Grappa und die keusche Braut
nach Hause und hab was Nettes zu essen gekauft.«
Er stimmte zu.
Schade, dachte ich, Brinkhoff war zwar okay, aber ein anderer Bulle wäre mir lieber.
Dessen Auto stand tatsächlich noch immer in meinem Carport. Ich wusste nicht, ob Brinkhoff Kleists Privatauto kannte. Aber das konnte mir eigentlich egal sein.
Ich nahm meine Post aus dem Briefkasten. Auf den ersten Blick nur Werbung oder Rechnungen. Nichts, was sofort geöffnet werden musste.
Schnell waren die Leckereien auf dem Tisch platziert. Ich stellte noch eine weitere Flasche Wein in den Kühlschrank, als es an der Tür klingelte.
Friedemann Kleist.
»Ups«, sagte ich.
»Was ups?«, fragte er. »Du hast doch gesagt, dass ich vorbeikommen kann, wenn ich will.«
»Ich erwarte Besuch«, informierte ich ihn.
»Das sehe ich!« Er hatte den gedeckten Tisch entdeckt und erklärte leicht säuerlich: »Ich bin eigentlich nur hier, um mein Auto abzuholen.«
»Nun bleib doch ruhig«, lächelte ich. »Anton Brinkhoff kommt gleich. Er hat eine Idee, von der er mir erzählen will. Es hat wohl etwas mit dem Internat zu tun. Könnte auch für dich interessant sein.«
»Na gut. Dann bin ich mal gespannt.« Kleist naschte eine Olive vom Tisch, ließ sich auf einen Stuhl fallen und streckte die langen Beine aus. »Weißt du, ich bin völlig fertig. Ich habe die letzten Nächte kaum geschlafen. Jeden Tag habe ich die Angehörigen der Opfer in meinem Büro sitzen. Es ist oft schwer zu ertragen. Kannst du mir einen Kaffee machen?«
Ich ging zu ihm und legte meine Hand auf seine Wange. »Bleib doch hier heute Nacht. Stell dein Handy ab und schlaf durch. Brinkhoff wird bestimmt nicht lange bleiben.«
»Mal sehen«, meinte er.
»Und jetzt koche ich dir einen doppelten Espresso«, kündigte ich an und schaltete die Maschine ein.
Während ich hantierte, nickte Kleist ein. Er sah tatsächlich völlig erschöpft aus. Seine Haut war grau und Bartstoppeln schwärzten seine Wangen.
Es klingelte. Kleist schreckte hoch. Ich deutete mit den Händen an, dass er sitzen bleiben sollte.
Brinkhoff staunte nicht schlecht, als er Kleist erkannte.
»Hallo, Herr Doktor«, lächelte er. »Sie sind ja doch ein richtiger Mensch. Die Kolleginnen und Kollegen im Präsidium machen sich schon Sorgen.«
»Besonders die Kolleginnen«, vermutete ich. »Aber du kannst sie trösten, Anton, die Beziehung zwischen Kleist und mir ist eher locker.«
Kleist schaute mich groß an und sagte nichts. Brinkhoff hüstelte amüsiert.
»Und jetzt lasst uns eine Kleinigkeit essen. Ich bin sehr gespannt auf deine Idee, Anton.«
»Ich weiß nicht, ob Herr Kleist meine Idee gutheißen kann«, begann Brinkhoff, als wir am Tisch saßen.
»Lassen Sie es doch darauf ankommen«, entgegnete Kleist. Er trank den Espresso, kippte ein Glas Wasser hinterher und meinte seufzend: »Das tut gut.«
Ich öffnete eine Flasche Chianti. Brinkhoff winkte ab. Er war mit dem Auto da. Kleist mied Alkohol. Auch gut, dachte ich und genoss den ersten Schluck, sofort stieg Wärme in mir auf.
»Also, was ich sagen wollte«, nahm Anton erneut Anlauf. »Auf Schloss Waldenstein wird ein Hausmeister gesucht. Als Vertretung für jemanden, der seit längerer Zeit krank ist.«
Damit war klar, auf was das Ganze hinauslief.
»Ich habe die Stellenausschreibung auf der Homepage des Internates entdeckt. Sie suchen einen rüstigen Frührentner, der handwerklich begabt ist, Gartenarbeit mag und mit Jugendlichen gut zurechtkommt. Zunächst für einen Monat.«
»Diese Stelle hat nur auf dich gewartet, Anton«, nickte ich. »Dann bewirb dich schnell, bevor sie vergeben ist.«
»Alles schon erledigt, Grappa«, lächelte er. »Ich hab den Posten bekommen. Dr. Lerchenmüller war sehr froh, so schnell jemanden zu finden. Ab morgen bin ich Hausmeister auf Schloss Waldenstein.«
»Weiß Lerchenmüller, dass du mal Chef der Mordkommission warst?«
»Natürlich nicht, Grappa! Aber er weiß, dass ich Beamter war. Bei der Stadtverwaltung Bierstadt.«
»Und wenn der deinen Namen googelt?«
»Ich hab die Papiere von einem Kumpel«, erklärte er. »Im Schloss heiße ich Hans Lauscher.«
»Nomen est omen«, lachte ich. »Und was erhoffst du dir davon? Außer, deine Abenteuerlust zu befriedigen?«
»Innensicht ist immer besser als Außensicht, nicht wahr, Herr Kleist?«
»Ja. Aber in diesem Fall sinnlos. Wir haben den Täter, sein Bekennerschreiben und eine Zeugenaussage. An den Händen von Patrick sind Schmauchspuren
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