Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag

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Löffel, das Limone-Döschen und das Geld an sich, sagte noch, dass wir den Rest als Finderlohn behalten dürften, und bestieg, mit einer abschließenden Bemerkung über die tödliche Gefahr von Kugelblitzen, den Ford.
    »Worauf warten Sie noch?«, sagte er, als Fandango das Auto wendete. »Die Patrouille ist noch nicht zu Ende. Sie können von Glück sagen, dass ich Ihnen wegen unerlaubten Grenzübertritts nicht noch Meriten abziehe.«
    Es ereigneten sich keine weiteren Dramen mehr auf dem restlichen Patrouillengang. Nur bedeutete die durch den Fund von Travis verursachte Verspätung, dass die erste Schicht Landarbeiter den Frühstücksschinken bereits aufgegessen hatte, als wir nach Hause kamen. Turquoise hatte kein Erbarmen mit uns. »Wenn Sie den Grauen hätten zuvorkommen wollen«, sagte er, »hätten Sie Travis Canary für die nächste Patrouille morgen liegen lassen sollen.« Doug gab ihm recht, auf den einen Tag wäre es auch nicht mehr angekommen. Der Leiche konnte das egal sein.
    Bevor wir auseinandergingen, teilten wir Travis’ Habseligkeiten unter uns auf. Doug bekam die Gürtelschnalle, ich behielt das Taschenmesser. Alles andere, darin waren wir uns einig, sollte den Angehörigen zugeschickt werden. Bestimmt wollten sie wissen, was Travis zugestoßen war, und legten Wert auf einige Erinnerungsstücke. Ich wollte ihnen sagen, es sei ein Kugelblitz gewesen, auch wenn das nicht stimmte. Travis war die Erfüllung seiner Zivilen Verpflichtungen nicht zufällig verwehrt worden, sondern vorsätzlich.

Kugelblitze
    2.5.03.16.281 : Blitzschutzübungen sind mindestens einmal wöchentlich durchzuführen.
    Ich traf Dorian in seinem Fotoatelier an und erzählte ihm von dem Angebot des Colormanns, ihm ein sicheres Geleit nach Smaragdstadt zu gewähren.
    »Für eintausend?«
    »Das hat er verlangt.«
    »So viel könnten wir vielleicht gerade noch zusammenkratzen«, sagte er, »aber dann wäre nichts mehr für eine offene Rückfahrkarte übrig.«
    »Wie ist die Schwebling-Ausbeute ausgefallen?«
    »Alles in allem ein negatives Pfund«, sagte er. »Um einiges schlechter als vergangenes Jahr.«
    Ich riet ihm abzuwarten, die Situation könne sich verbessern, und er bedankte sich, dass ich mir Zeit genommen hatte. Kurz danach war ich zufällig Carlos Fandango über den Weg gelaufen, der gerade dabei war, die Mechanik der Bogenlampe des Dorfes zu reinigen.
    »Hast du deinem Purpurnen Bekannten geschrieben?«, fragte er, nachdem er mir die Mechanik demonstriert und erklärt hatte, dass ständige Pflege nötig sei, damit die Lampe nicht flackerte oder gar ganz erlosch – das Schlimmste, was einem Werkmeister passieren konnte.
    »Er ist gerade auf einer Tagung für Führungskräfte in Malachit am Meer«, sagte ich. Solange er wenigstens noch glaubte, dass Bertie im Rennen war, würde er andere potentielle Freier vertrösten, rechtfertigte ich meine Lüge vor mir selbst. »Aber ich habe mich nach dem Namen seines Hotels erkundigt. Vielleicht weiß ich morgen mehr.«
    »Schön! Hast du Courtland schon gesehen? Er wollte dich wegen irgendeiner Sache sprechen.«
    Nachdem ich mich nach dem Weg erkundigt hatte, ging ich zu einer großen Wiese außerhalb des Dorfes, wo der zweitbeste Ford Model T Ost-Karmins stand. Es war ein Pritschenwagen, und er war noch viel zerbeulter als die Limousine, sofern das überhaupt möglich war. Die Beulen und Dellen in der Karosserie waren so oft ausgehämmert worden, dass das Blech wie die Folie um eine Backkartoffel aussah. Die Reifen waren aus Gummiresten in Eigenarbeit selbst hergestellt, die einzelnen Teile mit einem geflochtenen Nylonfaden zusammengenäht. Wie Fandango mir schon erklärt hatte, wurde der zweite Ford Model T zur Neutralisierung von Kugelblitzen verwendet. Auf die Pritsche war ein Drehgestell montiert, darauf eine starke, mit einem Kupferpfeil gespannte Armbrust.
    In einem Liegestuhl neben dem Fahrzeug saß Courtland. Er trug Tweed mit Fischgrätenmuster, auf einem kleinen Tischchen standen eine Tasse Tee und eine Schale mit Keksen. Ein kleines Stück entfernt sah ich einen Grauen, der durch ein Fernglas die West-Berge beobachtete. Wie Courtland würde auch er das dreifache Gehalt bekommen. Flächen- und Gabelblitze waren vorhersehbar, Kugelblitze dagegen waren ein Mysterium. Unser Team zu Hause verlor jährlich mindestens einen Kugelblitzfänger, ohne Ausnahme. Eine unangenehme Sache.
    »Schön, dass du gekommen bist«, sagte Courtland. »Kann ich dir einen Tee