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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Jansen. »So was macht die nicht.«
    »Sie hat dir halt was vorgespielt«, entgegnete er. »Sie ist nicht so durch den Wind, wie du vermutet hast.«
    »Aber warum sollte sie Schott getötet haben?«
    »Sie wird schon einen Grund gehabt haben«, antwortete Jansen lahm.
    »Stimmt. Es gibt für Frauen immer gute Gründe, sich ihrer Männer zu entledigen«, stellte ich fest. »Wenn jemand dafür Verständnis hat, dann ich.«
    »Rizin scheint ein beliebtes Gift zu sein. Glaubst du, sie hängen Sabine Wunsch auch den Mord an Lilo an?«
    »Das ist nur noch eine Frage von Stunden«, orakelte ich.
    Ich hackte lustlos meine Zeilen in den PC, blieb zurückhaltend und äußerte leise Zweifel an der Interpretation der Kriminalpolizei, was den Ablauf der als Selbstmord getarnten Tat betraf.
    Jansen segnete den Artikel ab und konnte sich ein »Du warst auch schon mal besser« nicht verkneifen.
    Ich zuckte mit den Schultern, mir ging die ganze Zeit die Schweiz durch den Kopf. »Hast du eigentlich Lilos Papiere schon ausgehändigt bekommen? Personalausweis oder Reisepass?«
    »Ja. Ich brauchte die Dokumente, um den Erbschein zu bekommen. Sie liegen in einer Kiste bei mir zu Hause.«
    »Glaubst du, dass ich als Lilo durchgehen könnte?«
    »Du bist jünger als Lilo«, gab er zu bedenken. »Aber das Foto in ihrem Ausweis ist nicht mehr aktuell, soweit ich mich erinnere. Jetzt sag aber nicht, dass du bei der Bank mit einem fremden Pass auftauchen willst!«
    »Warum nicht?«, tat ich ganz cool. »Die Bankfuzzis wollen nur irgendein Papier sehen.«
    »Das klappt nie«, prophezeite er. »Und dann haben wir den Schlamassel.«
    »Abwarten! Mehr als schiefgehen kann es nicht. Wenn die mich erwischen und du mich da rausholst, kann noch nicht mal mir was passieren. Immerhin bist du Alleinerbe und ich handle in deinem Auftrag.«
    Wir fuhren nach Feierabend zu Jansens Haus. In Lilos Personalausweis prangte tatsächlich ein Foto, das mindestens zehn Jahre alt sein musste.
    »Ihr seht euch wirklich ein bisschen ähnlich«, meinte Jansen verblüfft.
    »Ich bin viel schöner als sie«, protestierte ich. »Siehst du das denn nicht?«
    »Natürlich, Grappa«, beeilte er sich zu versichern. »Wer schöner ist als du, der ist geschminkt.«
    »Ich bin doch auch geschminkt.«
    Er verdrehte die Augen nach oben. »Eben. Deshalb bist du ja auch schöner.«
    Ich hatte bereits am Morgen online einen frühen Flug nach Zürich gebucht und vertiefte mich noch einmal in die Unterlagen. Irgendwo musste Lilo sich die Nummer des Kontos notiert haben – zur eigenen Sicherheit.
    Ich überlegte, wie ich vorgehen würde – für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich mir ein Nummernkonto in der Schweiz einrichten müsste.
    Mein Geburtsdatum oder ähnlich leicht erratbare Ziffern würde ich bestimmt nicht nehmen. Lilo hatte sich so viel Mühe gegeben, ihre Geheimnisse zu bewahren, dass das Zahlenwerk kompliziert und trotzdem einfach sein musste.
    Die einzigen Zahlen, die jemals eine Rolle gespielt hatten, waren die im magischen Quadrat in Dürers Melencolia.
    Ich kramte die Kopie des Kupferstiches hervor, die Lilo von Berghofen abgeheftet hatte, und betrachtete das Quadrat an der Wand des Hauses, vor dem der Engel melancholisch vor sich hin brütete.
    16 – 3 – 2 – 13
    5 – 10 – 11 – 8
    9 – 6 – 7 – 12
    4 – 15 – 14 – 1
    Wie war das noch? Die Summe aller vertikalen, horizontalen und diagonalen Zahlen ergab immer die Zahl 34. Aber zwei Ziffern konnten weder Schlüssel zum Schweizer Konto noch zu einem Schließfach sein. In entsprechenden Krimis waren Nummernkonten immer mit einer ellenlangen Ziffernfolge ausgestattet.
    In der unteren horizontalen Reihe gab es die Zahlen vier, fünfzehn, vierzehn und eins. Setzte ich sie dicht nebeneinander, ergaben sie die Telefonnummer der Autorin. Diese Reihe konnte es also schon mal nicht sein, weil es zu einfach gewesen wäre. Nun denn, ich hatte noch die ganze Nacht Gelegenheit, mögliche Zahlenreihenfolgen zusammenzustellen.
    Müdigkeit zog in meine Knochen. Das Weinglas stand neben dem Papier, ich wollte es greifen, verpasste es und stieß es um. Die rote Flüssigkeit ergoss sich über das Bild. Ich lief in die Küche und riss zwei Blätter von der Küchenrolle. Noch war der Druck nicht völlig aufgeweicht, ich tupfte das Nasse mit dem weichen Papier auf. Dabei bemerkte ich, dass der Wein in einer Linie tiefer eingedrungen war als an anderen Stellen – und diese Linie zog sich diagonal von rechts oben nach links

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