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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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Sonntagabend im Sonnenweiß gesehen hab. Aber sie hat behauptet, dass das überhaupt nicht möglich sei. Sie sei zu der Zeit mit ihm zusammen gewesen und er könne gar nicht hier gewesen sein. Sie war sich ganz sicher. Ich bin mir aber auch sicher. Und Frau Blanck hat ihn ja auch gesehen.“
    „Vielleicht hat er tatsächlich jemanden besucht?“
    „Frau Abele hat eigentlich nie Besuch bekommen. Sie hat keine Verwandten hier. Ich habe gerade Bodo gefragt, der hat auch noch nichts von Verwandtschaft gehört.“
    „Und Sie sind sich absolut sicher, dass es der neue Freund, also ...“ Strobe schaute in sein Notizheft, „Andrej Kovalev war?“
    „Er muss es gewesen sein. Es gibt hier niemanden, der so aussieht, so ... südländisch. Die Hautfarbe meine ich. Und der Akzent. Er hat Challo gesagt, als ich an ihm vorbeigelaufen bin. Bettis Freund ist aus der Ukraine ...“
    Der Kriminalbeamte ließ sich den Mann genau beschreiben, notierte sich, wann sie ihn wo gesehen hatte, schrieb sich auch den Namen Abele auf. Dann fragte er, ob Larissa noch mehr über Bettina Richters Freund wisse, zum Beispiel wie lange und woher sie sich kannten. Sie erzählte kurz, was sie von Betti wusste.
    „Wenn alle so aufmerksam wie Sie wären, kämen wir hier schneller voran und hätten vielleicht schon den Richtigen“, raunte Kommissar Strobe Larissa zu und bedankte sich dann für ihre Ehrlichkeit.
    Doch Larissa fühlte sich überhaupt nicht geschmeichelt. „Wäre es möglich, nicht Betti zu verraten, dass ich Ihnen das erzählt habe?“, fragte sie.
    „Sie können sich auf meine Diskretion verlassen“, versprach er und fragte, ob diese Frau Blanck auch gerade im Haus sei.
    Larissa zeigt zum Ende des langen Ganges: „Da vorne im roten Pullover, das ist sie. Sie ist fast immer da, gibt ihrer Mutter meistens selber das Essen. Die weiß fast alles, was im Haus so passiert. Ich muss dann gehen, ich bin verabredet.“ Larissa versuchte zu lächeln. Sie hoffte, dieser Mann würde dafür sorgen, dass Kevin bald wieder frei war.
    „Gehen Sie nur, Frau Groß. Ich will Ihnen nicht Ihr schwer verdientes Restwochenende stehlen. Trotz allem, einen schönen Sonntag noch.“ Er gab ihr die Hand.
    Larissa holte den Korb mit der Flasche Schwarzriesling und dem Alpenveilchen aus ihrer Wohnung und eilte in die Tiefgarage. Sie war wieder mal spät dran und ihre Eltern pflegten pünktlich um zwölf Mittag zu essen.

    Strobe betrat noch einmal das Schwesternzimmer. Bodo Stiller redete gerade von der hohen Arbeitsmoral aller Mitarbeiter auf dieser Station.
    „Darf ich stören?“, fragte Strobe.
    „Wir waren so weit fertig“, meinte Schell.
    „Dann komm mal mit mir mit“, forderte er seinen Kollegen auf. Der bedankte sich bei Stiller und folgte Strobe. Auf dem Flur meinte er, dass er von dem Pfleger auch nichts Neues erfahren habe. Aber der Hauptkommissar hatte Neuigkeiten. Er deutete unauffällig auf das andere Ende des Flurs.
    „Die im roten Pullover, da hinten, die wird uns gleich was berichten. Hör's dir einfach erst mal an. Besser, du bist gleich dabei, dann muss ich dir nicht alles noch mal erzählen.“
    Sie kamen an einer Tür vorbei, auf der ein selbstgemaltes Schild mit einer blauen Badewanne und einer Dusche, die mit kegelförmigem Strahl Wasser versprühte, angebracht war. Ein Schwall Desinfektionsmittelaroma vermischt mit anderen, noch weniger angenehmen Gerüchen, drang aus dem Raum.
    „Oh Gott, ist mir übel“, stöhnte Schell plötzlich. „Sobald man hier aus dem Treppenhaus kommt, schlägt einem der Gestank nach Exkrementen entgegen. Und wenn‘s nicht nach gebrauchten Windeln riecht, dann nach Desinfektionsmittel. Wahrscheinlich riechen wir selber so, wenn wir nach ein paar Stunden in diesem Haus ins Auto steigen. Und wir merken es nicht mal.“
    „Hättest du mal lieber weniger getrunken gestern Abend“, entgegnete Strobe ungerührt. „Brauchst du noch eine Thomapyrin?“
    „Danke. Aber die Kopfschmerzen sind weg. Mir ist nur übel. Mir geht's sicher besser, wenn ich erst mal hier raus bin.“
    Strobe ignorierte das Gejammer und lief zügig weiter. Als sie fast am Aufenthaltsraum angelangt waren, drang aus der Richtung, aus der sie kamen, ein markerschütternder Schrei.
    „Was war das?“, fragte Schell und beide drehten sich reflexartig um. Doch der Gang war leer. Der Schrei war aus einem der Zimmer gekommen.
    „Vielleicht hat einer eine Spritze in den Arsch gekriegt.“ Strobe wollte weitergehen, da ertönte es aus

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