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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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in die Bank geschickt«, berichtete Brinkhoff. »Und die Banker haben die Polizei geholt.«
    »Und warum ermittelt das BKA denn nicht offiziell?«, fragte Jansen. »Dann bräuchten sie keine Agenten und könnten in die Bank hineinmarschieren.«
    »Die Schweizer Behörden sind sehr zickig, was das Bankgeheimnis anbetrifft«, sagte der Hauptkommissar. »Schade, dass Wachlin die Kamera hat. Was steht in den Papieren?«
    »Ich hab mir auf dem Flughafen eine neue Digi gekauft. Moment!«
    Ich befreite den Apparat aus der Verpackung und steckte die Batterien hinein.
    »Und jetzt«, sagte ich, »wundert euch nicht. Ich muss mir mal eben in den Ausschnitt greifen.« Ich tat es und zog die Chipkarte hervor.
    »Wachlin hat nur die leere Hülle meiner Kamera erbeutet«, erklärte ich den erstaunten Männern. »Den Chip habe ich die ganze Zeit am Leib getragen. Und der Schlüssel zum Schließfach wird morgen oder übermorgen bei dir vorbeigebracht, Peter – vom Postboten.«
    »Hast du etwa geahnt, dass jemand auftauchen würde, der es auf dich abgesehen hat?«
    »Du hattest mich doch gewarnt«, antwortete ich. »Den Chip hatte ich schon in der Bank rausgenommen. Und kurze Zeit später fuhr Wachlin mit einem Bötchen über den Zürichsee – direkt an mir vorbei. Also habe ich Vorsorge getroffen.«
    Ich steckte die Karte in die Kamera, bat Jansen um den Laptop und stellte die Verbindung her.
    Das Bildbearbeitungsprogramm öffnete Bild um Bild und mithilfe der Vergrößerungsfunktion waren die Akten gut zu lesen. Lilo von Berghofen war an den Schriftwechsel herangekommen, den die Schott-Firma mit osteuropäischen Krankenhäusern und einer Klinik in Deutschland geführt hatte. Die Briefe waren in englischer Sprache abgefasst, bestimmte Fachausdrücke kannten wir nicht, aber unsere Fremdsprachenkenntnisse reichten aus, uns das Entsetzen in die Seelen zu treiben.
    Das Transplantationszentrum, das Abnehmer der Organe war, befand sich etwa zwanzig Kilometer von Bierstadt entfernt auf dem Land. Dort gab es eine lange Liste von Menschen, die dringend auf Organe warteten.
    Schott hatte Kontakte nach Moldawien, das kleine Land war sein Hauptlieferant für menschliche Ersatzteile.
    »Die Spezialität dieses Landes ist eigentlich Mädchenhandel«, erklärte Brinkhoff. »Die Leute sind so arm, dass sie ihre Töchter als Prostituierte in den Westen verkaufen.«
    »Wer seine Frauen und Töchter verkauft, der hat bei Organen auch keine Skrupel«, nickte ich. »Hier haben wir es ja schwarz auf weiß: Fünfzehnhundert Euro zahlt die Klinik für eine Niere. Und der Empfänger muss fünfzigtausend für eine Transplantation hinlegen. Tolle Gewinnspanne.«
    »Der moldawische Spender kriegt durchschnittlich dreißig Euro«, sagte Jansen.
    »Eigentlich müssen die Kliniken Nachweise darüber führen, woher die Spenderorgane stammen«, sagte der Hauptkommissar nachdenklich. »Ich bin gespannt, was in den Papieren des Transplantationszentrums steht.«
    »Schaut euch das mal an.« Ich holte einen Zeitungsartikel auf den Schirm, der in der Akte gelegen hatte. Laut las ich vor:
    Nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Gesundheitsdienste in Moldawien müssen die Menschen auf eine gesundheitliche Basisversorgung verzichten. In vielen Regionen des Landes nehmen deshalb Hepatitis- und Tuberkulosefälle zu. Immer mehr moldawische Frauen werden von Menschenhändlern für rund 150 US-Dollar »gekauft« und dann an westliche Bordelle für 5.000 US-Dollar »verkauft«. Junge moldawische Frauen werden als Leihmütter angeboten, ihre Kinder entweder an kinderlose Paare aus dem Westen vermittelt oder als Organspender genutzt.
    »Woher hatte Lilo bloß diese Dokumente?«, wunderte sich Jansen.
    »Von Sabine Wunsch«, überlegte ich. »Sie hatte Zugang zu Schotts Firma. Denkt doch mal an die Séance. Sabine Wunsch will mit ihrem toten Kind sprechen und wendet sich an Lilo. Sie dreht durch und schreit, dass ihr Kind kein Herz mehr habe, keine Augen. Sie bringt den Tod ihrer Tochter in Verbindung zu Schotts Geschäften mit den Organen aus Moldawien.«
    »Und irgendwann vergiftet sie Schott«, fuhr der Hauptkommissar fort. »Und wirft ihn von der Brücke.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Dann hätte sie ja auch Lilo auf dem Gewissen – dasselbe Gift. Und wer hat ihren Bruder erstochen? Doch nicht Sabine!«
    »Welche These haben Sie denn, Frau Grappa? Was Sie noch nicht wissen können: Die Wunsch ist in der Nähe der Brücke gesehen worden. Ein Zeuge hat sich

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