Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen
und winkte. Ich nahm mein Glas und trat zu den beiden.
»Guten Abend«, sagte ich. »Sie sind Marko?«
»Eigentlich Bernd«, entgegnete der Mann und hielt mir die linke Hand hin. Die rechte war verbunden. In Schwarz-Gelb, wie es sich für einen Bierstädter gehörte. »Und Sie sind die Journalistin.«
Kleist nickte unmerklich. Ich verstand – er hatte Bernd reinen Wein eingeschenkt.
»Herr Hohlkötter war der Verlobte von Zita«, erklärte mein Hauptkommissar. »Er hat Fotos dabei.«
Wie aufs Stichwort holte Bernd einen Umschlag aus einer Plastiktüte. Die Bilder zeigten eindeutig Zita. Auf manchen war Bernd mit ihr zusammen zu sehen.
»Das Foto hat ein Freund gemacht«, sagte Bernd und deutete auf eins der Doppelporträts. »Das war in meinem Kleingarten am Hafen.«
Das Paar saß an einem Holztisch unter einem Rosenbogen, hielt sich an den Händen und schien glücklich.
»Es war klar, dass sie aufhört mit dem Anschaffen«, erklärte er.
»Mal der Reihe nach«, bat ich. »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
»Ich bin nach der Arbeit manchmal zum Straßenstrich gefahren«, meinte er leicht verschämt. »Ich hab keine Freundin und als Mann, da hat man eben manchmal …« Er stockte.
»Sie waren ihr Freier«, stellte ich fest. »Und dann haben Sie beide sich verliebt, richtig?«
Er nickte.
»Was machen Sie eigentlich beruflich?«, fragte ich.
»Ich bin Automechaniker. In einem Laden am Hafen. Können wir uns nach draußen setzen? Ich hol mir eben Zichten. Muss eine rauchen.«
Bernd Hohlkötter bewegte sich Richtung Automat, Kleist und ich besetzten einen der Tische, die vor der Kneipe standen.
»Deine Verhörtechnik ist nicht gerade filigran«, diagnostizierte der Kommissar. »Geht es nicht etwas sanfter?«
»Der ist das gewöhnt«, antwortete ich unbeeindruckt. »Weiß er, dass du der Oberbulle der Mordkommission bist?«
»Ich habe mich ihm gleich vorgestellt.«
»Dann sei froh, dass er nicht getürmt ist.«
»Das hätte ich zu verhindern gewusst«, lächelte er. »Die Kollegen sind an den richtigen Stellen postiert.«
Bernd Hohlkötter nahm Platz und zündete sich hektisch einen Brennstab an.
»Was ist schiefgelaufen zwischen Zita und Ihnen?«, machte ich weiter.
Er nahm einen tiefen Zug Nikotin. »Sie hat nicht aufgehört. Mit dem Strich. Und mich belogen deshalb. Immer wieder. Ich verdien nicht so viel Geld. Das wusste sie aber vorher.«
»Und dann haben Sie sie rausgeworfen, oder was?«
»Erst als ich den Film sah. Da bin ich durchgedreht und hab ihr eine gelangt.«
»Ein Film?« Es wurde spannend. »Was war denn drauf?«
Er druckste und suchte nach Worten.
»Ein Porno?«, half ich.
Er nickte und seine Gesichtsfarbe wetteiferte mit dem Rot der Blüten auf seinem Hemd. Entweder Kreislauf oder Scham, dachte ich.
»Sie ist abgehauen«, berichtete er. »Ich hab sie überall gesucht, aber sie war weg. Und im Internet haben die Freier sowieso nach ihr gesucht, dann hab ich das mit der Hochzeit geschrieben, damit die endlich Ruhe geben. Und dann kam dieser Terminator.«
»Was war auf dem Film?«
»Zita und Kerle.«
»Sie wussten doch, dass sie eine Hure war«, wandte ich ein. »Warum war denn dieser Film so schlimm?«
»Weil sie versprochen hatte, das nicht mehr zu machen.«
»Vielleicht war es ein älterer Film, den sie gedreht hat, bevor Sie beide sich verlobt haben.«
»Nee!«, meinte er mit Nachdruck. »Ich hab ihr Schmuck geschenkt zur Verlobung. Eine Kette mit ’nem Herz dran. Die war gut auf dem Film zu erkennen.«
»Gibt es diesen Film noch?«, fragte Kleist.
»Ja. Ich hab ihn dabei.« Bernd kramte erneut in seinem Beutel, holte eine DVD heraus und legte sie auf den Tisch. »Den gucken Sie sich mal an, dann wissen Sie, was ich meine.«
Kleist und ich schauten gleichzeitig auf den Titel des Streifens: Gipsy Kill. Das Cover zeigte gefesselte Frauenhände.
Wir verzogen keine Miene.
»Hat Zita erzählt, wie der Film zustande gekommen ist? Wo er gedreht wurde?«, fragte Kleist.
»Nee. Aber ich bin ihr mal nachgegangen. Wollte wissen, wo sie sich rumtreibt.« Bernd trank sein Bier aus und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Im Bus hat sie mich bemerkt. Das war’s dann. Als sie abends nach Hause kam, hab ich ihr eine geschallert. Sie ist dann weg. Danach hab ich sie nicht mehr gesehen.«
»Sie haben also keine Ahnung, zu wem sie Kontakt hatte?«, fragte ich. »Überlegen Sie doch mal genau! Diese Leute haben sie gequält und verhungern lassen.«
»Ich würd es
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