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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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gefunden haben.«
    Er trat dicht vor mich hin und knurrte mich an.
    »Du hast nichts, Russett. Gar nichts. Ja, seit du den Zorn der Schwefels auf dich gezogen hast, hast du sogar noch beträchtlich weniger als nichts.«
    »Niedrig und langsam, West Südwest!«, rief Preston und rannte zu dem bereitstehenden Ford. »Ein Binärobjekt.«
    Tatsächlich. Die beiden fußballgroßen Kugeln kreisten umeinander auf ihrer Flugbahn über die Baumwipfel hinweg, in etwa fünfhundert Metern Entfernung, und ließen sich vom Wind treiben. Preston warf sofort den Ford an, und Courtland sprang auf die Rückbank.
    »Komm schon, Russett«, sagte er, schwang die schwere Armbrust auf ihrem Gestell herum und prüfte, ob die Kupferspitze auch noch fest mit der Schnur verbunden war. »Mach dich nützlich!«
    Ich zögerte eine Sekunde, dann setzte ich mich zu Preston in die Fahrerkabine. Mit einem »Horrido!« von Courtland machte der Ford einen Satz nach vorne, raste über das Gras und dann einen Abhang hinunter auf ein Dickicht zu.
    »Hallo«, sagte ich zu Preston. »Eddie Russett.«
    »Ihre erste Kugelblitzjagd?«
    Ich nickte, während das Auto über eine Spurrille hüpfte.
    »Es wird Ihnen gefallen. Alle siebenunddreißig Tage haben wir hier Plasmastürme. Die kommen so regelmäßig, dass man sie in seinem Terminkalender eintragen kann.«
    Ich senkte die Stimme etwas, damit Courtland mich nicht verstehen konnte, doch es wäre gar nicht nötig gewesen, denn der Motorlärm übertönte alles.
    »Ist Courtland ein bisschen … na ja … «
    »Gefährlich? Gewalttätig? Verrückt? Auf jeden Fall. Und Sie, Sir, sind dumm wie Stroh. Courtland und seine Mutter des Mordes zu bezichtigen! Glauben Sie vielleicht, die würden angesichts solcher Anschuldigungen einfach den Kopf einziehen und nachgeben?«
    »In Jade-unter-der-Limone achten wir alle die Regeln.«
    »Sie befinden sich hier in der Randzone, Master Edward. Das ist ein anderes Paar Schuhe.«
    Er steuerte auf ein offenes Tor zu, fuhr in ein Dickicht hinein, schlängelte sich zwischen Bäumen hindurch, drosch über Brombeersträucher und kam dann zum Stehen. Wir befanden uns auf einer kleinen, von Weißbirken umgebenen Lichtung, eine alte Doppelschienenlokomotive lag auf der Seite, halb in der Erde vergraben, von den Wurzelsträngen einer uralten Eiche fest umschlungen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass die beiden Plasmakugeln jetzt ganz in der Nähe vorbeihüpfen würden, aber nein, es war ruhig, kein Wind wehte, und es war weit und breit nichts zu sehen.
    »Sind sie geplatzt?«, fragte Courtland.
    »Nein«, erwiderte Preston, der sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, um die Luft zu schmecken, »aber sie sind ganz in der Nähe. Metall ist ein gutes Lockmittel.« Er deutete mit dem Kopf zu der Lokomotive. »Können Sie es spüren?«
    Jetzt, da er es sagte, spürte ich tatsächlich etwas – ein schwaches Brummen in der Luft und auf der Zunge den Geschmack von Metall. Ich verließ mit Preston die Fahrerkabine und stellte mich hinter das Auto, wo Courtland bereits wartete, schweigend. Unser Streit war für den Moment vergessen, die Jagd auf Kugelblitze war wichtiger. Außerdem wussten wir, dass unser Opfer nicht mehr weit sein konnte.
    »Da!«
    Raschelnd und knisternd trieben die beiden Himmelskörper versteckt hinter Blattwerk entlang und kamen jetzt hervor. Courtland richtete das Visier der Armbrust aus, während Preston sich die Trommel schnappte, auf der das Erdungskabel der Harpune aufgespult war, und drückte in sicherer Entfernung von dem Ford einen Kupferdorn in die Erde. Er schloss das Kabel an und schrie: »Los!«
    Mehrere Dinge passierten auf einmal. Courtland schoss die Harpune ab, die mit einem dumpfen Twong! losflog, und das Erdungskabel spulte sich surrend von der Trommel ab. Sobald die Harpune Kontakt mit der Kugel hatte, entzündete sich ein heller Blitz, der Energiestrom floss das Kupferkabel entlang zu dem Erdungsdorn, und mit einem ohrenbetäubenden Lärm, der sich wie eine c-Moll-None anhörte, tat sich um den Dorn herum ein riesiger Krater im Boden auf. Wir brauchten etwas Zeit, um uns von dem Schreck zu erholen, doch Preston und Courtland waren noch nicht fertig. Es waren zwei Kugeln gewesen, beide mit potentiell zerstörerischer Wirkung. Ich sprang auf die Pritsche, als Preston den Ford zurücksetzte, und half Courtland, die Armbrust neu zu spannen. Sobald wir die Weide wieder erreicht hatten, fuhr es sich leichter, und bald hatten wir die zweite Kugel

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