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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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vermutlich nur, um oberflächlich sauber zu machen, nicht um Spuren ganz zu beseitigen. Die Frau lag gefesselt auf dem Boden. Es kann sein, dass sie verhungert oder verdurstet ist. Die Fliegen und ihre Nachkommen hatten eine gute Zeit. Wir werden Probleme haben, die Todesart festzustellen.«
    In meinem Magen grummelte es. »Das Haus wirkt ja ziemlich heruntergekommen, doch die Wohnung im ersten Stock hat neue Fenster. Man sieht das auf Pöppelbaums Fotos. Hat das etwas zu bedeuten?«
    »Gut beobachtet, Maria.« Kleist zögerte und sagte dann: »Der Raum ist schalldicht. Deshalb auch die Fenster. Doppelt verglast und abgedichtet.«
    »Und was schließt du daraus?«, fragte ich.
    »Hardcorepornos«, antwortete Kleist. »Schalldicht, damit die Nachbarn die Schreie nicht hören.«
    »Hardcorepornos? Die Tote aus der Juliusstraße ist gefoltert worden. Vielleicht steht die Kundschaft dieser Filmschaffenden auf echte Morde!«
    »Snuff-Videos, ja. Wir ermitteln in diese Richtung. Mach uns diese Spur aber bitte nicht durch deinen Bericht kaputt, ja?«
    Snuff-Videos. Filme für Freaks, die sich an Gewalt und kranker Sexualität aufgeilen. Die gerne auch selbst mitspielen, weil das die Sache noch ›aufregender‹ macht. Folter bis hin zum echten Mord. Die Opfer sind selbstverständlich zumeist Frauen.
    Frauen, die niemand vermisst und für die sich die Behörden nicht interessieren. Filme, die heimlich verkauft werden an einen speziellen Kundenkreis.
    In meinem Artikel über den Mord bemühte ich mich um Sachlichkeit. Fotos vom Haus, der Gaststätte, dem Sarg und den Kriminaltechnikern in ihren Schutzanzügen. Die angebliche Pornoproduktion wertete ich als eines von vielen Gerüchten aus der Nachbarschaft, mein Wissen um den positiven Luminol-Test behielt ich für mich.

Die Locke der Zwillingsschwester
    Am nächsten Morgen überschlugen sich die Ereignisse. Maxi Singer meldete sich aufgeregt.
    »Ivana ist völlig außer sich«, berichtete sie. »Sie glaubt, dass die Tote, die man gestern gefunden hat, ihre frühere Freundin Zita ist.«
    »Wie kommt sie denn darauf?«, fragte ich.
    »Zita hat ihr erzählt, dass sie mit ihrem zukünftigen Mann in ein Haus zieht, in dessen Erdgeschoss sich eine Kneipe befindet.«
    »Solche Häuser gibt es massenhaft in Bierstadt. Unten Kneipe, oben Wohnungen.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt. Aber sie lässt sich nicht davon abbringen. Ivana will die Leiche sehen.«
    »Da ist nicht mehr viel zu sehen«, entgegnete ich. »Der Körper ist völlig verwest. Aber vielleicht …«
    »Was?«
    »Besitzt Ivana irgendetwas, was Zita gehört hat?«
    »Wegen eines DNA-Abgleichs?« Maxi hatte sofort verstanden. »Ich frage sie. Hat die Frau sehr gelitten?«
    »Sie war auf dieselbe Art gefesselt wie das erste Opfer. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Ich wollte Kleist von Ivanas Verdacht erzählen, doch ich erreichte ihn nicht. Seine Vorzimmerdame teilte mir mit, dass er sich in Begleitung eines Käferforschers des Landeskriminalamtes im gerichtsmedizinischen Institut aufhielt.
    Bevor ich mein Haus verließ, um zur Arbeit zu fahren, meldete sich Maxi Singer noch einmal. Ivana besaß nichts, was die Kriminaltechniker für einen genetischen Fingerabdruck von Zita gebrauchen konnten.
    »Schade – das wäre es gewesen«, meinte ich.
    Auf dem Weg ins Verlagshaus kam mir eine Superidee. Ich verzog mich in mein Büro und wählte Bärchen Bibers Handynummer.
    Er ging prompt dran und begriff schnell, was ich von ihm wollte.
    »Die Familie heißt Adonay, die Tochter hat den Namen Mala. Die Schwester heißt Zita und ist möglicherweise gestern tot aufgefunden worden. Die beiden Frauen sind Zwillinge. Die Familie soll wieder in Stolipinovo wohnen. Ich brauche irgendwas, mit dem man eine DNA-Analyse machen kann. Am besten ein paar Haare.«
    »Und wie stellen Sie sich das vor? Soll ich mit der Schere auf die Leute los?« Jetzt zickte er doch. »Außerdem geht mein Flieger heute Abend. Die Polizei hat doch selbst Möglichkeiten, diese Leute zu finden.«
    »Das dauert aber Monate«, wandte ich ein. »Papierkram ohne Ende. Und die Adonays finden es bestimmt sowieso nicht so toll, wenn die bulgarische Polizei ihnen eine Speichelprobe abnimmt.«
    »Selbst wenn ich die Leute finden würde, wie soll ich an deren Haare kommen?«, insistierte Bärchen weiter.
    »Sagen Sie einfach, dass Sie aus Bierstadt kommen und Zita getroffen haben. Und die wünscht sich zur Erinnerung eine Locke ihrer Schwester.«
    »Wie plump ist das

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