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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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zu, schmiegte sich an meine Beine und schmachtete mich aus den vorstehenden Augen an.
    Maxi Singer grinste: »Mobby ist irgendwie merkwürdig in letzter Zeit. Ihm fehlen unsere abendlichen Ausflüge zum Straßenstrich.«
    »Dann kommt er ja doch nach seinem Namensgeber Mobby Madig«, strahlte ich. »Der weiß jetzt auch nicht mehr, was er abends machen soll, wenn die Unterbezirkssitzungen zu Ende sind.«
    »Ich setze mal eben Kaffee auf und hole Donka«, kündigte Maxi Singer an. »Kann ich Sie mit Mobby allein lassen?«
    »Ich komm schon klar.«
    Maxi verließ den Raum. Der Hund drückte sich weiter an meine Waden. Sein Sabber tropfte auf meine Schuhe. Ich versetzte ihm mit der Schuhspitze einen kräftigen Tritt in die Wampe. Er jaulte heiser und schubberte weiter an mir.
    »Bisschen maso, Mobby, was?«
    Sein Frauchen kehrte zurück, bevor er ernsthaft in Gefahr geriet, und er ließ von mir ab. Maxi stellte die Kaffeebecher auf den Tisch. »Donka kommt sofort.«
    »Was wollen Sie mit dem Mädchen anfangen?«
    »Ich verhandle mit der Diakonie. Vielleicht kann sie in eine betreute Wohngruppe, bis das Baby da ist.«
    »Sie ist schwanger?«, rief ich entsetzt.
    Maxi zuckte hilflos die Schultern. »Von Verhütung haben viele dieser Mädchen noch nichts gehört.«
    »Ich bekomme Baby«, sagte Donka, die plötzlich in der Tür stand. »Baby nicht nach Stolipinovo sollen. Ich und Baby hier in Deutschland.«
    Das künftige Leben der beiden zog an mir vorüber: Baby, Sozialhilfe, Putzen gehen, falsche Männer treffen, weitere Babys, Prostitution, Drogen, Alkohol und tschüss.
    Aber vielleicht täuschte ich mich ja auch. Donka war sechzehn und trotzig. Sie hatte sich bewusst gegen Armut, Dreck, Zwangsprostitution und Familienzwang entschieden.
    »Was meinst du, wie deine Familie auf deine Flucht reagiert?«, begann ich.
    »Ich habe Schande gebracht. Mein Vater hat jetzt keine Tochter mehr. Aber egal. Ich hasse Stolipinovo.«
    »Erinnerst du dich an den Überfall in eurer Wohnung? Der Polizist und seine Leute. Es gibt einen Prozess gegen ihn.«
    Donka nickte. »Gut. Ich werde sagen, was er gemacht hat.«
    »Hat dein Vater Geld bekommen, damit er weggeht?«
    »Zweihundert Euro und Zar Dimitar fünfhundert. Aber ich sagen alles.«
    »Du musst aufpassen«, warnte ich. »Der Polizist will nicht, dass du vor Gericht erscheinst. Er darf nicht wissen, dass du wieder hier bist.«
    »Das hab ich ihr alles schon verklickert«, sagte Maxi Singer.
    »Als ich nach dem Überfall bei euch war«, kam ich zur wichtigsten meiner Fragen, »hab ich eine Visitenkarte im Regal in der Küche gesehen.«
    »Visitenkarte?«
    »Ein gelbes Stück Papier.« Ich holte meinen Kuli raus und malte auf einen Block ein Viereck, das das Maß einer solchen Karte hatte.
    »Gelb?« Donka überlegte. »Ja, hat mir ein Mann gegeben. Auf Strich. Wollte Fotos von mir machen.«
    »Kanntest du den Mann vorher?«
    »Nein. Andere Mädchen auch nicht.«
    »Würdest du ihn wiedererkennen?«
    Sie überlegte: »War dunkel und Regen. Ich nur Augen gesehen. Böse Augen.«
    Schade. Aber es wäre ja auch zu einfach gewesen.

Pornofilme verstoßen nicht gegen Gesetze
    Ich fieberte den Ergebnissen der DNA-Analyse entgegen. Und auf Kleist war Verlass. Für den Abend kündigte er seinen Besuch an.
    »Wir sind einen Schritt weiter.«
    Da ahnte ich, was er im Gepäck hatte.
    »Es ist Zita. Ihre DNA ist mit der von Mala identisch – eineiige Zwillinge. Keinerlei Abweichungen.«
    »Ich hatte so gewünscht, dass sie es nicht ist, sondern es geschafft hat, dem Milieu zu entkommen«, seufzte ich und öffnete eine Flasche Wein. »Glücklich verheiratet mit Marko. So ein Hohn. Nur, damit niemand mehr nach ihr sucht. Nehmt ihr jetzt die Firma Wachtraum auseinander?«
    »Ja, aber ganz langsam«, entgegnete Kleist und goss sich ein Glas Apfelschorle ein.
    »Warum langsam?«
    »Die Firma Wachtraum hat ihren Sitz in England und Wales. Es laufen eine Anfrage und ein Amtshilfeersuchen. Aber man hat mir keine große Hoffnung gemacht, an die Betreiber heranzukommen. Wenn diese Leute Lunte riechen, machen die den Laden einfach zu – und fertig. Spurlos weg.«
    »Aber Wachtraum verkauft die Filme doch auch. Irgendwo müssen DVDs oder andere Datenträger verpackt und verschickt werden. Nicht alle werden sich das Zeugs herunterladen. Wo werden die Dinger aufbewahrt?«
    »Die Versandstelle zu finden, wird nicht helfen. Pornos zu verleihen oder zu verkaufen verstößt nicht gegen Gesetze.«
    »Die

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