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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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unten. Daraus entstand die Zahlenreihe: 13, 11, 6 und 4.
    War das wieder Zauberei oder hatte Lilo von Berghofen mit dem Fingernagel diese Linie nachgezeichnet, weil sie den Code enthielt?
    Ich wusste, dass die These kühn war. Aber vielleicht ist das Glas Wein wirklich nicht zufällig umgefallen und hat das Papier getränkt, dachte ich.
    Ich trank noch ein Glas und war danach überzeugt, dass mir Lilos lichtes Wesen aus der Geisterwelt einen Hinweis auf die Zahlenkombination hatte zukommen lassen.

Der verdeckte Ermittler und das harmlose Bergvolk
    Der Flug verlief ohne Probleme, keine Wolke verdeckte den Blick über die Alpen und ich genoss das beeindruckende Panorama. In großen Höhen packen mich immer sentimentalische Gedanken – weil die böse Welt von oben so wunderbar friedlich wirkt.
    Am Zoll wurde mein Gepäck kontrolliert. Ich musste meine große Tasche auskippen und wurde gefragt, ob ich mehr als fünfzehntausend Euro dabeihätte.
    »Ich wünschte, es wäre so«, lächelte ich. »Warum fragen Sie?«
    Der Beamte erklärte, dass die Schweiz ein beliebtes Land für Schwarzgeldtransfers sei. »Die Leute bringen unversteuertes Bargeld aus ihren Ländern mit und deponieren es bei uns auf einem Konto«, sagte er im Schweizer Singsang.
    »Ich bring nichts mit, ich will nur gucken, ob die Millionen noch auf meinem Nummernkonto sind«, entgegnete ich.
    Der Zöllner hatte solche Sprüche wohl schon häufiger gehört und winkte mich durch.
    Auf dem Weg zum Taxistand aktivierte ich mein Handy. Jansen hatte auf die Mailbox gesprochen und bat dringend um einen Anruf.
    Ich verzog mich in eine ruhige Ecke und drückte die Rückruftaste.
    »Ich bin grad erst angekommen«, sagte ich. »Was gibt es?«
    »Das Bundeskriminalamt hat einen verdeckten Ermittler auf die Organhandelsache angesetzt«, berichtete mein Chef.
    »Dann war Lilo doch bei der Polizei?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und was macht der Kerl? Wer ist es?«
    »Grappa! Ich sprach von einem verdeckten Ermittler! Er hat sich ja wohl kaum ein Schild mit der Aufschrift Ich bin vom BKA um den Hals gehängt und ist damit durch Bierstadt spaziert.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich hatte gerade ein ausführliches und vertrauliches Gespräch mit Brinkhoff.«
    »So vertraulich, dass du es mir brühwarm erzählst?«
    »Er hat mich eingeweiht, weil ich ihm gesagt habe, dass du heute nach Zürich geflogen bist – wild entschlossen, das Schließfach auszuräumen.«
    »Wolltest du nicht dichthalten?«
    »Grappa! Es kann gefährlich werden. Wir machen uns Sorgen um dich.«
    »Ich hab euch auch lieb«, meinte ich gerührt. »Aber mir passiert schon nichts. Hat er eine Andeutung gemacht, wie weit der Agent mit seinen Ermittlungen ist?«
    »Nein. Aber die Organhandelbande dürfte nicht mehr ganz ahnungslos sein. Bitte, Grappa, sieh zu, dass immer viele Menschen um dich herum sind. Ich möchte nicht, dass die Schweizer dich im Alusarg zurückschicken. Vertraue niemandem, auch den Einheimischen nicht.«
    »Ich komme schon zurecht. Die Schweizer sind ein nettes, harmloses Bergvölkchen. Und heute Abend sitz ich wieder im Flieger. So – jetzt muss ich mich sputen. Deine Millionen und Lilos Geheimnisse warten auf mich.«
    Das Taxi brachte mich direkt vor den Haupteingang der Bank. Das Gebäude war nicht aus Glas und Stahl wie die vielen anderen Firmensitze, die ich auf der Fahrt hierher zu sehen bekommen hatte, sondern ich stand vor einer Villa mit Türmchen, Erkern und Verzierungen – das Ganze war eher großbürgerlich als großkotzig.
    Ich sah mich um. Niemand war mir gefolgt, niemand lungerte in einer Ecke und schien auf mich zu warten. Jansens und Brinkhoffs Sorgen waren bestimmt unnötig.
    Eine Frau im Leopardenmantel verließ die Bank und stöckelte zu einem nagelneuen Porsche – in der Hand einen Aktenkoffer, in dem sich vermutlich viele Geldscheine befanden.
    Plötzlich verließ mich der Mut. Ich sah an mir herunter: Die schwarze Samthose mit dem Schlag war durch den Aufenthalt auf dem engen Flugzeugsitz ziemlich zerknittert, an den Schuhen klebte Erde, weil ich auf dem Flugplatz eine Abkürzung zum Taxistand über ein Beet genommen hatte, und meine Tasche war ausgebeult, weil ich zu viel hineingepackt hatte.
    Egal, ich musste da durch und die anderen auch. Ich war hier, um mein Schweizer Nummernkonto und mein Schließfach zu überprüfen – redete ich mir ein, und diesen Eindruck musste ich auch vermitteln.
    Souveränität, Ungeduld und leichte Arroganz, verbunden mit

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