Grau - ein Eddie Russett-Roman
lediglich auf. Beim Rennen sind sie ausgeschaltet. Die längste Strecke, die sie je mit einer einzigen Ladung zurückgelegt haben, beträgt zehn Kilometer.«
»Ich habe zwar kein Wort davon verstanden«, erwiderte Turquoise, »aber wenn Sie das sagen, bestätige ich Ihnen das.«
Er schrieb seinen Namen unter ein Formular, das Fandango ihm hinhielt.
»Also«, hob er erneut an und setzte den Weg Richtung Gewächshaus fort, mit mir im Schlepptau, weil ich den Verdacht hatte, dass unser Gespräch noch nicht zu Ende war. »Da Sie Ihren Ishihara bei uns machen werden, muss ich Ihre Beschäftigungsakte anlegen. Haben Sie irgendwelche besonderen Talente?«
Ich sagte das, was mir als Erstes in den Sinn kam. »Geigenbau.«
»Sie wissen doch, dass der den Blauen vorbehalten ist.«
»Bindfadenproduktion?«
Er lachte. »Dafür müssten Sie schon in die Familie Oxblood einheiraten. Jetzt mal im Ernst. Haben Sie keine anderen Ideen?«
Es hatte keinen Sinn, ihm zu erklären, dass ich mit Constance so gut wie verlobt war, aber dann fiel mir der Colormann ein.
»Ich möchte gerne für NationalColor arbeiten, Sir.«
»Hm«, murmelte Turquoise, der meinen Wunsch vollkommen ignorierte und seine Liste der für Rote genehmigten Berufe durchging. »Wie wäre es mit Klempner? Das Kollektiv braucht immer Klempner. Die Wasserversorgung ist ein dynamisches und stimulierendes Tätigkeitsfeld.«
»Bei allem Respekt, aber ich möchte es lieber erst mal bei NationalColor versuchen.«
Ich sagte ihm, meine Senffarbentönung sei letztes Jahr bester Zweitplatzierter geworden, aber er hörte mir gar nicht zu.
»Heizung oder Wasser?«, fragte Turquoise, machte sich Notizen und gab mir einen Prospekt. »Ich spreche mal mit dem Dorfklempner wegen eines Praktikums für Sie.«
Mittlerweile waren wir am Gewächshaus angekommen, das etwas außerhalb des Dorfes lag. Turquoise drückte das schwere Tor auf, und wir standen im Innern. Draußen war es schon warm, doch drinnen war es heiß, die Luft war feucht, und sie schmeckte nach abgestandenem Wasser. Wie die meisten Gewächshäuser war auch dieser Bau riesig, fast doppelt so groß wie das Rathaus, mit einer sanft gewölbten Decke, geformt wie eine halbe Melone, an der höchsten Stelle knapp dreißig Meter hoch. Ursprünglich war es ausschließlich aus Glasscheiben errichtet worden, jede sage und schreibe drei mal einen Meter zwanzig groß. Natürliche Fluktuation und die Tatsache, dass man sich keine Ersatzscheiben leisten konnte, hatten jedoch dazu geführt, dass das Dach im Laufe der Zeit immer wieder mit Bleiglas unterschiedlicher Dichte und Qualität geflickt worden war. Auf diese Weise war ein ganz hübsches Patchworkmuster entstanden, vermutlich sogar mehrfarbig, da ich einige rote Scheiben erkennen konnte, und unsere Farbe war sicher nicht die einzige, die verwendet worden war.
»Was machen die Ananas, Mr Limone?«
Der Obergärtner trug kein Hemd bei der Arbeit, aber Krawatte und Kragen, was dem Wortlaut der Regeln entsprach. Er war über und über mit Dreck beschmiert, und sein Farbkennzeichen steckte an einem zerbeulten, verschwitzten Hut mit breiter Krempe.
»Entwickeln sich prächtig, Mr Turquoise«, antwortete der Gärtner freundlich. »Der Überschuss wird coloriert und zum Blauen Sektor Nord verschickt, die sind ganz verrückt nach Ananas.«
Er nahm Turquoise mit auf eine kleine Inspektionstour, der ich mich anschloss, und wir schlenderten vorbei an endlosen Beeten mit frischem Obst und Gemüse. Die Felder wurden von Grauen bestellt, deren Gesichter in der Hitze vor Schweiß glänzten. Eine Brombeerranke hatte sich epidemisch ausgebreitet, doch für ihre Vernichtung bedurfte es der Erlaubnis eines Präfekten. Jede Greifpflanze wurde als »teilweise tierisch« klassifiziert und war daher den Richtlinien zur Kontinuität der Biodiversität aus Munsells Bestiarium unterworfen.
»Sie sind die absolute Pest«, sagte der Obergärtner. »Mir ist bekannt, dass man ihnen einfache Dinge beibringen kann, aber Fensterputzen oder Unkrautjäten haben sie sich immer entzogen.«
Turquoise unterschrieb die Order zur Vernichtung und gab sie Mr Limone, der sich bedankte und sagte, er müsse ihm noch etwas anderes zeigen.
Wir gingen den Mittelgang hinunter zu einem brachliegenden Teil der Anbaufläche, der sich in einen Dschungel aus Dattelpalmen und Bambusgewächsen verwandelt hatte, von denen mehrere obstmampfende Krallenaffen frech auf uns herabglotzten.
Der Gärtner schraubte den Deckel von
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