Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
dabei erbosen. «
Sabine Wunsch brauchte Hilfe. Ich rief Brinkhoff an und bat ihn, einen Arzt herzuschicken. Er versprach, sich um die Frau zu kümmern.
In der Redaktion wartete Peter Jansen bereits auf mich, Pöppelbaum erschien wenig später. Er stöpselte das Kamerakabel in den PC und wir schauten uns die Bilder an.
»Ganz schön tief«, sagte ich schaudernd.
Der Bluthund hatte vom Brückengeländer aus hinunter ins Tal fotografiert.
»Stimmt«, meinte Wayne. »Stell dir vor, du fällst schon und überlegst es dir auf halbem Weg anders.«
»Vielleicht ist Schott nicht gesprungen, sondern jemand hat ihn gestoßen«, murmelte ich. »Denkt mal an die offene Beifahrertür.«
»Das wird die Polizei schon noch rauskriegen«, meinte Jansen. »Und jetzt schreib vierzig sanfte Zeilen, Grappa.«
»Ich soll was schreiben?«, staunte ich. »Selbstmorde heben wir doch nie ins Blatt.«
»Normalerweise nicht. Aber ich bin der Meinung, dass es in diesem speziellen Fall angebracht ist. Außerdem ist eine Verbindung zu dem Mord an Arno Wunsch ja nicht ausgeschlossen – Schott lebte immerhin mit der Schwester zusammen.«
»Welche Fotos nehmt ihr denn?«, fragte Pöppelbaum.
»Wir kaufen sie dir alle ab«, entschied Jansen. »Und du bleibst am Ball, ja?«
»Okidok, Chef«, grinste der Bluthund. »Mein Azubi wird mich unterstützen.«
»Azubi?«
»Ich vergrößere meinen Laden«, erklärte Pöppelbaum. »Hab jetzt zwei Jungs in Ausbildung.«
»Wie hübsch! Eine Bluthundwelpen-Spielgruppe«, entgegnete ich.
»Der Ausbildungsweg heißt Videojournalist«, korrigierte er mich. »Und wenn ihr uns nicht hättet, sähen eure Blätter ganz schön leer aus.«
»Ich wollte dir nicht zu nahe treten, du Künstler.« Ich klopfte ihm herzhaft auf die Schulter. »Große Bilder sind schnell geschrieben. Und jetzt entschuldigen mich die Herren bitte!«
TRAGÖDIE AUF DER AUTOBAHNBRÜCKE – MANN SPRINGT IN DIE TIEFE – SELBSTMORD?
Eine Polizeistreife bemerkte am Sonntagmorgen ein abgestelltes Auto mit Bierstädter Kennzeichen auf der Autobahnbrücke bei Remscheid. Die Türen des Fahrzeuges standen offen, der Motor lief und alles deutete darauf hin, dass sich der Fahrer von der Brücke gestürzt hatte oder in die Tiefe geworfen worden war. In dem Waldgelände unterhalb der Brücke kam eine Polizeihundestaffel zum Einsatz. Nach etwa einer Stunde wurde der leblose Körper des Bierstädters Mike Sch. (39) gefunden. Mike Sch. war Jurist und der Lebensgefährte der Schwester des Mordopfers Arno W., der kürzlich erstochen in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Ob zwischen den beiden Todesfällen eine Verbindung besteht, ist noch unklar.
Der Schlüssel zum Fall?
Mit den Ergebnissen der Obduktion von Schotts Leiche war so schnell nicht zu rechnen und ich hatte Zeit, das passende Schließfach zu dem Schlüssel zu suchen, der in von Berghofens Aktenordner gelegen hatte. Jansen und ich trafen uns vor der Bank, die die Konten der Autorin führte.
Die Sachbearbeiterin erkannte Jansen gleich und schubste ihre Kollegin beiseite. Als Millionär wurde man tatsächlich wie ein König behandelt. So etwas kannte ich von meinem Geldinstitut nicht – aber die Leute dort hatten ja auch meistens nur meine roten Zahlen zu verwalten.
»Ich benötige eine Auskunft zu diesem Schlüssel«, kam mein Chef gleich zu Sache. »Er gehört zu einem Schließfach. Aber zu welchem?«
Die Bankfrau betrachtete den Schlüssel und schaute in den Computer. »Frau von Berghofen hatte kein Schließfach bei uns«, stellte sie dann fest. »Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
»Haben Sie einen solchen Schlüssel schon einmal gesehen?«, fragte Jansen.
Die Angestellte zögerte. »Ich habe einen Teil meiner Ausbildung in der Schweiz absolviert«, antwortete sie. »Dort gibt es Bankschließfächer, in die diese Art Schlüssel passen könnten.«
»Schweiz?«, fragte Jansen.
»Die Schweizer Geldinstitute verwenden diese Marke. Aber ob dieser Schlüssel wirklich aus der Schweiz stammt, kann ich natürlich nicht sagen.«
»Könnten Sie mal nachschauen, ob Frau von Berghofen in den letzten Monaten Geld in die Schweiz transferiert hat?«, bat Jansen.
Sie checkte es und meinte dann: »Ich kann nichts finden.«
»Komm, lass uns gehen«, sagte ich und zog Jansen am Ärmel. Mir war etwas eingefallen.
»Wenn Sie wollen, kann ich mal nachfragen ...«, bot die Frau an.
»Nein, nein«, beeilte ich mich zu versichern. »Sie haben uns sehr geholfen.«
Jansen folgte mir nur
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