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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nichts.
    »Es war eine Frau«, berichtet Rütli, nachdem er aufgelegt hatte. »Vor einer Woche. Sie kannte die Nummer für das Konto und war eine Beauftragte.«
    »Wessen Beauftragte?«
    »Na, Ihre Beauftragte!«
    »Hat sie sich ausgewiesen?«, fragte ich.
    »Ja, aber der Herr Hofer kann sich nicht mehr an den Namen erinnern.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte ich. »Wie sah die Frau aus?«
    »Eine junge Frau. Blond. Aber Sie können Herrn Hofer gleich selbst fragen – er ist auf dem Weg hierher.«
    »Ich kann nicht länger warten«, meinte ich. »Ich werde meine Anwälte bitten, das zu klären. Wie hoch war der Kontostand, bevor diese Blondine mich bestohlen hat?«
    »Fünf Millionen Euro.«
    Ich schluckte. »Ich möchte die Nummernkombination für das Konto und das Schließfach ändern«, kündigte ich an. »Ich habe die Ziffern notiert. Würden Sie das bitte veranlassen, Herr Rütli?«
    »Wollen Sie nicht doch lieber mit Herrn Hofer sprechen? Er müsste in zehn Minuten hier sein.«
    »Auf keinen Fall.« Wenn ich Hofer in die Hände falle, dachte ich, fliegt der Schwindel auf. »Kann ich mich darauf verlassen, dass der Code geändert wird?«
    »Aber natürlich.«
    Ich gab Fersengeld.
    Im Taxi entspannte ich mich wieder.
    »Können Sie mir ein gutes Restaurant empfehlen?«, fragte ich den Fahrer.
    Er konnte und nannte das Lake Side direkt am Zürichsee. Das Wetter war mild und der Taximann lobte die Schönheit des Blicks von der Terrasse auf den See und die gehobene Küche.
    War es richtig, dass ich die Papiere in der Bank gelassen hatte? Ich war davon überzeugt, nicht beobachtet worden zu sein, aber ich war ja nicht darauf trainiert, so etwas zu bemerken. Und noch eine Frage beschäftigte mich: Warum hatte die blonde Frau, die von Berghofens Nummernkonto geplündert hatte, nicht auch das Schließfach geleert? Die einzig mögliche Antwort darauf lautete: Sie hatte nicht gewusst, dass Lilo in der Schweizer Bank ein Schließfach gemietet hatte.
    Und selbst wenn sie es gewusst hätte, ohne den Schlüssel hätte sie nichts ausrichten können.
    Mein Handy klingelte. Jansen machte sich immer noch Sorgen.
    Ich saß im Taxi, konnte und wollte nicht reden und bat ihn zu warten. »Aber ich kann dir sagen, dass alles in bester Ordnung ist. Die Reise ist ein voller Erfolg.«
    Die Terrasse des Lake Side bot freien Blick auf den Zürichsee. Urlaubsstimmung überkam mich – wie immer, wenn ich blaues Wasser in Verbindung mit Sonne sah und die dazugehörige Wärme spürte.
    Ein Kellner führte mich zu einem Tisch und fragte nach meinen Wünschen. Ich entschied, meinen Erfolg und meine Kaltblütigkeit zu feiern, und bestellte ein Glas Champagner. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Wasserplätschern, entfernte Motorbootgeräusche, menschliche Stimmen und Vogelzwitschern. Eigentlich war das Leben wunderbar.
    Der Kellner stellte den Champagner auf den Tisch und wünschte mir Wohlsein. Das Glas war von außen beschlagen und das Sonnenlicht brachte die Flüssigkeit zum Glühen. Ich nippte und genoss.
    Jansen hatte angekündigt, noch mal anzurufen. Er schien geahnt zu haben, dass ich nun allein war.
    »Kannst du jetzt sprechen?«, fragte er.
    »Ja. Alles lief problemlos. Das Nummernkonto ist leer, vor einer Woche geplündert von einer Blondine. Aber das Schließfach war noch gefüllt.«
    »Was war drin? Nun sag schon!«
    »Interessante Papiere. So interessant, dass ich nicht drüber reden will. Auch Handys können abgehört werden.«
    »Gut, verstehe, Grappa«, meinte Jansen. »Ich werde Brinkhoff informieren und wir treffen uns heute Abend.«
    »Bring meinen Laptop aus der Redaktion mit«, bat ich. »Wir werden eine Menge anzuschauen haben.«
    Ich bestellte einen kleinen mediterranen Vorspeisenteller, Pasta mit Steinpilzen und Entenbrust mit Orangenmousse. Auf die Preise achtete ich nicht, Jansen hatte versprochen, meine Spesen zu übernehmen, und mich aufgefordert, es mir gut gehen zu lassen.
    Gerade grübelte ich darüber nach, wieso Ente und Orangen so gut miteinander harmonierten, als ein Motorboot langsam und nah an meinem Tisch vorbeifuhr. Im letzten Moment fiel mein Blick auf den Bootsmann – er kam mir bekannt vor: Wachlin.
    Panik ergriff mich. Dass er hier aufkreuzte, konnte kein Zufall sein. Die Anlegestelle für die Boote lag ein Stück entfernt und er würde eine Weile brauchen, bis er diese Terrasse erreichte. Unwillkürlich fasste ich unter meinem Pullover: Die Chipkarte aus der Kamera lag fest eingeklemmt,

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