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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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einen medizinischen Bericht, wie es ihn von jedem Polizisten gibt. Lenz hatte als junger Polizist einen – sagen wir mal – Unfall. Da diese Sache im Prozess zur Sprache kommen wird, kann ich es auch erzählen: Eine Prostituierte hatte ihm in die Hoden gebissen, eine schwere Infektion folgte und letztendlich eine Amputation.«
    »Sein Anwalt wird das nutzen, um ein fettes Trauma zu konstruieren«, seufzte ich. »Ein pathologischer Hass auf alle Nutten. Er konnte nichts dafür – der Arme.«
    »Das werden wir sehen.«
    »Was darf ich schreiben von dem, was du mir erzählt hast?«
    »Es ist Samstag und eure Zeitung erscheint erst am Montag wieder. Ich werde mich mit der Staatsanwaltschaft abstimmen. Warte auf die Pressemitteilung.«
    »The same procedure as every day«, maulte ich.
    »Können wir jetzt schlafen gehen?«, fragte er. »Ich bin todmüde.«
    »Aber gerne. Und ich hoffe, du hast kein Trauma wie dieser Lenz.«
    »Zumindest nicht an der gleichen Stelle.«
    Kleists Handy weckte uns. Nach dem Telefonat kehrte er nicht ins Bett zurück, sondern duschte.
    »Was ist denn passiert?«, blinzelte ich, während er in seine Hose sprang.
    »Krüger ist tot. Er hängt am Fensterkreuz seiner Zelle.«

Mobby erhält einen neuen Namen
    Nach Cansu und Zita war POM Krüger der dritte Tote in dieser Geschichte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sich selbst erhängt hatte – und ich lag richtig. In der Sonntagmorgensendung des Lokalradios meldete der Nachrichtensprecher den Tod eines Untersuchungshäftlings durch Erhängen im Duschraum der Justizvollzugsanstalt:
    Die Polizei spricht von Fremdverschulden. Bei dem Opfer handelt es sich Gerüchten zufolge um einen suspendierten Polizeibeamten, gegen den im Zusammenhang mit dem Fenstersturz einer 25-jährigen Bulgarin wegen schwerer Körperverletzung ermittelt wird.
    POM Krügers Tod ließ mich kalt. Ein paar Sekunden schämte ich mich deshalb. Dann bereitete ich mir ein opulentes Frühstück.
    Wer hatte Grund, POM Krüger zu beseitigen? Milev fiel mir als Erster ein.
    Krüger hatte dessen Tochter fast getötet und er wusste sicherlich einiges über die Geschäfte des Romapaten, was der Polizei noch nicht bekannt war. Neben Milev waren auch die Männer verdächtig, die am Todesspiel mit Donka teilgenommen hatten. Vor der Kamera hatten sie zwar Masken getragen, aber es war mehr als wahrscheinlich, dass sie sich gegenseitig kannten.
    Oder ein Online-Teilnehmer? Nein, denen konnte man nichts anhaben, weil sie sich dem Gesetz nach nichts hatten zuschulden kommen lassen.
    Kleist hatte mir erzählt, dass die bislang vernommenen Kunden, die ja anhand ihrer Personalausweisnummer identifiziert werden konnten, natürlich davon ausgegangen waren, dass alles nur gestellt sei. Ein nächtliches Spiel für Vati, während Mutti und die lieben Kleinen nebenan in ihren Betten friedlich schliefen. Und damit Vati niemanden störte, trug er Kopfhörer und legte die Küchenrolle griffbereit neben sich.
    Das Wetter war prima. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und radelte zum Phoenix-See, dessen blaue Farbe ich von meinem Balkon aus sehen konnte. Der Bau der Einfamilienhäuser hatte Fortschritte gemacht. Viele Bauherren hatten schon Richtfest gefeiert, wie die Kränze mit den bunten Flatterbändern zeigten. Die neuen Häuser versperrten sich leider gegenseitig die Sicht aufs Wasser und standen sehr dicht beieinander. Ein beschauliches und ruhiges Leben am See dürfte für die Eigentümer ein Wunschtraum bleiben.
    Das schöne Wetter hatte viele Bierstädter Kleinfamilien ins Freie gelockt. Vater, Mutter und zwei Kinder. Solche Gruppierungen beherrschten das Bild. Der Spaziergang am Sonntagnachmittag schien noch immer zum bürgerlichen Familienritual zu gehören.
    Ich radelte die Weingartenstraße entlang. Die alten Gemäuer, an deren Stelle das Großbordell errichtet werden sollte, waren bereits abgerissen worden. Sogar der Schutt war schon weg. In der Mitte des Geländes hatte der Bauträger auf einem Gerüst ein Schild installiert, auf dem zu lesen war:
    Hier entsteht in Kürze ein Eros-Center in dreigeschossiger Bauweise mit 30 Zimmern, Diskothek, Restaurant, Freiluftbar und Kontaktbereich. Behindertengerechte Ausstattung. Bauherr: Amiga-Investment
    Die Bürgerinitiative hatte wohl aufgegeben, denn ihre Plakate hingen – von Regen und Sonne zerstört – in Fetzen an den Bauzäunen.
    Ein Auto mit dem Amiga -Logo stoppte vor dem Baugelände. Ihm entstiegen Phil Sikowitz und eine aufgerüschte

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