Spaßgeist«, brüllte Wachlin. »Hinfort, hinfort in deinen Unterschlupf. Du gehst auf der Stelle, ohne mich oder andere zu verletzen, ohne irgendetwas, was mir gehört, zu beschädigen oder zu zerstören. Friede sei zwischen mir und dir.«
    Anneliese Schmitz stieß ein höllisches Gelächter aus. Ich hatte solche Töne noch nie von der Bäckerin gehört. Ein Lachreiz machte sich in meinem Bauch breit: Frau Schmitz war einfach genial!
    »Schluss jetzt mit dem Theater!« Brinkhoff knipste das Licht an.
    Ich entriss Wachlin und Harras meine Hände. Peter Jansen blinzelte ins Licht und grinste.
    Auch Frau Schmitz schien wieder normal zu sein, sah sich erstaunt um. »Schon alles vorbei?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Ja, aber Sie haben nichts verpasst. Das ging voll daneben.«
    Wachlin hing zusammengesunken auf seinem Stuhl, in seinem Gesicht kämpften Wut und Frust miteinander.
    »Wer war denn jetzt das bessere Medium?«, fragte Harras.
    »Na, unsere Frau Schmitz«, antwortete ich.
    »Wieso?«, fragte sie. »Ich hab doch gar nichts gemacht.«
    »Sie haben ordentlich gejammert und in einer fremden Sprache zu uns gesprochen«, erläuterte ich. »Können Sie sich nicht erinnern?«
    »Nö. Ich dachte, ich wär eingenickt.«
    »Ich habe Hunger«, sagte Jansen. »Stehen da nicht noch Schnittchen in der Küche? Und was ist mit dem Bier?«
    »Ich hol die Häppchen«, kündigte die Bäckerin an und erhob sich.
    »Kommen Sie, Herr Brinkhoff«, sagte ich. »Gehen auch wir zum gemütlichen Teil des Abends über.«
    Der Hauptkommissar rückte einen weiteren Stuhl an den Tisch. Wachlin sagte noch immer nichts.
    »Kopf hoch!«, ermunterte ich ihn und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Es kann nicht immer Sonntag sein.«
    Die Bäckerin trat mit der Schnittchenpalette durch die Tür.
    »Glückwunsch, Frau Schmitz«, sagte ich. »Sie haben hundert Punkte und den kleinen Hexenführerschein.«
    »So 'n Quatsch«, wehrte Frau Schmitz ab und sah verlegen in die Runde. »Die Frau Grappa macht imma ma solche Scherze.«
    »Der Geist war jedenfalls ein Holländer«, beteiligte sich Bluthund Pöppelbaum am Gespräch. »Ich hab ein paar Worte verstanden.«
    »Ein holländischer Spaßgeist«, stellte ich fest. »Und ich dachte immer, die Holländer hätten keinen Humor. So kann man sich täuschen.«
    »Ich hab aber was geträumt eben«, berichtete Anneliese Schmitz und stellte das Tablett in die Mitte des Tisches.
    »Geträumt?«, fragte Salomon Wachlin. »Dann ist der Geist doch bei Ihnen gewesen und in Sie eingedrungen.«
    »Das möcht ich mir abba verbitten«, sagte Frau Schmitz. »Ich hab geträumt, dass Rudi Carrell mich besuchen kommt. Der is nich in mich,

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