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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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nicht?“
    „Sag mal! Was glaubst'n du von mir?“
    Das wirkte irgendwie nicht so überzeugend, fand Larissa. Auf jeden Fall war ihre Freundin von Kevins Schuld am Tod von einigen Heimbewohnern überzeugt. Und so langsam kam Larissa zu der Einsicht, dass es nun etwas gab, das zwischen ihr und Betti stand: Ihre Meinung über Kevin. Betti traute ihm zu, dass er dazu beigetragen hatte, dass die Leute sterben mussten! Larissa eben nicht, auch wenn sie sich die ganzen Ereignisse und Bettis Entdeckung noch nicht erklären konnte.
    Doch Betti war noch immer ihre Freundin. Sie hatte Kevin eben auch von einer anderen Seite kennengelernt. Wenn sich alles aufklärte, hoffentlich bald, würde Betti ihre Meinung auch wieder ändern.
    „Ist Dir schon mal aufgefallen, dass die meisten hier jünger sind als wir?“, hörte Larissa sie unvermittelt fragen.
    Wollte ihre Freundin jetzt ablenken? Oder war das ganze Thema für sie überhaupt nicht mehr wichtig? Aber okay, vielleicht sollte man wirklich mal über was anderes reden. Larissa schaute sich um.
    „Ja, in den letzten Jahren schon“, antwortete sie.
    Betti lachte: „Und, gibt dir das nicht zu denken?“
    Ach, daher wehte der Wind. „Jetzt fang du auch noch an wie meine Mutter“, wehrte Larissa die Anspielung ab. Fast hätte sie geantwortet, Betti müsse ja wissen, wie schwer es ist, mit jemandem zusammen zu sein, der in der Pflege arbeitet. Sie besann sich eines Besseren und sagte: „Reden wir lieber über deine neue Liebe. Du wolltest mir ein Bild zeigen.“
    Betti holte prompt ihre Brieftasche aus dem Handtäschchen, klappte sie auf und schob sie ihr über den Tisch.
    „Und was sagst du?“, fragte sie ungeduldig.
    Larissa lächelte. Auf dem Foto sah sie tatsächlich Bettis Traummann, so, wie sie ihn immer beschrieben hatte, bevor sie ihn nun tatsächlich getroffen hatte. Er sah wirklich außergewöhnlich gut aus. Schwarze kurze Haare, dunkler Teint. Sein athletischer Körper lehnte an einem Geländer. Im Hintergrund sah man Wasser unter blauem Himmel.
    „Super“, musste sie anerkennen. „Wo stammt er her? Italien?“
    „Ukraine.“
    „Na gut, jedenfalls aus einer Gegend, in der öfter die Sonne scheint.“ Sie überlegte, wo sie den Typen schon gesehen hatte. Aber nur einen Moment lang. Dann war sie sich ganz sicher: „Ich kenne ihn! Er war schon bei uns im Heim.“
    Betti zuckte mit den Schultern: „Gut möglich, vielleicht hat er mal beruflich da zu tun gehabt. Er hat ja schon, bevor er sich selbstständig gemacht hat, Menüs ins Haus geliefert“, erklärte sie.
    „Ich weiß auch noch genau, wann“, fiel Larissa nun ein: „Das war letzten Sonntag, abends, kurz vor fünf. Ich bin zum Spätdienst gegangen. Ich hatte ja geteilten Dienst.“
    Betti schüttelte den Kopf. „Unmöglich!“
    Aber Larissa redete weiter. „Ich gehe ja immer über den Hof hinten rein. Er stand im Keller am Getränkeautomaten. Ich habe Hallo gesagt. Er hat auch Hallo gesagt und sich kurz zu mir umgedreht.“
    Betti schüttelte wieder den Kopf und lachte: „Das kann überhaupt nicht sein.“
    Larissa guckte sie nur unsicher an.
    „Das kann er nicht gewesen sein“, versicherte Betti. „Ich war ja mit ihm am Sonntag den ganzen Abend zusammen.“
    Larissa schaute sich noch einmal das Foto an. „Unglaublich!“, sagte sie. „Der sah wirklich genauso aus.“
    „Vielleicht hat Andrej ja noch einen Zwillingsbruder. Hey, das wäre ja genial! Der wäre dann für dich! Stell dir mal vor ...“
    „Hm.“ Larissa lächelte nachdenklich ihre Freundin an und betrachtete dann wieder das Foto. Sie hörte nur noch mit halbem Ohr hin. Sie war sich mittlerweile hundertprozentig sicher. Sie hatte danach sogar auf Station Irene erzählt, was für einen gutaussehenden Mann sie gerade gesehen hätte. Da stimmte schon wieder was nicht. So einen Zufall konnte es doch nicht geben! „Bist du dir wirklich ganz sicher, dass ihr um fünf zusammen wart?“, unterbrach sie schließlich Betti.
    „Natürlich bin ich mir sicher“, meinte sie genervt. „Den Sonntag, als ich bei Kevin ausgezogen bin, werde ich nicht so schnell vergessen! Nach dem Schock in Kevins Arbeitszimmer bin ich gleich wieder zu Andrej gefahren. Er hatte frei. Wir waren die ganze Zeit zusammen. Nach Kevins Dienstbeginn um zwanzig Uhr haben wir gemeinsam meine Sachen aus der Wohnung geholt und dann die ganze Nacht zusammen verbracht.“
    „Und Andrej war nicht mal zwischendurch weg? Vielleicht nur ganz kurz?“
    „Hab ich Alzheimer

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