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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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ausgearbeiteten Stundenplan für mich. »Sally Schwefel hat das Pensionsalter für die Grauen auf die zulässige Höchstgrenze angehoben und ihnen einen Sechzehnstundentag verordnet. Entsprechend wird wohl auch die Zeit der Chromatiker stärker in Anspruch genommen werden, als Sie es gewohnt sind. Es kann also gut sein, dass Sie Tennis oder Krocket aufgeben müssen, weil die Zeit für beides nicht reicht.«
    »Opfer müssen gebracht werden, Sir, das verstehe ich.«
    »Braver Junge. Morgen habe ich Sie gleich als Erstes für die Grenzpatrouille eingetragen, Samstag für die Blitzwache, montags und mittwochs für die Aufsicht zum Schutz gegen Ertrinken und eine Unterrichtseinheit für die Junioren – das ist schon heute Nachmittag. Können Sie das übernehmen?«
    »Ich habe nicht viel Erfahrung im Unterrichten, Sir.«
    »Das macht nichts, es gibt sowieso nicht mehr viel zu unterrichten. Erzählen Sie denen von mir aus was über die verschiedenen Arten von Stühlen. Übrigens«, fügte er hinzu, »Bestnote für Ihre Expedition nach Rostberg. Wenn Sie dem Tod so gerne ins Gesicht lachen, könnten Sie sich doch auch an Hoch-Safran versuchen. Hundert Meriten, Sie brauchten nur hinzufahren und zu gucken, mehr nicht.«
    »Ich habe gehört, die Fatalitätsrate soll hundert Prozent betragen.«
    »Stimmt. Aber bis zum Eintritt des Todes besteht eine hundertprozentige Überlebenschance. Ernsthaft, ich würde mich doch von etwas so Belanglosem wie Statistik nicht abschrecken lassen.«
    »Da muss ich passen.«
    »Wenn Sie das unbedingt so negativ sehen wollen«, antwortete er leicht pikiert, »könnten wir das Entgelt auch gerne auf zweihundert erhöhen.«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Ich trage Sie mal unter ›Noch unentschlossen‹ ein.«
    Wir waren an der Rennbahn angelangt, einem Oval von etwa fünfzehnhundert Metern Länge. Pferde waren zu kostbar, um sie auf der Bahn zu verschleißen, deswegen hatte das Kollektiv für den Renntag auf der Gute-Laune-Messe nach gleichwertigen Alternativen suchen müssen. Vorübergehend waren Strauße sehr in Mode gewesen, ebenso Schraubenantilopen und große Hunde, die von Kindern geritten wurden. Fahrräder waren auch sehr beliebt gewesen, bis einer der Großen Sprünge Zurück die Gangschaltungen erfasste und die Rennen dadurch längst nicht mehr so spannend waren. Um das Verbot zu umgehen, war ein schlauer Kopf auf die Idee gekommen, das prä-Epiphanische Hochrad wiederzubeleben. Durch den direkten Pedalantrieb am übergroßen Vorderrad ließ sich eine beachtliche Spitzengeschwindigkeit erreichen, gleichzeitig machte der Antrieb die Räder aber auch gefährlich topplastig. Mehltau war bei weitem die häufigste Todesursache, daher war der Tod auf der Rennbahn etwas völlig Neues und wurde mit großem Beifall bedacht.
    Eine Sportart allerdings hatte den Renntag der Gute-Laune-Messe über endlos viele Jahre dominiert, und trotz Ablehnung von Seiten der Präfekturen und einer Serie von Rücksprüngen, die auszutricksen einigen Erfindungsgeist erforderte, war sie bis jetzt nicht gänzlich verbannt. Es war der Wettstreit verschiedener Maschinen mit Kraftspeicherantrieb, und Ost-Karmin schickte seinen Redstone Express an den Start.
    Wie die meisten Schwungkraftrenner war es zweirädrig ausgelegt, wie ein normales Fahrrad, nur robuster. Durch den energiegeladenen Gyro-Antrieb hielt sich der Redstone Express auf seinen eigenen Rädern in der Balance, wie ein Zug. Das Gyro-Bike hatte eine elegante stromlinienförmige Karosserieverkleidung, die von der Form her an einen Lachs erinnerte, und während ich die Maschine noch bewunderte, fing sie an zu beben, erst leicht, dann steigerte sich die Bewegung, bis sich das Bike regelrecht schüttelte und dann allmählich wieder beruhigte.
    »Die Gyros arbeiten mal phasengleich, mal phasenverschoben«, erklärte Carlos, als Turquoise sich erkundigte, was los sei, »und dabei kommt es zu diesem Rangeln. Hallo, Eddie. Hast du Imogens Infomappe bekommen?«
    Ich bejahte, und er nickte. Dann hielt er eine Stimmgabel an das Gehäuse, wahrscheinlich um zu prüfen, welcher Gyro der schadhafte war.
    »Bestätigen Sie mir doch einfach«, sagte Turquoise, der sich hingehockt hatte, um die Maschine genauer zu inspizieren, aber nach seiner Miene absoluter Verwirrung zu urteilen genauso gut in die Eingeweide einer Ziege hätte blicken können, »dass diese ganze Chose konform ist.«
    »Selbstverständlich ist sie konform«, sagte Fandango. »Die Everspins laden die Gyros

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