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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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dem unbedingten Willen, mein Ziel zu erreichen – das schien mir das beste Rezept für einen erfolgreichen Besuch in dieser Geldburg zu sein.
    Ich blickte zu den Fenstern hoch, sie waren mit Sichtblenden geschützt. Zwei hohe Nadelbäume rahmten die Villa ein, sie waren kerzengerade gewachsen und auf den Zweigen thronten aufrecht stehende Zapfen.
    »Krah, krah.«
    Ich zuckte zusammen und duckte mich. Ein Rabe war über mich hinweggeflogen und hatte sich auf der Spitze der Tanne niedergelassen.
    »Hugin, mein Freund«, rief ich belustigt zu ihm hinauf. »Wie war dein Flug?«
    »Krah«, machte Hugin.
    »Verstehe«, erwiderte ich. »Meiner war auch okay. Nur der Kaffee war mies.«
    Hugin schlug mit den Flügeln, ließ sich in die Tiefe fallen und stürzte auf mich zu.
    Ich wollte zur Seite springen, doch der Rabe schraubte sich zwei Meter vor mir zurück in die Höhe und fädelte sich in den Luftstrom ein. Ich vernahm ein sich entfernendes Krah-Krah-Krah und weg war er. Das war ein gutes Omen, beschloss ich und stieg die wenigen Stufen zur Tür empor.
    Eine verzierte Messingklingel prangte in der antiken Holztür, von mehreren Seiten blickten mich Kameraobjektive an – das Gebäude war gut gesichert. Ich drückte und hörte nichts. War die Schelle kaputt oder wurde der Ton elektronisch weitergeleitet?
    »Ja, bitte?«
    Ich atmete durch und sagte: »Guten Tag, ich bin Kundin Ihrer Bank.«
    »Wie ist Ihr Name, gnädige Frau?«
    »Lilo von Berghofen aus Deutschland.«
    »Moment.«
    Es dauerte ewig. Dann sagte die Stimme: »Treten Sie bitte ein, ein Mitarbeiter unseres Hauses wird Sie in Empfang nehmen.«
    Die Tür sprang auf. Parkett, alte Gemälde, Orientteppiche und wieder die Augen von Kameras. Man beobachtete mich, checkte mich ab, erkannte vielleicht, dass ich nicht Lilo von Berghofen war. Ihr Ausweis lag griffbereit obenauf in meiner Tasche.
    Ich stolzierte auf dem Perserläufer auf und ab und machte ein gelangweiltes Gesicht, schaute auf die Uhr – so, als hätte ich es eilig.
    Endlich näherten sich Schritte. Ein junger Mann in einem grauen Anzug kam auf mich zu, seine Lederschuhe quietschten merkwürdig. Wenn er Lilo von Berghofen schon mal gesehen hatte, war ich geliefert.
    »Willkommen in Zürich! Rütli mein Name«, sagte er und reichte mir seine Hand. »Wir sind überrascht, Sie hier zu sehen.«
    »Überrascht?«
    »Sonst machen Sie doch immer rechtzeitig einen Termin mit unserem Herrn Hofer aus. Nun ist er heute auf einem Kundenbesuch.«
    »Sie sind mir genauso lieb, Herr Rütli«, versicherte ich ihm. »Dem Nachwuchs eine Chance, nicht wahr?«
    »Danke, gnädige Frau«, lächelte der graue Mann. »Darf ich Sie bitten, sich auszuweisen. Eine Formalie, Sie verstehen?«
    »Aber natürlich.« Ohne mit der Wimper zu zucken, präsentierte ich den Ausweis. Er lautete auf den Namen Gerlinde Bomballa, aber das Pseudonym der Autorin war auch offiziell eingetragen worden.
    Rütli blickte kurz darauf und gab mir das Dokument zurück. »Danke sehr. Was kann ich für Sie tun, Frau von Berghofen?«
    »Ich möchte einen Blick auf den Stand meines Nummernkontos werfen«, antwortete ich. »Und in mein Schließfach schauen.«
    »Haben Sie den Schlüssel zur Hand?«
    »Aber natürlich.«
    »Wollen wir zuerst ins Schließfach schauen und dann aufs Konto?«
    »Ja, so machen wir das, Herr Rütli«, sagte ich gönnerhaft.
    »Dann folgen Sie mir bitte.«
    Wir durchwanderten einen langen Flur und standen schließlich vor einer Stahltür.
    »Können Sie mir die Nummer des Kontos sagen, damit ich den zweiten Schlüssel für das Fach holen kann?«
    Aha, dachte ich, so einfach geht das mit dem Schließfach doch nicht.
    Rütli wartete geduldig.
    »Moment noch«, lächelte ich. »Mein Zahlengedächtnis ist nicht das beste. Ich habe mir die Ziffern notiert.«
    Er wartete geduldig, bis ich mit leicht zitternden Fingern den Zettel aus einem Fach in der Tasche gezogen hatte.
    »Dreizehn, elf, sechs und die vier«, las ich laut.
    Rütli reagierte nicht.
    »Und? Stimmt's nicht?«, fragte ich selbstbewusst.
    »Nein, es stimmt noch nicht. Die beiden letzten Ziffern fehlen.«
    Panisch dachte ich an das Dürerquadrat. Zahlen von eins bis sechzehn, ein magisches Quadrat der vierten Ordnung mit der saturnischen Zahl 34.
    »Wir haben immer achtstellige Ziffern«, erklärte Rütli. »Überlegen Sie doch noch mal. Sie hatten doch selbst um diese Zahlen gebeten.«
    »Entschuldigung. Sie haben ja recht. Aber in meinem Alter nimmt die Schusseligkeit zu.

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