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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sondern in meinen Traum eingedrungen.«
    »Rudi Carrell?«, fragten Jansen und ich unisono.
    »Tot ist der ja auch«, nickte Pöppelbaum. »Könnte also gut sein, dass der als Geist herumirrt – immer auf der Suche nach neuen Gags.«
    »Ich hol mal das Bier«, kündigte Simon Harras an.

Kopfgeister und Welteschen
    Die Geisterbeschwörung ließ sich nur als Pleite bezeichnen. Fast war es mir peinlich, gehofft zu haben, von dieser Hokuspokusnummer Hinweise zur Klärung des Falles zu erhalten. Mit dem Geist von Rudi Carrell hatte niemand rechnen können, aber das war trotzdem ein wichtiger Fingerzeig. Denn wenn Carrell noch im Schattenreich mit seinen Nummern auftrat, war das ein zwingender Grund, weiterleben zu wollen.
    Wachlin hatte sich schnell davongemacht, sichtlich erschüttert, sich mit solchen Ignoranten wie uns abgegeben zu haben. Auch meine eindringliche Bitte, sich doch noch an Schnittchen und Bier zu erfreuen, hatte den Magier nicht umstimmen können. Also vertilgten wir in verkleinerter Runde Schmitzens' Schnittchen bis auf den letzten Krümel und die Männer sorgten dafür, dass kein Bier warm wurde.
    Guter Laune, fröhlich plaudernd und ordentlich beschwipst beendeten wir den Abend. Harras und Pöppelbaum hatten noch einen Termin mit Kopfwehgeistern.
    Die Nacht war entsprechend kurz und verlief für mich geisterfrei.
    »Ich glaube, wir müssen uns wieder der klassischen Recherche zuwenden«, teilte ich Jansen am Morgen mit. »Was hat Brinkhoff zu dem Safe im Keller gesagt?«
    »Er hat ihn heute früh ausgebaut und wird ihn öffnen lassen«, berichtete Jansen. »Übrigens: Lilo wird heute Mittag beerdigt. Die Staatsanwaltschaft hat die Leiche endlich freigegeben. Ich denke, dass wir vierzig bis fünfzig Zeilen auf der Eins verkraften können, und nimm dir einen Knipser mit.«
    »Ich?«
    »Wer denn sonst? Ich habe zusammen mit dem Verlag die Trauerfeier und Grablegung organisiert und stehe an der Spitze des Trauerzugs. Wenn man so will, bin ich ihr einziger Hinterbliebener. Da kann ich ja wohl kaum was in meinen Block schreiben.«
    »Vielleicht kommt der Mörder ja auch.«
    »Bestimmt«, meinte Jansen. »Dann stellst du ihm ein paar deiner unwiderstehlichen Fragen und das Ding ist geritzt. Ich halte die Konferenz gleich kurz und zieh mich dann um. Du brauchst das ja nicht – du trägst ja immer Trauerkleidung.«
    »Schwarz ist elegant«, erklärte ich, »und macht schlank. Wie sieht denn das Programm auf dem Friedhof genau aus?«
    »Ziemlich normal für eine Hexe. Trauerfeier und dann gehen alle gemeinsam zum Grab. Sarg rein, Erde drüber. Das einzig Komplizierte war die Esche. Auf dem Bezirksfriedhof ist es mir gelungen, eine zu finden.«
    »Eine Esche?«
    »Der Baum der Hexen und Zauberer«, erläuterte Jansen. »Lilo hat es im Testament so bestimmt. In der Edda wird die Weltesche Yggdrasil erwähnt, die ihre Wurzeln tief in der Unterwelt verankert hat. Damit ihre Seele bei Bedarf wieder in unsere Welt zurückklettern kann. Daher musste es genau dieser Baum sein. Kastanie oder Eiche wären nicht gegangen. Frauen werden wirklich seltsam, wenn sie über fünfzig sind.«
    »Ich auch?«
    »Nein, Grappa«, grinste er, »alle – aber du nicht.«

Der verlegerische Glücksfall
    Als Kind hatte ich daran geglaubt, dass der Verstorbene auf einer Wolke sitzt und sich köstlich darüber amüsiert, was alles über ihn erzählt wird, und ich hatte mir damals fest vorgenommen, wenn es so weit wäre, den Trauergästen, die mich zu Lebzeiten geärgert hatten, von oben auf den Kopf zu spucken.
    Meine Schritte wurden langsamer, je näher ich der Trauerhalle kam. Zwischen Rhododendren und den zypressenartigen Lebensbäumen hockten ein paar Omas und staubten die Gräber ihrer Lieben ab, alte Männer versenkten Fleißige Lieschen und Stiefmütterchen in die Erde, unter der ihre Gattinnen ruhten.
    Sie hatten wenigstens jemanden. An meinem Grab würde sich keiner zu schaffen machen. Rudi Carrell hatte es geschafft, in seinem Garten begraben zu werden, vielleicht gelang mir das auch? Unter dem Walnussbaum vor dem Erdhügelhaus mit Hugin als Wächter – das würde mir gefallen.
    Rechts und links von mir wurde die Ausstattung etwas teurer. Den Hauptweg säumten herrschaftliche Familiengräber mit großen steinernen Grabmalen und fetten Lettern. Hier gaben sich die alten, reichen Bergbaufürsten ein letztes Stelldichein. Berühmte Namen, die auch auf Straßenschildern zu lesen waren; Industriebarone, die mit den

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