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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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keiner in Sichtweite sei. Larissa schüttelte den Kopf und schaltete auf Durchzug. Die beiden gingen zusammen durchs Treppenhaus nach oben. Zwischen Erdgeschoss und erstem Stock zeigte Frau Blanck auf den Fluchtplan an der Wand: „Letzten Sonntag stand hier einer, der wäre was für Sie gewesen, Schwester Larissa.“
    Sie würde das Gewäsch schweigend über sich ergehen lassen, bis sie oben waren, beschloss Larissa. Dann würde sie sich verabschieden und in eine andere Richtung gehen.
    Das Blättle plapperte munter weiter: „Ansehnlich, schwarze Haare, braungebrannt, Muskeln wie ein Boxer, nicht gerade schick angezogen für sonntags, aber so was lässt sich ja ändern.“
    Larissa war plötzlich wieder ganz Ohr. „Und der stand einfach nur so da?“, fragte sie.
    „Wenn ich's sage. Da stand er und studierte den Plan.“ Sie zeigte noch einmal auf die Wand im Treppenhaus. „Ich hab ihn noch gefragt, ob ich helfen kann, weil ich dachte, der kennt sich bestimmt nicht aus.“
    Das sah Frau Blanck ähnlich. „Und was hat er gesagt?“
    „Er hat nach Frau Abele gefragt. Aber die wohnt ja im Erdgeschoss. Ich habe ihn wieder runter geschickt. Es war wohl ein Ausländer. Hat sich aber freundlich bedankt.“
    „Was hatte er an?“
    „Na ja, wie gesagt, nichts Sonntagsgemäßes. Was Sportliches eher, einen Trainingsanzug, wie die Fußballer in der Pause. Kennen Sie den jungen Mann?“
    „Nein, nein“, antwortete Larissa zerstreut. Zum Glück waren sie oben. Frau Blanck bog ins Zimmer ihrer Schwiegermutter ab und Larissa flüchtete in Richtung Dienstzimmer.
    „Letzten Sonntag“, hatte sie gesagt. Wenn Larissa sich recht erinnerte, war die Blanck am Sonntag kurz nach ihr da gewesen. Larissa hatte also doch recht gehabt: Bettis Neuer war hier gewesen!
    Bodo saß am Schreibtisch. Er begrüßte Larissa mit sorgenvoller Miene, fragte: „Wie geht's Dir?“ und antwortete gleich selber: „Blöde Frage, schlecht natürlich. Kannst du auch nicht abschalten?“
    „Abschalten sowieso nicht. Ich wollte wissen, ob es was Neues gibt. War die Polizei noch mal da?“
    Bodo runzelte die Stirn. „Gestern war wieder einer der Kripobeamten hier. Hat Frau Schmidt befragt. Sie hat mir nachher erzählt, er habe sich als Krankenkassenmitarbeiter ausgegeben. Er habe von ihr wissen wollen, ob sie zufrieden sei und wie oft sie den Notruf betätige. Ich kann mir ehrlich gesagt keinen Reim drauf machen.“
    „Frau Schmidt? Was wollen sie jetzt von der?“
    „Tja ... Das ist halt die Kriminalpolizei. Die wühlen solange alles auf, bis sie etwas gefunden haben. Weißt du was von Kevin?“
    „Außer, dass es scheinbar nicht gut für ihn aussieht, nichts. Der eine Kommissar hat mich gestern angerufen und gefragt, ob ich Locke am Freitagmorgen auf der Station gesehen hätte.“
    „Locke ... Hm. Und, hast du ihn gesehen?“
    Larissa erzählte, dass er am Freitagmorgen in Kevins Auftrag Zigaretten aus dessen Schließfach geholt hatte. Sie habe ihn aus dem Schwesternzimmer kommen sehen. Vielleicht habe das was mit dem verschwundenen Diazepam zu tun.
    Bodo meinte, dass er so was Locke eher zutrauen würde als Kevin, beschwor aber Larissa sofort, dass er das soeben nicht gesagt habe. Er wolle über niemanden schlecht reden, wenn nichts bewiesen sei. Und die Polizei sei sich anscheinend schon sicher, dass Kevin der Sausele das Diazepam gespritzt habe. Ehrlich gesagt, wer außer ihm hätte das auch sonst tun können, zumindest ohne dass Kevin etwas davon mitbekam? Bodo habe bei Kevin nie mit so etwas gerechnet, aber so ein Obduktionsergebnis könne nun mal nicht lügen. Und die anderen so plötzlich verstorben Bewohner, das seien schon verdächtig viele Zufälle, oder nicht?
    „Ich weiß nicht ...“ Larissa musste daran denken, was ihr Betti gestern über Kevin erzählt hatte. Aber es konnte doch nicht sein, dass man sich dermaßen in jemandem täuschte, mit dem man so viel Zeit zusammen verbracht hatte, mit dem man so viel geredet hatte. Schnell wechselte sie das Thema.
    „Sag mal, Bodo“, fragte sie, „du kennst doch Frau Abele im Erdgeschoss?“
    „Ja, wieso?“
    „Hat die irgendwelche ausländischen Verwandte, in der Ukraine oder so?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Wie kommst du drauf?“
    „Die Blanck hat gerade erzählt, dass ein junger Typ, anscheinend Ausländer, letzten Sonntag Frau Abele besuchen wollte. Sie hat ihn vorher wohl noch nie hier gesehen.“
    Bodo blickte sie nur fragend an.
    Larissa fuhr fort: „Ich hab den Mann

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