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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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gerne einen kleinen Nebenjob für seinen Bruder erledigt. Außerdem ist er drogenabhängig ...“
    „Juri Kovalev war völlig fremd hier“, unterbrach Jung wieder. „Er kannte sich im Sonnenweiß-Stift überhaupt nicht aus. Wer hat ihm die Örtlichkeiten beschrieben und ihm gesagt, was er tun soll? Und warum gleich ein solch kaltblütiger Mord wie der an Frau Sausele?“
    Strobe ließ sich nicht durcheinanderbringen. „Bettina Richter hat ja ausgesagt, dass Linde bestimmte Bewohner genannt habe, die sich quälen und sinnlos leiden würden. Die Information könnte sie an Andrej weitergegeben und der diese ausgenutzt haben. Und bei den Insiderinformationen und der Beschreibung der Örtlichkeiten, die Juri, und vielleicht auch Andrej Kovalev fremd waren, kommt Hartmut Locke ins Spiel. Er kannte sich im Heim aus, kannte sicher sogar Lindes Gewohnheiten und wusste, wie ein Nachtdienst ablief.
    Er hatte auch bei den Todesfällen Fritz und Leutle Gelegenheit zu manipulieren. Beide wohnten auf Station A, wo Locke arbeitet. Auch an der Suche nach der verschwundenen Frieda Müller war Locke beteiligt. Und was den Mord an Frau Sausele betrifft, dessen Durchführung zugegebenermaßen riskant für einen Ortsfremden war: Dadurch, dass die zwei ersten Tötungen so erfolgreich abgelaufen, beziehungsweise als unglückliche, selbstverursachte Missgeschicke vertuscht worden waren, könnten die Beteiligten übermütig und unvorsichtig geworden sein.“
    „Und Lockes Motiv?“, warf Jung ein.
    „Auch er hatte es auf Bettina Richter abgesehen. Locke und Linde waren zwar mehr oder weniger befreundet, aber sehr tief ging die Freundschaft eher nicht, wie es mir vorkommt. Locke hat einiges über Linde ausgesagt, was den in ein schlechtes Licht gerückt hat. Und möglicherweise hat er das Beruhigungsmittel mit dem Schlüssel des Freundes aus dem Giftschrank gestohlen.“
    „Das behauptet Linde, richtig?“, fragte Jung.
    „Richtig. Linde hatte ihm während der Frühstückspause seinen Schlüsselbund gegeben, damit er Zigaretten aus seinem Schließfach im Schwesternzimmer holen konnte. Eine Pflegerin hat Locke zur angegebenen Zeit aus dem Zimmer kommen sehen. Ich habe vom Giftschrank Fingerabdrücke nehmen lassen. Locke hatte normalerweise keinen Zugang. Falls seine dabei sind, wäre das ein Beweis. Linde hat uns den Hinweis leider erst am Samstag gegeben. Am Wochenende haben wir Locke nicht angetroffen.“
    „Notfalls vorladen! Klingt sowieso alles sehr gewagt!“, erklärte Jung.
    „Noch ganz kurz zum Mord an der Sausele“, meldete sich Schell noch einmal zu Wort. „Der Rechtsmediziner hat an der Leiche zwei Einstichstellen festgestellt. Eine am linken, eine am rechten Arm. Vielleicht hat Juri Kovalev die zweite Spritze gegeben, um das Opfer so ruhigzustellen. Er ist laut Akte heroinabhängig, kann also mit Spritzen umgehen.“
    „Also an die Theorie, dass der gesuchte Verbrecher Juri Kovalev, alias Yegor Kutschman, hier und noch dazu in diesem Pflegeheim gewesen sein soll, glaube ich noch nicht. Andrej Kovalevs Aussage allein reicht mir für so eine Vermutung nicht“, machte Jung Schells Versuch, Strobe zu unterstützen, zunichte. „Und was Andrejs vermeintliches Motiv Eifersucht betrifft, Herr Strobe, da stellt sich die Frage: Hat Linde überhaupt um Bettina Richter gekämpft? War ihm die Trennung nicht eher völlig gleichgültig?“, schob Bacchus noch nach.
    Der Hauptkommissar schaute hilfesuchend zu Schell. „Das ist noch nicht ganz sicher“, half der aus. „Sie hat gestern behauptet, dass Linde nichts mehr von ihr wollte, aber das klang nicht sehr glaubwürdig.“
    „Wir werden dem noch nachgehen“, fügte Strobe an.
    „Dürftig, das alles. Und weit hergeholt, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir kommen doch immer wieder zurück zu Linde!“, bemerkte Jung. Dann fiel ihm seine vorherige Frage wieder ein: „Was ist nun mit dem Sohn, Herrn Sausele? Welche Rolle sollte er bei dieser Hypothese spielen?“
    Bei dieser gar keine, dachte Strobe. Er sah ein, er musste nun etwas dazu sagen. Er hatte zwar vorgehabt, noch ein bisschen weiter zu sammeln, bevor er den Staatsanwalt einweihte, andererseits brauchte er aber auch Jungs Hilfe. Der Gedanke war ihm ja schon am Samstag gekommen, als er in dem Doppelzimmer gewesen war, in welchem die Ermordete vorher allein gewohnt hatte.
    „Frieder Sausele musste den Pflegeheimplatz seiner Mutter selber zahlen“, fing Strobe an, ohne Jungs Frage direkt zu beantworten. „Ich hab mich

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