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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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Schönen?«
    »Da gibt es noch den General, der zurückgetreten ist, weil er mit seiner Biografin gebumst hat«, berichtete Sarah. »Dabei hat er so eine nette Frau, guck mal!«
    Sie deutete auf ein Foto, auf dem ein grauhaariges Muttchen einem Uniformträger die Bibel hinhält, auf die er einen Eid leisten soll.
    »Sieht nett aus, ja, aber eher wie seine Mutter«, meinte ich. »Der Kommentar dazu ist gut. Hört mal! Manche angetrauten Ladys sehen aus, dass du ihren Männern einen Gutschein für einen Seitensprung schenken möchtest. Fallende Mundwinkel, Betonfrisur, das Liebesleben nur als Erinnerung im Silberrahmen auf dem Couchtisch. Verlogene Umarmungen und ein blütenweißes Tischtuch über allen Lebenslügen. Ist doch schön formuliert, oder?«
    »Das Leben wird im Alter nicht leichter«, sinnierte Susi.
    »Stimmt, die Rolle vorwärts über die Spüle schaffe ich nicht mehr, ohne mir die Knochen zu brechen«, gab ich zu.
    »Die hast du doch noch nie geschafft«, behauptete Sarah. »Da hat übrigens jemand für dich angerufen, Grappa. Heute Morgen ganz früh. Ich hatte gerade den Schlüssel in die Tür gesteckt.«
    »Wer denn?«
    »Ein Herr Motte. Er wird sich nachher noch mal melden.«
    Ein elegantes Hintergrundgespräch
    Ich war baff. Manfred Motte suchte Kontakt zu mir. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Am besten gar nichts.
    Motte meldete sich tatsächlich. Seine Stimme klang überraschend jung.
    Dann schaltete ich endlich. Es war nicht Manfred Motte, der mich sprechen wollte, sondern sein Sohn Max, der frischgebackene Geschäftsführer der Motte GmbH. Wir verabredeten uns für fünfzehn Uhr im Verlag.
    Der junge Industrielle erschien pünktlich. Ich führte ihn in den Besprechungsraum, den ich reserviert hatte. Dort wartete Wayne auf uns. Ich hatte ihn gebeten, als Zeuge an dem Gespräch teilzunehmen. Er hatte seine Kamera dabei, um seine Anwesenheit zu begründen.
    »Ich würde gern mit Ihnen unter vier Augen sprechen«, forderte der smarte Mittdreißiger sofort.
    »Warum das, Herr Motte?«, fragte ich. »Ich weiß ja nicht, was Sie von mir wollen. Vielleicht werden Sie unangenehm und dann hätte ich einen Zeugen dafür.«
    Pöppelbaum machte ein Pokerface.
    »Ich werde nie unangenehm«, behauptete Motte. Er sah seinem massigen Vater nicht ähnlich, sondern war schlank und feingliedrig. Das mittelbraune Haar war gelockt und mit Gel in Form gebracht, die Hautfarbe leicht gebräunt und die Nägel poliert.
    Er kommt wohl nach seiner Mutter, dachte ich.
    »Es geht um ein Hintergrundgespräch«, erklärte Motte. »Ob über das, was wir besprechen, ein Artikel verfasst wird, darüber habe ich mir – ehrlich gesagt – noch keine Gedanken gemacht.«
    »Sie wissen aber schon, dass ich Journalistin bin? Wir sind dazu da, Informationen zu veröffentlichen, und nicht dazu, sie unter den Tisch zu kehren.«
    »Nur wir beide oder gar nicht.« Es klang endgültig.
    Meine Neugier siegte. »Na gut! Lässt du uns bitte allein, Wayne?«
    Der Bluthund zog einen Flunsch, drückte im Hinausgehen auf den Auslöser und trollte sich.
    »Sie wissen schon, dass es das Recht am eigenen Bild gibt?«, fragte Motte.
    »Dieses Recht wird überbewertet«, ließ ich meinen Standardspruch erklingen. »Fotografen haben nun mal den Reflex, abdrücken zu müssen.«
    »Wie Sie meinen«, meinte Motte kühl. Er schlug die Beine übereinander und nahm eine lässige Haltung ein. »Ich fasse kurz die Vorgeschichte zusammen.«
    Auch ich schlug die Beine übereinander. Imitation der Körpersprache des Gegenübers lässt Vertrauen entstehen – so hatte ich es mal auf einer Seite für neurolinguistisches Programmieren gelesen. Leider vergaß ich meistens, meine rudimentären Kenntnisse von Psychotechniken im Beruf anzuwenden.
    »Vor etwa einem Jahr sind aus dem Tresor unserer Firma einige geschäftliche und private Unterlagen verschwunden. Der oder die Täter kannten offensichtlich die Zahlenkombination. Vor vier Monaten interessierte sich dann plötzlich ein israelischer Journalist namens Cohn für unsere Firma. Er behauptete, eine Reportage über unsere Waffenlieferungen an den Staat Israel schreiben zu wollen. Er wollte uns einige Fragen zum Ablauf des Geschäfts stellen. Da wir uns streng an die Vorgaben der Bundesregierung und das Kriegswaffenkontrollgesetz halten, haben wir uns keinerlei Sorgen gemacht. Also stimmte mein Vater zu, sich mit Cohn zu treffen – während dessen Deutschlandbesuchs, der einige Monate später stattfinden

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