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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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ein und fragte leise: »Darf ich zu Ihrer Freundin Kontakt aufnehmen? In Sachen Opferbetreuung haben wir vielfältige Angebote – auch psychologische Hilfen.«
    »Ich werde ihr von Ihrem Angebot erzählen«, versprach ich. »Aber zuerst muss sie wieder einigermaßen fit sein.«
    »Ja, natürlich«, sagte Licht. »Die Traumatisierung setzt nach solchen Angriffen oft erst später ein – wenn die physischen Wunden verheilt sind.«
    Pöppelbaum stieß zu uns. »Guck mal, Grappa, die haben noch jemanden festgenommen.«
    Er hielt mir die Kamera hin. Auf dem Display erkannte ich Heinz Golombeck, der in Polizeibegleitung einen Transporter bestieg.
    »Das Foto muss ich Frau Schmitz zeigen«, jubelte ich. »Dann ist sie ganz schnell wieder auf den Beinen!«
    »Ich muss dann wieder«, sagte Licht. »Hier gibt es nichts zu tun für mich.«
    »Und wir fahren zurück in die Stadt«, kündigte ich an. »Können wir Sie mitnehmen? Wollen Sie weiter Hochzeit feiern?«
    »Nein, ich will nach Hause. Ich muss aus diesen Klamotten raus und dann in die Beratungsstelle.«
    Neonazischläger nach brutalem Überfall festgenommen
    titelte ich für die Onlineausgabe.
    65-jährige Frau fast totgeschlagen –
War der Nachbar der Auftraggeber?
    Sie kamen am frühen Morgen, klingelten und schlugen brutal zu, als Anneliese S. arglos die Tür öffnete. Anschließend ließen die Männer die schwer verletzte Frau liegen und flüchteten. Ein Prospektverteiler hörte zufällig das Stöhnen des Opfers und alarmierte Polizei und Rettungsdienst. Anneliese S. wurde notoperiert und befindet sich nach wie vor auf der Intensivstation.
    Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von versuchtem Mord aus. Vermutlich hat die Tat einen politischen Hintergrund, denn die Täter sprühten die Worte
Hau ab, Sozi-Schlampe
auf die Flurwand.
    Die Kriminalpolizei reagierte umgehend und durchsuchte mehrere Wohnungen im Problemstadtteil Dorstfeld nach Tatverdächtigen. Hilfreich war den Ermittlern eine Videoaufnahme, die die drei Täter im Anmarsch auf das Haus ihres Opfers zeigt (siehe angehängtes Video). Die drei Schläger haben die Tat gestanden und einen 67-jährigen Mann, den Nachbarn des Opfers, als Auftraggeber genannt. Auch dieser wurde festgenommen. Er leugnet allerdings noch. Die Tatwaffe, ein Baseballschläger, wurde sichergestellt. Die vier Festgenommenen wurden dem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft angeordnet hat.
    Ich rief Kleist an. »Ich habe dich bei der Razzia in Dorstfeld vermisst.«
    »Ich kann delegieren.«
    »Danke jedenfalls, dass ihr so schnell reagiert und die Schläger aus dem Verkehr gezogen habt«, lobte ich.
    »Eine starke Polizei ist leider das Einzige, was diese Verirrten verstehen«, seufzte er.
    »Wie seid ihr auf die Typen gekommen?«, fragte ich.
    »Unser V-Mann konnte uns einen Tipp geben. Er wusste sogar, wo wir die Täter finden würden«, erklärte er. »Die sind bei den ersten Verhören sofort eingeknickt und haben Golombeck belastet. Er habe ihnen tausend Euro für den Angriff gegeben, behaupten sie.«
    Freundschaften ohne Sex
    Am nächsten Morgen fuhr ich auf dem Weg in die Redaktion an der Bäckerei vorbei. Donka traute sich wohl nicht zu, die Geschäfte ganz allein zu führen. Der Laden war geschlossen. Trotzdem hatte ich plötzlich den Geruch von frischen Mandelhörnchen in der Nase. Jetzt hatte ich schon olfaktorische Halluzinationen!
    Was sollte aus Frau Schmitz werden, falls diese verdammten Schläger ihr bleibende Schäden zugefügt hatten? Ihre Freude über das kleine Häuschen und auf einen harmonischen Lebensabend wäre dann von einem psychisch gestörten Nachbarn namens Golombeck und drei dumpfen Schlägern unwiderruflich zunichtegemacht worden. Tränen traten mir in die Augen, aber ich stand schon im Aufzug und riss mich zusammen.
    Im Großraumbüro fand das übliche Spiel namens »Ich erkläre euch allen die Blöd-Zeitung« statt. Das würde mich ablenken.
    Sarah trötete gerade »Eine Mallorca-Millionärin von siebzig hat den Küblböck adoptiert. Ob der wohl mit der ins Bett muss?«
    »Nee, der ist doch schwul«, wusste Susi. »Die beiden sind nur seelenverwandt. Es gibt auch Freundschaften zwischen Männern und Frauen ohne Sex. Oder, Grappa?«
    »Genau. Je älter ich werde, desto mehr stimmt das«, seufzte ich.
    »Willst du darüber sprechen, Grappa?«
    »Grad nicht, Mädels«, entgegnete ich. »Aber ich komme vielleicht später darauf zurück. Was ist sonst noch passiert in der Welt der Reichen und

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