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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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hoffe, Sie verstehen?«
    Er grapschte wieder nach meiner Flosse. Ich entzog sie ihm, um in meiner Handtasche nach einem Schnupftuch zu suchen. Berthas Blick traf mich. Sie hatte sich vornüber gebeugt, und ich glaubte im Halbdunkel ein spöttisches Lächeln zu erkennen.
    Bevor er weiternörgeln konnte, flüsterte ich ihm zu, daß ich mich nun voll den musikalischen Genüssen hinzugeben gedachte. Er schwieg eingeschnappt.
    In der Pause wiederholte ich die Lügengeschichte von Tante Berthas Krankheit, als diese gerade auf dem Klo war.
    »Aber natürlich habe ich Verständnis für Ihre Lage, Frau
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Grappa! Ich hoffe, wir werden uns künftig öfter sehen. Hätten Sie nicht Lust, für mich zu arbeiten?«
    »War das der Vorschlag, vom dem Sie neulich sprachen?«
    »Ja. Eine Stelle als Redakteurin in meiner Firma.«
    Ich tat überrascht. »Ich brauche etwas Bedenkzeit, Herr Boss«, meinte ich dann, »dafür haben Sie doch Verständnis, oder?«
    Er nickte. Die Klingel scheuchte uns wieder in den Zuschauerraum zurück. Die Story auf der Bühne wurde immer trauriger, das Orchester immer müder und die Mimi immer schwächer. Nur Orlando Bellini schmetterte noch immer wie die Trompeten von Jericho.
    Doch auch Puccini-Opern gehen irgendwann zu Ende. Schließlich stöhnte das Orchester ein letztes Mal auf, und Orlando Bellini warf sich über Mimis Leiche, die sich zu Tode gehustet hatte.
    »Und was unternehmen wir drei Hübschen jetzt?« fragte Bertha unbekümmert, als Musiker und Sänger drei Vorhänge zuviel erhalten hatten.
    »Mußt du nicht ins Bett, Tante Bertha?« fragte ich betont deutlich.
    Sie wollte nicht verstehen.
    »Im >Römischen Kaiser< gibt es einen Empfang für die Künstler«, teilte Boss mit, »ausgerichtet durch den Sponsor der Oper. Wenn Sie beide wollen, können wir dort ein wenig feiern!«
    »Au ja«, jubelte Bertha, »ein Gläschen in Ehren. Dann mal los!«
    »So krank scheint Ihre Tante aber gar nicht zu sein«, raunte mir Boss zu, als er mir in meinen Mantel half.
    »Das täuscht«, entgegnete ich, »sie kann ihre Kräfte selbst nicht richtig einschätzen. Der Zusammenbruch kommt dann gewöhnlich schnell und heftig.«
    »Mußtest du mir das antun?« zischte ich Bertha ins Ohr.
    »Warum?« gab sie zurück. »Wenn du den Job willst...«
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»Den hat er mir doch schon angeboten. Warum also diesen Abend verlängern?«
    Sie antwortete nicht, zuckte die Schultern, denn Boss kam mit Berthas Umhang zurück. Als er sie in den Umhang wickelte, blieb sie mit ihren schwarzen Netzhandschuhen an einem Knopf seiner Jacke hängen.
    Es dauerte rund zehn Minuten, bis ich die beiden auseinanderklamüsert hatte. BIG Boss war kaum noch in Feierlaune, als wir das Hotel betraten.
    Im mit Blumen geschmückten Festsaal tummelten sich bereits festlich gekleidete Menschen. Junge Mädchen verteilten aus rustikalen Körben bunte Blumen an die Damen. Bertha staubte gleich zwei ab und befestigte sie an den Puffärmeln ihres Abendkleides.
    »Jetzt noch eine Blume hinters Ohr, und du siehst aus wie eine Pfingstkuh!« sagte ich.
    Boss guckte peinlich berührt, als Bertha sich bei ihm einhenkelte und forderte: »Und jetzt stellen Sie mir Ihren Freund vor, diesen Italiener, der alles bezahlt hat!«
    Ein hilfesuchender Blick traf mich. Ich blieb ungerührt und flüsterte: »Ich habe Sie vor dieser Frau gewarnt!«
    Er nickte. Schweißperlen standen auf seiner hohen Stirn. »Ich besorge uns etwas zu trinken!« fiel ihm ein. Er befreite sich aus Berthas Klammergriff und flüchtete.
    »Wenn du so weitermachst, alte Frau«, prophezeite ich, »dann ist mein Job perdu. Am Ende glaubt er noch, wir seien blutsverwandt und du hättest mir deinen Wahnsinn vererbt. Kannst du dich nicht ein bißchen mäßigen?«
    Bertha brauchte nicht zu antworten, denn Boss kam mit drei Gläsern Sekt zurück. Wir stießen an. Bevor ich mir ein Thema überlegen konnte, das sich zum unverfänglichen Smalltalk eignete, setzte Applaus ein.
    Die Künstler hatten den Festsaal betreten. Orlando Bellini war wirklich so klein, wie er auf der Bühne aussah. Dafür trug er Schuhe mit Blockabsätzen, einen schwarzen Samtanzug, aus dessen Jacke ein Rüschenhemd herausquoll.
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An seinem Arm hing die Sängerin. Sie steckte in einem feuerroten Schlauchkleid mit Puffärmeln. Ihr Schneider muß mit dem Schöpfer von Berthas Robe eng verwandt sein, dachte ich.
    Der andere Arm der Sängerin war von einem Mann besetzt, den ich nicht kannte. Er war ziemlich kurz,

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