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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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auch gesehen. Meinst du, ich sollte das der Polizei sagen?“
    Offensichtlich verstand Bodo den Sinn der Frage nicht. Wie sollte er auch?, sah Larissa ein.
    Im Flur waren Stimmen zu hören. Die Treppenhaustür schlug zu. Larissa und Bodo tauschten einen wissenden Blick. Beide erkannten sofort, wer soeben die Bewohner und Besucher im Aufenthaltsbereich begrüßte. Sie schienen auf das Schwesternzimmer zuzukommen.
    „Da sind sie schon wieder“, meinte Bodo sorgenvoll. „Wenn dir das mit dem Besuch verdächtig vorkommt, erzähl's am besten gleich denen.“ Als ob er fürchten würde, von der Polizei dabei erwischt zu werden, während seiner Arbeitszeit ein Schwätzchen zu halten, wendete er sich wieder seinem Schreibkram zu.
    Im nächsten Moment erschienen die beiden Kommissare schon in der Tür. Der freundliche Herr mit dem Hut und dem Namen Strobe war erstaunt, Larissa hier anzutreffen.
    Sie redete sich damit heraus, dass sie sich darüber informieren wollte, ob der Dienstplan für die nächste Woche nicht etwa geändert worden war. Sie verkniff sich hinzuzufügen, dass schließlich zwei Mitarbeiter auf der Station fehlten. Stattdessen erklärte sie, dass sie gerade gehen wollte. Als der junge Kripobeamte, der heute leichenblass war, Bodo fragte, ob er ihm noch ein paar Fragen beantworten könnte, und auch der Alte sich Bodo zuwendete, verabschiedete sich Larissa und versuchte sich aus dem Raum zu stehlen.
    „Frau Groß, warten Sie bitte noch einen Moment?“, ertönte es hinter ihr. Der mit dem Hut kam ihr hinterher. Larissa klopfte das Herz bis zum Hals. Wieso hab ich Angst vor der Polizei?, fragte sie sich.
    Der Polizist fragte sie schließlich auch nur, ob außer ihr noch jemand von den Mitarbeitern, die am Freitagmorgen Dienst gehabt hatten, hier sei.
    Larissa schüttelt den Kopf. „Nein, die haben alle frei.“
    „So wie Sie“, schmunzelte der Herr und schob seinen Hut ein Stück nach hinten. „Danke noch mal für Ihre Aussage, die sie gestern am Telefon gemacht haben. Das war sehr wichtig. Vielleicht stellt sich heraus, dass außer den dazu Befugten doch noch jemand anders am Giftschrank gewesen war.“
    Sie nickte mechanisch mit dem Kopf, in dem gerade etwas herumgeisterte, das sie völlig durcheinanderbrachte, jetzt, da sie plötzlich dem Kriminalbeamten gegenüberstand.
    „Wollen Sie noch etwas sagen?“, fragte er.
    Konnte er Gedanken lesen? Larissa hatte das Bedürfnis, das Gespräch möglichst kurz zu machen und, so schnell es ging, von hier zu verschwinden, bevor sie etwas erzählte, was sie nicht erzählen wollte. Oder besser, bevor sie sich sicher war, dass sie etwas verraten wollte, das möglicherweise ihre Freundin in Schwierigkeiten brachte. „Nein“, antwortete sie, nach einem etwas zu langem Zögern. Andererseits, dachte sie, war ihr bester Freund bereits in großen Schwierigkeiten.
    „Haben Sie vielleicht inzwischen die neue Adresse von Bettina Richter?“, fragte der Beamte.
    Ach ja, die hatte er ja gestern am Telefon schon wissen wollen. „Sie hat mich gestern noch angerufen, hätte ich fast vergessen.“
    Herr Strobe zückte Notizblock und Kugelschreiber. Larissa nannte ihm Straße und Hausnummer. Den Nachnahmen von Andrej konnte sie ihm nur von der Aussprache her sagen. Strobe bedankte sich und fragte noch einmal, ob sie ihm sonst wirklich nichts mitteilen wolle?
    Larissa kämpfte noch einen Augenblick mit sich selber. Aber es muss sein, dachte sie dann. Ein bisschen half auch die vertrauenerweckende Gemütsruhe des Kriminalbeamten mit dem braunen Hut nach. Und außerdem: Jetzt war es eh schon zu spät. „Da ist noch etwas“, sagte sie entschlossen. Nun war es raus. „Der neue Freund von Betti ...“
    „Was ist mit ihm?“, verkürzte Strobe Larissas erneutes Zögern.
    „Er war letzten Sonntagnachmittag hier im Heim. Frau Blanck und ich haben ihn gesehen. Ich bin mir ganz sicher, dass er hier war.“ Sie nickte, um ihre Aussage zu bekräftigen. „Frau Blanck sagt, er stand im Treppenhaus und hat auf den Fluchtplan an der Wand gesehen. Sie habe ihn gefragt, ob sie ihm helfen könne. Er habe anscheinend gesagt, dass er zu Frau Abele wolle. Die wohnt im Erdgeschoss.“
    „Und dieser neue Freund von Bettina Richter, der ist Ihnen verdächtig vorgekommen?“
    Larissa zögerte noch einmal ganz kurz. „Ja.“
    „Warum?“
    „Das war so: Ich habe mich gestern mit Betti getroffen. Die hat mir ein Bild von ihm gezeigt. Ich habe ihn sofort erkannt und ihr gesagt, dass ich ihn am

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