Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Denk an Zar Dimitar, denk an Ivanas Familie, die sie mit Prügeln gezwungen hat, auf den Strich zu gehen. Mit Armut kann man nicht alles entschuldigen.«
    »Natürlich nicht. Aber ich sehe es jetzt differenzierter.«
    Bärchen Biber erschien an unserem Tisch. »Darf ich?«, fragte er, nachdem er sich auf den Stuhl hatte fallen lassen.
    »Gut, dass du kommst, Carsten. Wir brauchen deine Fotos aus Stolipinovo und von Zitas Familie.«
    »Kein Problem«, meinte er. »Ich lade sie in den aktuellen Foto-Ordner. Nehmt euch, was ihr braucht.«
    »Willst du was von uns? Wir haben nicht mehr viel Zeit«, fragte ich. »Wir müssen bald los ins Präsidium.«
    »Ich war heute früh bei einem Prozess im Landgericht. Angeklagt waren vier Frauen wegen Beihilfe zu schwerer räuberischer Erpressung. Nur eine Frau ist allerdings erschienen, die anderen drei sind schon wieder Richtung Heimat abgedüst.«
    »Und wen haben die erpresst?«
    »Straßenstrich-Mädchen«, erzählte Bärchen. »Das nette Quartett soll bulgarische Prostituierte mit Gewalt zur Zahlung von Schutzgeldern an einen Zuhälter gezwungen haben. Ein Mädchen hat für fünf Monate auf dem Straßenstrich fast siebentausend Euro hinlegen müssen. Fünfzig Euro pro Tag und Frau. Heute hat diese Frau den Namen dieses Zuhälters genannt. Und ratet mal, wer das ist.«
    »Dimitar Milev«, meinte ich.
    Bärchen nickte. »Genau. Und ich werde das genau so schreiben. Der Staatsanwalt hat direkte Ermittlungen gegen Milev angekündigt, wegen Zuhälterei und Schutzgelderpressung.«
    Das passte doch.
    »Dann wandert der Kerl erst mal in den Knast. Und wenn er verurteilt wird, kann er abgeschoben werden«, freute ich mich.

Ein Pate wird aus dem Verkehr gezogen
    Kleist fehlte auf der Pressekonferenz. Ich war wie elektrisiert, denn es war noch nie passiert, dass der leitende Ermittlungsbeamte abwesend war.
    Der Staatsanwalt, der Polizeipräsident und Kleists Vertreter informierten. Cansu Stojka und Zita Adonay waren demselben Mörder beziehungsweise denselben Mördern zum Opfer gefallen.
    »Es scheint sich um mehrere Täter zu handeln, denn die Spuren sind mehreren Männern zuzuordnen«, teilte der Staatsanwalt mit. »Wir gehen von einer organisierten Bande aus, die systematisch Frauen entführt, foltert und tötet. Sie scheinen sich auf Frauen spezialisiert zu haben, die als Prostituierte arbeiten und in Deutschland nicht gemeldet sind.«
    »Bulgarien?«, fragte ein Kollege.
    »Ja. Bulgarien. Sie kennen das aktuelle Problem, das wir in Bierstadt haben. Kaum einer hat einen Überblick, wie viele Frauen in unserer Stadt der Prostitution nachgehen. Die Schließung des Straßenstrichs hat das Problem nicht gelöst, sondern nur verlagert.«
    »Sie reden von einer organisierten Bande«, meldete ich mich zu Wort. »Können Sie dazu nähere Angaben machen? Wer sind die Leute? Wie lange machen die das schon? Gibt es noch weitere Morde? Vielleicht in anderen Städten?«
    Staatsanwalt und Polizeipräsident schauten sich kurz an. Dann antwortete der Staatsanwalt: »Wir stecken mitten in den Ermittlungen. Aber wir haben tatsächlich Hinweise auf ähnliche Morde in Holland und England. Auch dort sind Romafrauen die Opfer. Allerdings stammten sie aus Rumänien, nicht Bulgarien. Weitere Angaben kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen.«
    »Wo haben Sie denn Ihren Kripochef versteckt?«, fragte der Blöd-Kollege.
    »Herr Dr. Kleist führt zurzeit eine Aktion durch.«
    Wayne und ich sahen uns an.
    »Was für eine Aktion?«, hakte der Kollege nach.
    »Wir werden Sie zu gegebener Zeit unterrichten«, meinte der Polizeipräsident. »Ich bitte um Verständnis.«
    Am Nachmittag setzte die Staatsanwaltschaft eine Mitteilung an die Medien ab:
    Im Zusammenhang mit ausgedehnten Ermittlungen wegen Menschenhandels, Zuhälterei, Erpressung, Nötigung, Schutzgelderpressung, Bedrohung und Bandenkriminalität ist der bulgarische Staatsangehörige Dimitar M., 57 Jahre, in seinem Haus verhaftet worden. M. werden außerdem Verstöße gegen das Geldwäschegesetz und Steuerdelikte vorgeworfen. Weiterhin entdeckten die Ermittler in seinem Haus illegal eingeführte Schusswaffen. Während der Verhaftung kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Drei Personen wurden leicht verletzt, unter ihnen ein Polizeibeamter. Zur Personenfeststellung wurden acht Bulgaren vorläufig festgenommen.
    Kleist war also dabei, das Zuhälternest auszuräuchern und Milev die Machtbasis zu entziehen.
    Ich musste mich dringend

Weitere Kostenlose Bücher