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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gewesen, eine dazugehörige Adresse herauszubekommen. Es konnte aber sein, dass es in Bierstadt mehr als einen Mann dieses Namens gab. Darum fuhr ich zuerst zum Schlachthof. Sonntags herrschte dort Ruhe, nur der Pförtner war da. Er bestätigte mir, dass Teddy wirklich in der Semerteichstraße wohnte.
    Die Adresse befand sich ganz in der Nähe und ich nutzte die Gelegenheit, am Phoenix-See vorbeizufahren. Das Blau des Himmels spiegelte sich im Wasser. Erste Wasservögel hatten sich angesiedelt. Sogar Kanadagänse entdeckte ich.
    Die Gebäude, die dem Bordell weichen sollten, waren bereits plattgemacht. Amiga war emsig. An den Häusern hatten Anwohner Plakate angebracht: Kein Puff in unserer Straße, und: Schützt eure Familien .
    Das würde noch Ärger geben. Der Kampf zwischen Kapital und Bürgerwille war noch lange nicht entschieden.
    Schlachthof-Teddy wohnte in einem hübschen Reihenhäuschen mit kleinem Garten und Laube. Auf einer Wäscheleine flatterten weiße Arbeitshosen und Jacken. Teddy wusste offensichtlich, wie man Blutflecken entfernt.
    Nein, das Wissen hatte wohl Teddys Frau, denn sie öffnete mir.
    »Guten Morgen«, begann ich. »Entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Grappa vom Tageblatt . Könnte ich bitte mit Teddy sprechen? Es geht um die Pferdebeine. Ich bin das Opfer.«
    Die Frau schaute irritiert auf meine Beine.
    »Nein, nein«, lachte ich. »Man hat mir Pferdebeine vor die Tür gelegt, um mich zu erschrecken.«
    »Ach ja, diese Sache«, sagte sie. »Und was wollen Sie von Teddy?«
    Ich erklärte es. Während ich es tat, trat ein Mann hinzu. Er bat mich in die Wohnung.
    »Ich will nicht lange stören. Die Polizei sagte mir, dass eine Frau die abgehackten Beine gekauft hat. War es diese Frau?«
    Ich zeigte die Fotos. Er betrachtete sie und meinte dann: »Könnte sein. Sie trug eine Sonnenbrille und ein Kopftuch mit Blumen. Ja, das ist sie.«
    »Aber sicher sind Sie nicht?«, hakte ich nach.
    »Nee.«
    »Ist Ihnen an der Frau noch irgendetwas aufgefallen? Sprach sie gut Deutsch? Hatte sie irgendein anderes Kennzeichen, dass Sie wiedererkennen würden?«
    Teddy blickte noch mal auf die Fotos. »Ich hielt sie für ’ne Türkin oder so. Die sehen ja alle egal aus. Sie hat auch so gesprochen, konnte also kein richtiges Deutsch. Aber … sie trug so ’n Armband, das bei jeder Bewegung klapperte. Silber mit tausend kleinen Sachen dran. Herzken, Glöckchen … Bimmelkram ebend.«
    Ich blätterte die Fotos noch einmal durch. Auf einem konnte man Ivanas linke Hand und ein Stück von dem Armband sehen.
    »Könnte es das hier gewesen sein?« Ich hielt Teddy das Bild hin.
    Er kratzte sich am Kopf. »Genau kann ich dat nicht sagen, aber so ähnlich war dat schon. Ich hab ihr die Beine dann eingewickelt und sie ist damit abgezogen.«
    Ich brauchte ein paar Stunden, um zu kapieren, dass mir tatsächlich Ivana die Pferdebeine vor die Tür gelegt hatte. Welches Spiel spielte sie? Und vor allem: Warum?
    Wem sollte ich davon erzählen? Wie würden Maxi Singer und Wayne reagieren?
    Um meine Verwirrung an diesem Sonntag komplett zu machen, meldete mein PC den Eingang einer E-Mail in meinem Terminator-Postfach. Marko stimmte einem Treffen zu.
    Auch das noch.

Die Chefvilla am See und ein Rüffel von oben
    »Guck mal, Grappa«, meinte Susi verstohlen und reichte mir den Ausdruck einer E-Mail, die der Briefkopf der Stadtverwaltung Bierstadt zierte.
    Ich war früher als sonst zur Redaktion gefahren, weil ich nicht gut geschlafen hatte.
    »Ist Wayne schon da?«, fragte ich und nahm das Blatt.
    Susi bejahte und quengelte: »Nun lies doch!«
    Stellungnahme des Büros des Oberbürgermeisters zur Berichterstattung Ihrer Zeitung über das Bauprojekt der Amiga GmbH
    stand dort.
    Sehr geehrter Herr Schnack! Mit großer Verwunderung haben wir Ihre stark kommentierende Berichterstattung zum Thema ›Bau eines Großbordells‹ zur Kenntnis genommen.
    »Klasse, was?«, krähte Susi.
    »Nun lass mich doch mal zu Ende lesen«, entgegnete ich.
    »Das Beste kommt am Schluss«, mischte sich Sarah ein, die mit dampfenden Kaffeebechern das Großraumbüro betreten hatte.
    Sie hatte recht.
    Wir können uns Ihre negative Berichterstattung, die die Bürgerinnen und Bürger nicht informiert, sondern hochgradig manipuliert, nur so erklären, dass Sie selbst, Herr Schnack, ein Baugrundstück am Ufer des Phoenix-Sees erworben haben. Ist es möglich, dass Sie Ihre privaten Interessen über eine sachliche und unabhängige Berichterstattung

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