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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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besonders die Sieger, nehmen die Rolle der Befreier an. Am Ende kämpfte Italien gegen Deutschland. Natürlich ist es den Italienern peinlich, dass sie ihren eigenen Faschismus hatten, der mit dem deutschen kollaborierte. Sie schieben alles auf die Nazis. Dabei ist der Neofaschismus dort mindestens genauso lebendig wie bei uns.«
    Kleist legte eine Scheibe Schinken auf den Toast und packte eine Scheibe Gouda obenauf.
    »Meinst du, dass Schatto einen Auftraggeber hatte?«
    »Davon bin ich überzeugt. Auf sein Sparbuch wurden fünftausend Euro eingezahlt. Ein bisschen viel für einen Hartz-IVler.«
    »Wer hat das eingezahlt und wie?«
    »Das klären wir. Falls es zu klären ist. Möchtest du noch Kaffee?« Er schenkte nach.
    »Warum ist diese Italienerin hier?«, platzte es nun aus mir heraus.
    »Condi?« Kleist lächelte. »Sie ist meine Verbindungsfrau zur italienischen Polizei. Aber ich erzähle ihr nur das, was ich für richtig halte. Ich traue ihr nicht über den Weg.«
    »Dafür bist du aber sehr charmant zu ihr«, muffelte ich. »Stadtrundfahrt mit persönlicher Betreuung.«
    »Alles Tarnung«, grinste er amüsiert.
    »Dann bin ich ja beruhigt.«
    Eine Weile schwiegen wir und widmeten uns dem Frühstück.
    Sollte ich ihm von dem Mann erzählen, der uns in Italien aufgefallen war und der jetzt bei Golombecks ein und aus ging? Ich entschied mich dagegen. Ich wollte selbst herausbekommen, was es mit dem Opa auf sich hatte.
    »Hast du eigentlich inzwischen mal mit Fabian Fellner gesprochen?«, kam ich zum nächsten Punkt.
    »Nein. Wir haben ihn immer noch nicht erreichen können.«
    »Er hält doch überall Vorträge«, entgegnete ich. »Die Termine stehen im Netz.«
    »Holger Bruns alias Fabian Fellner hat alle Vorträge abgesagt. Heißt es zumindest auf seiner Homepage. Auf die Idee, ihn bei einer Veranstaltung zu erwischen, sind wir auch schon gekommen.«
    »Ihr seid ja kreativer, als ich dachte«, griente ich. »Schade, ich dachte, du könntest mir sagen, wo ich ihn finde. Ich habe eine wichtige Frage an ihn. Eine Frage, die sich die Behörden auch stellen sollten.«
    »Aha. Und die wäre?« Er schaute amüsiert.
    »David muss das Original des Briefes von Samuel Cohn an seinen Bruder in der Hand gehabt haben. Sonst hätte er ihn nicht fotografieren können. Wo ist das Original des Briefes? Gibt es noch weitere Unterlagen? Wie konnte David an einen Brief kommen, der nie abgeschickt wurde?«
    »Vielleicht haben die Italiener noch mehr Papiere gefunden und mir nichts gesagt«, meinte Kleist.
    »Wie gründlich ist Cohns Zimmer in Stresa denn untersucht worden? Und habt ihr im Haus der Mahlers nachgesehen, bevor dort eingebrochen und alles gefilzt wurde?«
    »Natürlich haben wir das Haus untersucht und nichts Besonderes gefunden. Auch nicht auf den Rechnern. Aber dein Hinweis ist gut. Ich werde Condi bitten, mir noch mal Einblick in die Akten zu geben. Darin muss ja stehen, was genau in dem Hotelzimmer sichergestellt wurde.«
    »Bitte nicht zu intensiv«, grummelte ich und warf ihm einen schrägen Blick zu. Dann riss ich mich zusammen und machte aus dem schrägen Blick einen intensiven. Ich konnte mich im letzten Moment davon abhalten, mit den Lidern zu klappern. »Ich muss dir etwas beichten, lieber Hauptkommissar.«
    »Du machst mich neugierig«, kam es reserviert von seinen Lippen.
    Ich nahm einen Zettel, schrieb Fellners Handynummer darauf und schob ihm das Papier zu.
    Er warf einen Blick darauf und runzelte die Stirn. Dann fragte er: »Fellner?«
    Ich nickte zerknirscht. »Vielleicht kannst du ihn orten.«
    Verbote und ein einsames Abendessen
    Kurz nach der Redaktionskonferenz erhielt ich die Einladung zur Pressekonferenz. Staatsanwaltschaft und BKA wollten die Ergebnisse der Razzia bekannt geben.
    Der Sitzungsraum im Polizeipräsidium war überfüllt. Die Polizeiaktion der vergangenen Nacht hatte den Fokus der Medien auf Bierstadt gerichtet. Erste Reaktionen vor allem im Web begrüßten die Aktion als überfällige Maßnahme. Aber es gab im Netz auch anonyme Wortmeldungen wie: Eure Repression macht uns nur stärker! und Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.
    Friedemann Kleist saß neben einem Kollegen vom Bundeskriminalamt und an seiner rechten Seite thronte Giaconda Maronetti – diesmal in Uniform. Die Blitzlichter der Fotografen gehörten ihr und sie genoss es.
    Oberstaatsanwalt Dr. Pudel referierte in kreativem Beamtendeutsch. Fragen waren nicht erlaubt, um weitere Ermittlungen nicht zu

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