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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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forschte weiter nach Donka «, nickte ich.
    »Als sie im Krankenhaus wieder zu sich kam, galt Ivanas erster Gedanke dem jungen Mädchen. Sie rief Maxi Singer an und erfuhr, dass Donka immer noch verschwunden war. Zum Glück hat sie sich dann sofort direkt an mich gewandt. Ich bin zu ihr ins Krankenhaus gefahren und sie hat mir diese ganze Geschichte erzählt.«
    »Und wie hast du herausbekommen, wo das Studio ist?«
    »Ivana wusste es nicht. Aber durch ihren Bericht war mir klar geworden, dass Dimitar Milev enger mit den Videos verbunden war, als wir bis dahin annehmen konnten. Ich hab dann im Gefängnis mit ihm gesprochen und Druck gemacht. Ich führte ihm vor Augen, dass er tief in die Snuff-Morde verstrickt ist, wenn er doch wusste, dass Krüger Zugriff auf Donka hatte. Daraufhin gab er die Adresse des Studios preis – und den Rest kennst du. Wir konnten Donka befreien.«
    »Habt ihr auch die Männer gefasst?«
    »Leider nein. Als wir reinkamen, waren sie schon weg.«
    »Und wo befindet sich das Studio?«
    »In einem Industriegebiet. Getarnt als Import-Export-Firma. Dort fällt nicht auf, wenn nachts Betrieb herrscht.«
    »Ein Mädchen ist gerettet, doch es bleiben zwei Frauen, die zu Tode gequält worden sind. Wer sind die Mörder von Cansu Stojka und Zita Adonay?«
    »Indirekt die Kunden des Wachtraum – Spiels«, antwortete Kleist. »Wer die Taten real ausgeführt hat, wird ermittelt. Wir sichten die Unterlagen und schauen uns die Filme an. Ich hoffe, dass wir einen Hinweis finden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Irgendetwas muss es geben. Die Kollegen gucken sich schreckliche Filme an und machen Stimmanalysen. Vor Ort haben wir jede Menge Spuren gesichert. Es wird kompliziert werden, sie Tätern zuzuordnen. Aber unsere Kriminaltechniker sind sehr engagiert in diesem Fall.«
    »Was ist mit Krüger?«, fragte ich.
    »Er bleibt in Haft. Und er wird singen, glaub mir. Auch ohne Deal.«
    Am Nachmittag las ich die Pressemitteilung. Mit wenigen Worten wurde von der Befreiung einer sechzehnjährigen bulgarischen Frau berichtet, die gegen ihren Willen festgehalten und misshandelt worden war. Der Text endete mit dem Satz, den Journalisten so mögen:
    Die Geschädigte befindet sich zurzeit in ärztlicher Behandlung. Sie war offensichtlich schwanger und erlitt infolge der brutalen Gewalt eine Fehlgeburt. Die Ermittlungen dauern an. Presseanfragen werden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht beantwortet.

Der Pate verabschiedet sich
    Wayne freute sich sehr darüber, dass Ivana wieder bei Bewusstsein war. Ich berichtete ihm von ihrer Aussage – unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Er war sehr erleichtert, dass die junge Frau niemals anschaffen musste.
    »Warum hat sie mir das alles nicht erzählt? Das hätte die Sache viel einfacher gemacht.«
    »Weil sie damit ihre Geschichte gefährdet hätte«, antwortete ich. »Aber sie wird dir sicher alles erklären – schätze ich.«
    »Sie hat sich bestimmt nur mit mir beschäftigt, um an Informationen zu kommen«, grübelte Wayne weiter.
    »Ja, klar. Du bist ja auch so ein ekliger Typ, dass keine Frau dich gut finden kann!«, entgegnete ich genervt. »Kannst du deine Selbstgeißelung vorläufig aufschieben, bis wir mehr Fakten kennen?«
    »Aye, aye, Grappa!«, salutierte er grinsend.
    »Rühren«, schnarrte ich.
    Doch auch ich konnte das Grübeln nicht lassen. Warum hatte mir Ivana die abgetrennten Pferdebeine vors Haus gelegt?
    Am Abend – ich war bereits zu Hause – meldete das Lokalradio den Überfall auf einen Polizeitransporter und eine Gefangenenbefreiung.
    Kleist war nicht erreichbar. Und der diensthabende Beamte in der Leitstelle wollte keine weiteren Angaben machen. »Informationssperre.«
    Prompt rief Pöppelbaum an.
    »Milev ist weg. Geklaut!«, berichtete er. »Die Nordstadt wird komplett abgeriegelt und die Häuser werden durchsucht. Ich versuche trotzdem, hinzukommen. Treffpunkt Nordmarkt, Grappa?«
    Ich kramte meinen Presseausweis aus der Handtasche und steckte ihn in die Jacke – das vermied umständliche Wühlerei, wenn es darauf ankam. Presseschild ins Autofenster und los.
    Auf dem Weg in den Norden begleiteten mich zahlreiche Polizeiwagen mit lautem Tatütata. Ich klemmte mich hinter einen von ihnen, konnte die Geschwindigkeit aber nicht halten. Die Jungs hatten es wirklich eilig.
    Milev geklaut. Eine Befreiung oder ein Racheakt? Die Romaszene in Bierstadt war eine komplizierte Sache.
    Ich parkte den Wagen etwas abseits und ging das letzte Stück zu Fuß.

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